Georgische Einbrecherbande muss sich vor Gericht verantworten
Prozessauftakt: Georgische Einbrecherbande ließ sich auch von schlafenden Hausbewohnern nicht abschrecken - 144 000 Euro Schaden

Symbolfoto: dpa
Von Holger Buchwald
Sie kamen mitten in der Nacht und nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Seit gestern muss sich eine vierköpfige Einbrecherbande vor dem Landgericht verantworten. Die drei Männer und eine Frau im Alter zwischen 22 und 43 Jahren stammen allesamt aus Georgien. Oberstaatsanwältin Dorothée Acker-Skodinis wirft ihnen 33 Fälle des gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahls mit einem Gesamtschaden von 144 000 Euro vor. In einigen Fällen seien die Einbrecher in Wohnungen eingestiegen, während die Opfer nebenan noch schliefen. Besonders häufig schlugen die Täter in den Heidelberger Stadtteilen Neuenheim und Pfaffengrund zu.
Es ist eine zähe Gerichtsverhandlung, während der die Richter viel in Akten blättern und sich die Informationen mühselig zusammensuchen. 57 Zeugen sind für die nächsten sechs Verhandlungstage geladen. Die Angeklagten selbst schweigen zu den Vorwürfen und auch zu ihren persönlichen Verhältnissen geben sie nur wenig preis. Immerhin: Einer der Männer lässt über seine Verteidigerin Iris Lemmler ausrichten, dass er - wie auch seine mutmaßlichen Komplizen - aus der georgischen Stadt Tchiatura stamme und in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen sei. In dem Ort, in dem früher Mangan abgebaut worden sei, gebe es heutzutage keine Arbeitsplätze mehr, die Wasserversorgung sei zusammengebrochen.
Laut Anklage kamen die Georgier ab Juli 2014 einer nach dem anderen nach Deutschland, um hier gemeinsam Einbrüche zu begehen. Mit von der Partie war demnach auch ein fünfter Komplize, der bis vor Kurzem noch mit internationalem Haftbefehl gesucht, inzwischen aber in der Schweiz festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert wurde. Unterschlupf fand die Bande in einer Wohnung im Schlierbacher Rombachweg. Dort wurde die Beute sortiert und zwischengelagert. Nach der Verhaftung des Quartetts fanden die Ermittler in diesem Stützpunkt noch Unmengen an Schmuck und Elektroartikeln.
Bei ihren Beutezügen nahmen die Einbrecher alles mit, was ihnen auf den ersten Blick wertvoll erschien: vom billigen Silberschmuck und Fastnachtsorden bis hin zu einer Münzsammlung im Wert von 6500 Euro, einer Konzertgeige für 3000 Euro, hochwertigen Uhren, diamantbesetztem Schmuck, Laptops und Digitalkameras. Mit Brachialgewalt hebelten die Täter Fenster und Türen auf, zerstörten Glasscheiben und Schranktüren. Der Sachschaden beläuft sich auf mehrere Zehntausend Euro. In einigen Fällen flüchteten sie ohne Beute, weil sie von den Wohnungseigentümern entdeckt worden waren. Sie gingen aber auch ein hohes Risiko ein. Im Pfaffengrunder Steinhofweg durchwühlten sie sogar ein Schlafzimmer, in dem die Geschädigte schlief.
Nach einer beispiellosen Einbruchserie im letzten Jahr erhöhte die Polizei die Präsenz und so gelang es, die 34-jährige Frau und einen 43-jährigen Komplizen im November 2014 auf frischer Tat zu ertappen. Was folgte, war akribische Ermittlungsarbeit - Telefonüberwachung inklusive. Am 9. Januar schließlich konnten die beiden anderen Bandenmitglieder festgenommen werden. Mithilfe der Handydaten konnte die Polizei dann herausfinden, wann welcher Verdächtige mit seinem Mobiltelefon in welcher Funkzelle eingeloggt war. Weitere Indizien sind Schuh- und Fingerabdrücke sowie DNA-Spuren an den Tatorten.
Die Geschädigten konnten viele Gegenstände, die im Rombachweg sichergestellt wurden, inzwischen als ihr Eigentum identifizieren. "Ich habe aber immer noch viel Schmuck übrig, der nicht zugeordnet werden kann", so der Sachbearbeiter der Polizei. Und so könnte es gut sein, dass die Angeklagten auch noch für weitere Einbrüche verantwortlich sind. Die Verhandlung wird am Montag, 21. September, um 8.45 Uhr im Saal 1 des Landgerichts fortgesetzt.