Hangbus für den Heiligenberg: Probebetrieb erst nächstes Jahr?
Die Stadt hat keine 12.000 Euro übrig - Und auf der Thingstätte herrscht weiter "tote Hose"

Der Heiligenberg mit Thingstätte und Michaelsbasilika ist das ganze Jahr über ein beliebtes Ausflugsziel, allerdings nur mit dem Auto oder zu Fuß erreichbar. Der Bezirksbeirat Handschuhsheim hat nun beantragt, testweise einen Bus auf den Berg fahren zu lassen - was dieses Jahr wahrscheinlich nichts wird. Außerdem fragen sich viele, warum es eigentlich keine Veranstaltungen mehr auf der Freilichtbühne gibt, abgesehen vom Treffen in der Walpurgisnacht, für das es keinen Organisator gibt.
Im Juli 2013 stellte der Bezirksbeirat den Antrag zur sogenannten Hangbuslinie 38. Zwischen Mai und Oktober soll die an Sonn- und Feiertagen zwischen 11 und 18 Uhr im Stundentakt auf den Berg fahren. Im Frühjahr dieses Jahres sollte ein Probebetrieb starten, um zu sehen, ob sich die Linie rentiert. Doch in der letzten Sitzung des Gremiums erteilte Peristera Deliginannidou vom Amt für Verkehrsmanagement dem Plan eine Absage. Der Grund: Die erforderlichen Zuschüsse für die Rhein-Neckar Verkehr GmbH in Höhe von 12.000 Euro stehen im Teilhaushalt des Amtes derzeit nicht zur Verfügung. Die Mittel sollen jetzt "vorbehaltlich der Finanzierbarkeit" in den Doppelhaushalt 2015/2016 eingestellt werden, hieß es in der Beschlussvorlage zur Sitzung. Heute Abend ab 17 Uhr diskutiert der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats über den Antrag.
So wird man also noch mindestens ein Jahr warten müssen, bis der Heiligenberg auch per Bus erklommen werden kann. Auch Gerhard Genthner, der Vorsitzende des Stadtteilvereins, hält die Hangbuslinie für eine gute Idee: "Ein Versuch ist es Wert. Und wenn man feststellt, dass es zu teuer ist, kann man es ja wieder sein lassen." Probleme mit dem Autoverkehr, der jetzt vor allem an Wochenenden durch den Stadtteil und zur Thingstätte hinauf rollt, gebe es aber auch keine, jedenfalls habe sich noch niemand deswegen beim Stadtteilverein beschwert, sagt Genthner.
Das würde sich womöglich ändern, wenn wieder mal ein großes Konzert oder eine Opernaufführung auf der Thingstätte stattfinden würde. Lange Zeit gab es dort regelmäßig Veranstaltungen: klassische Konzerte, Oper mit Montserrat Caballé, Schlager mit Udo Jürgens. Zuletzt wurde 2005 Verdis "Aida" aufgeführt, seit dem ist "tote Hose" auf der Thingstätte.
Es sind vor allem die Auflagen der Stadt, die Veranstalter einen Bogen um den Heiligenberg machen lassen. Die Zuschauerzahl ist auf 5000 begrenzt, für 4000 Menschen muss ein Bustransfer eingerichtet werden, denn für Privatautos ist die Zufahrt bei Großveranstaltungen gesperrt. Außerdem müssen Parkplätze im Stadtgebiet ausgewiesen werden. Letzteres war vor ein paar Jahren noch relativ einfach, die Zuschauer konnten umsonst im Neuenheimer Feld parken. Seit Herbst 2007 sind die Stellplätze aber kostenpflichtig, also müsste ein Veranstalter auch noch mit dem Uniklinikum über Sonderkonditionen verhandeln. Und dann kommt noch die Logistik dazu: Bühne und Ausrüstung müssen auf den Berg geschafft und Starkstrom gelegt werden, dazu kommen Absperrung, Toiletten, Wasserversorgung sowie die Kosten für das Sicherheitspersonal.
Diese Probleme sieht auch Mike de Vries, der Geschäftsführer von Heidelberg Marketing, das für die Vermarktung der Thingstätte zuständig ist. "Wir haben aktuell ein paar Anfragen, aber es ist für Veranstalter schwierig, die Thingstätte zu bespielen", sagt er. Die Finanzierung eines Events nur über Eintrittsgelder sieht de Vries kritisch, außer wenn es sich um einen wirklichen Hochkaräter handele; er könnte sich aber auch TV-Produktionen auf der Freilichtbühne vorstellen. Derzeit arbeite seine Mannschaft an einer Paketlösung für Veranstalter, in der etwa die Shuttle-Busse und Sonderkonditionen für die Parkplätze schon enthalten sind. Überhaupt ist der Marketing-Chef der Meinung, dass der Heiligenberg touristisch "besser aufgestellt" werden könnte - da könnte ein Hangbus sicher helfen.