Heidelberg

Grüne und CDU machen Druck für Luftfilter in allen Schulen

Die Luftreinigungsgeräte könnten mit Bundes- und Landesförderung angeschafft werden. Doch handelt das Rathaus dafür schnell genug?

21.07.2021 UPDATE: 22.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Archivfoto: Kreutzer

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Die Grünen und die CDU im Gemeinderat sind sich schon mal einig: Die Heidelberger Schulen sollten mit mobilen Luftfiltern ausgerüstet werden. Immerhin gibt es dafür jetzt Geld vom Land (60 Millionen Euro) und vom Bund (200 Millionen Euro). Schon am 8. Juli erklärte die Grünen-Stadträtin und Bildungsexpertin Anja Gernand: "Luftfilter sind ein wichtiger Teil der Sicherheits- und Hygienestrategie in Schulen. Wir fordern die Stadt auf, jetzt schnell zu handeln und die Förderung des Landes zu nutzen, um mehr Luftreinigungsgeräte für Heidelberger Schulen anzuschaffen."

Dann kam von der CDU der entsprechende Antrag für die letzte Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause. Sie hat auch nicht nur die Klassen 1 bis 6 im Blick, sondern alle und zudem die Kitas. Stadtrat Alexander Föhr rechnete aus, dass Heidelberg vom Land fast eine Million Euro Fördermittel bekommen müsste. "900 Klassenzimmer sind bei uns noch unversorgt. Den Großteil der Geräte könnten wir uns fördern lassen." Zur Finanzierung meint Fraktionschef Jan Gradel: "Jede Stadt hat ein Corona-Soforthilfe-Budget. Bei Gefahr im Verzug ist immer Geld da."

Bisher hatten sich Land und Kommunen meist auf das Umweltbundesamt berufen, das Luftfilter nur dort empfiehlt, wo die Fenster nicht ausreichend geöffnet werden können. Und auf die Kosten geschaut, die man in Heidelberg immer mit 4000 Euro pro Gerät bezifferte. Auch Heidelberg hatte deshalb im vergangenen Winter nur 80 mobile Luftreinigungsgeräte für schwer lüftbare Räume sowie Räume, in denen vulnerable Schülergruppen unterrichtet werden, angeschafft. Außerdem, so eine Sprecherin, habe die Stadt zur Verbesserung des Infektionsschutzes die Schulen mit rund 1000 CO2-Ampeln versorgt, die anzeigen, wann die Luft im Raum verbraucht ist und gelüftet werden muss – aus Bundes- und Landesmitteln finanziert.

Nur das Fenster aufreißen helfe nicht, sagte aber beispielsweise schon vor Monaten der Physiker Prof. Christian Kähler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Bundeswehruniversität München. Denn so könne die Luft im Klassenzimmer nicht effizient erneuert werden. Er empfiehlt Luftreiniger, die Aerosolpartikel und damit auch die Sars-CoV-2-Viren abscheiden – darüber hinaus auch noch Feinstaub und Pollen. Wichtig sei, dass die Geräte groß genug seien und dass sie die Luft mindestens sechs Mal pro Stunde austauschten.

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Sind die Geräte zu laut für das Arbeiten im Klassenzimmer? Eric Herzberg, dessen Heidelberg College in Neuenheim im vergangenen Dezember alle Schulräume mit solchen Luftfiltergeräten ausstattete, berichtet von besten Erfahrungen. Etwas über 2000 Euro hatten die Geräte damals gekostet, die mithilfe eines Ingenieurs ausgesucht worden waren. Herzberg findet sie bedienungsfreundlich. Und falls sie in bestimmten Situationen zu laut seien, nehme man zwei Geräte und könne dann den Durchsatz und die Lautstärke drosseln.

Die Stadt will nun mit dem Gemeinderat sprechen. "Klar ist: Voraussichtlich die Hälfte der Anschaffungskosten und erhebliche Wartungs- und Folgekosten bleiben bei den Kommunen", sagte eine Sprecherin. Aktuell würden schon Vorschläge der Fachämter erarbeitet, wie Heidelberg die Landes- und Bundesförderung nutzen könnte. Für eine rasche Umsetzung weiterer Schritte müssten noch vor der Sommerpause die Weichen gestellt werden.

In neu gebauten oder generalsanierten Schulgebäuden sind nach Angaben der Stadt bereits zentrale Belüftungsanlagen (RLT-Anlagen) fest eingebaut. Dazu gehören die Grundschule Bahnstadt, der Erweiterungsbau der Marie-Baum-Schule, der Neubau Naturwissenschaften am Bunsen-Gymnasium oder diverse Räume von Hölderlin-Gymnasium und Internationaler Gesamtschule. Wenn sie mit Außenluft betrieben werden oder entsprechende Filter besitzen, können Schadstoffe, auch virenbeladene Tröpfchen, teilweise abgeschieden und deren Konzentration durch Verdünnung reduziert werden.

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