Heidelberg: Mehr Straftaten, weniger Einbrüche
Kriminalstatistik 2016: Nach großen Steigerungen bei manchen Delikten im Jahr 2015 geht die Zuwachsrate jetzt zurück - Heidelberg ist bei der Aufklärungsquote vorne

Auch das hilft gegen Wohnungseinbrüche: Polizeibeamte gaben schon 2014 Anwohnern im Pfaffengrund Tipps, wie sie ihre Wohnungen sicherer machen können. Foto: Philipp Rothe
Von Steffen Blatt
Heidelberg. Die Zahl der Straftaten ist in Heidelberg 2016 erneut gestiegen - allerdings nicht so stark wie im Jahr zuvor. Das gilt etwa für die Straßen- und Gewaltkriminalität. In anderen Bereichen sind die Zahlen gesunken, zum Beispiel bei Raubdelikten und Wohnungseinbrüchen. Das sind die Haupterkenntnisse der Kriminalitätsstatistik 2016, die gestern im Polizeipräsidium Mannheim vorgestellt wurde. Mit einer Zunahme von 6,1 Prozent bei der Gesamtzahl der Straftaten liegt Heidelberg erneut vor Mannheim (plus 1,4) und dem Rhein-Neckar-Kreis (plus 4,8, weitere Zahlen und Artikel siehe "Metropolregion"). Im Vorjahr betrug die Steigerung in Heidelberg aber noch 16,1 Prozent. Weitere Fakten aus der Statistik:
Hohe Aufklärungsquote: Hier liegt Heidelberg mit 57,7 Prozent vor Mannheim (55,1) und dem Rhein-Neckar-Kreis (53,8).
Heidelberg vor Stuttgart: Die "Häufigkeitszahl" - das ist die Zahl der bekannten Fälle errechnet auf 100.000 Einwohner - drückt die durch Kriminalität verursachte Gefährdung aus. Hier ist Heidelberg in der "Tabelle" der Großstädte in Baden-Württemberg einen Platz nach vorne gerückt. Hier stieg die Deliktzahl 2016, während sie in Stuttgart fiel. Damit liegt Heidelberg jetzt statt der Landeshauptstadt auf Rang vier, Spitzenreiter ist Freiburg vor Mannheim und Karlsruhe.
Mehr Straßen- und Gewaltkriminalität: Bei Taten auf Straßen, Plätzen und Wegen verzeichnet Heidelberg einen Zuwachs auf 3404 Fälle (plus 6,9 Prozent), 2015 lag die Zahl bei 3183, was damals einer Steigerung von 10,8 Prozent entsprach. Gestiegen sind die Deliktzahlen bei schwerer Körperverletzung auf Straßen, Plätzen und Wegen (plus 166 auf 868), bei Fahrraddiebstahl (plus 656 auf 5391) und Diebstählen aus Fahrzeugen (plus 909 auf 4777). Einen Rückgang gab es bei Raub auf der Straße (minus 46 auf 188) und Taschendiebstahl (minus 318 auf 2333).
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Bei der Gewaltkriminalität (Vergewaltigung, Raub und gefährliche Körperverletzung) beträgt die Zunahme 8,5 Prozent (511 Fälle), deutlich weniger als der Wert 2015 (mit 58,6 Prozent auf 471 Fälle war das einer der "Ausreißer" in der Statistik).
Weniger Wohnungseinbrüche und Raubdelikte: Schon 2015 war bei den Einbrüchen ein Rückgang von 46,5 Prozent auf 208 Taten zu verzeichnen, 2016 gab es noch einmal ein Minus von 15,9 Prozent. Insgesamt registrierte die Polizei noch 175 Fälle, "Spitzenreiter" sind laut dem Leitenden Kriminaldirektor Siegfried Kollmar die Stadtteile Kirchheim (27) und Neuenheim (20).
Polizeipräsident Thomas Köber führt den Rückgang auf die Einrichtung einer Ermittlungsgruppe zurück und auf die Initiative "Schlossprämie" der Stadt, mit der Investitionen in Sicherheitstechnik bezuschusst werden. Er sieht aber auch die Kehrseite der Medaille: "Es gab eine Verdrängung in den Rhein-Neckar-Kreis." Dort gab es eine Zunahme von 25,9 Prozent. In letzter Zeit registriert die Polizei in Heidelberg verstärkt Einbrüche in Kindertagesstätten. "Darum müssen wir uns kümmern", sagt Kollmar. Ganz erklären kann er sich diesen Trend allerdings noch nicht, denn in einer Kita gebe es in der Regel wenig zu holen.
Bei Raub und räuberischer Erpressung, das sind etwa Überfälle auf Geschäfte, verzeichnet die Statistik ein Minus von 12,7 Prozent auf 96 Taten. Eine gute Nachricht - nach der wahren "Explosion" der Fälle im Jahr 2015 - 110 Taten entsprachen damals einem Plus von 69,2 Prozent.
Kein Mord: Nach einem Fall 2015 gab es im vergangenen Jahr überhaupt keine Tat. Totschlag wurde fünf Mal verzeichnet (2015: 3).
Viele Tatverdächtige kommen nicht aus Heidelberg: Bei den deutschen Tatverdächtigen gilt das für über die Hälfte, bei den nicht-deutschen sind es knapp unter 50 Prozent. Insgesamt registrierte die Polizei (ohne ausländerrechtliche Verstöße) in Heidelberg 6269 Tatverdächtige (2015: 5991). Davon sind unter anderem 3451 Deutsche (3463), 213 Gambier (89), 205 Rumänen (160), 202 Türken (234), 189 Algerier (170), 115 Syrer (61), 114 Tunesier (142), 112 Albaner (130), 112 Georgier (132) und 110 Serben (139). Asylbewerber begingen in Heidelberg - ohne Verstöße gegen Aufenthalts- oder Asylgesetz - 2023 Straftaten (2015: 1605), davon in Unterkünften 391 (244).



