Flüchtlinge berichten: "In Deutschland ist alles besser"

Die RNZ hat einige Neuankümmlinge im Winternotquartier "Patrick Henry Village" zu ihren ersten Eindrücken befragt.

23.12.2014 UPDATE: 23.12.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden
Abdul K. (33) aus Gambia war vier Monate auf der Flucht.
hö. Während es im Herbst in der ehemaligen Notunterkunft in den Patton Barracks noch deutlich internationaler zuging, bestimmen bisher im Winternotquartier im Patrick Henry Village Kosovaren das Bild. Einer davon ist Bayram Soba, der ausgezeichnet Deutsch spricht. Er hat 20 Jahre hier gelebt, sieben allein in Mannheim, wo er als Fensterbauer arbeitete. Dann ging er in seine Heimat zurück, weil sein Sohn krank wurde.

Und wieso kam er jetzt wieder her? "Unser Leben ist schwer. In Deutschland ist alles besser, hier ist das Leben gut. Da muss man keine Angst haben." Allerdings macht er sich keine Illusionen, dass das für politisches Asyl ausreicht: "Für uns wird es das nicht geben." Es hat den Anschein, als sei die wirtschaftliche Not in diesem einstigen Teil Serbiens so groß, dass die beste Alternative die Flucht nach Deutschland ist.

Manche seiner Bekannten berichten von Repressionen der Serben: "Wir fühlen uns von ihnen bedroht", dolmetscht Soba. Das Kosovo gilt auch nach dem Asylkompromiss vom September zwar nicht als sicherer Herkunftsstaat, dennoch liegt die Anerkennungsquote für Asylbewerber aus diesem Land bei nur 1,2 Prozent.

Der 21-jährige Hassan D. kommt aus Algerien. Er berichtet von "Problemen mit anderen Leuten" und zeigt sein rechtes Ohr, dessen oberer Teil abgeschnitten ist - weswegen er im kalten Deutschland nun eine dicke Mütze trägt. Aber Hassan, der ziemlich gut Deutsch spricht ("Ich habe es in Algerien gelernt"), hat ein ganz anderes Problem: Er würde gern in die Stadt fahren, aber die ist so weit. Und Geld für den Bus hat er nicht: "Kann man da nichts machen?" Vorerst nicht. Denn wie die RNZ von Seiten der Stadtverwaltung erfuhr, hatte die ausdrücklich das Regierungspräsidium darauf hingewiesen, dass man vielleicht dafür sorgen sollte, dass die Flüchtlinge kostenlos mit dem Bus fahren, aber das lehnte man ab: Es gebe ja Taxi-Gutscheine für Fahrten zum Arzt. Und so wandern die neuen Bewohner des Patrick Henry Village in Kolonnen die gut fünf Kilometer Richtung Zentrum.

Abdul K. (33) aus Gambia ist nicht nach Entdeckungen zumute: Er hat vier anstrengende Monate hinter sich: Allein zwei brauchte er für den Weg von seiner westafrikanischen Heimat, in der er zur Opposition gehörte, an die Mittelmeerküste - über Mali, Niger und Libyen, wo ihm die Tuareg Geld für die Passage abknöpften. Insgesamt 800 Dollar ließ er bei den Schleppern.

Bei Sizilien kenterte sein Boot, die italienische Marine rettete alle Insassen, darunter auch seinen Cousin und seine Schwestern; sie kamen in ein Flüchtlingsheim und schlugen sich dann per Bahn nach Deutschland durch. Hier möchte der ehemalige Hilfslehrer "alles an Arbeit annehmen", aber da er an einer Mageninfektion leidet, will er erst einmal gesund werden.

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