"Fips"-Kleinbusse bald in Schlierbach und Ziegelhausen
Die Bezirksbeiräte der beiden Stadtteile stimmten der Einführung des neuen Mobilitätsangebots zu. Dafür fallen Ruftaxis weg, die Linie 36 wird eingeschränkt.

Von Joris Ufer und Steffen Blatt
Heidelberg. In Mannheim gilt es bereits als Erfolgsmodell, in Heidelberg soll es ab Dezember verkehren: "Fips", das flexible, individuelle Personenshuttle der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), soll dann in Ziegelhausen, Schlierbach und Rohrbach den Linien-Busverkehr ergänzen.
Die Grundsatzentscheidung zur Einführung hat der Gemeinderat schon am 9. Februar gefällt – das war notwendig, um noch rechtzeitig Fördermittel beantragen zu können. Jetzt wurden das Projekt und seine konkrete Umsetzung in den Bezirksbeiräten Schlierbach und Ziegelhausen vorgestellt, die beide ihre Zustimmung gaben.
Die Idee von "Fips": Über eine App oder per Telefon können sich die Kunden in den beiden Stadtteilen ein Fahrzeug bestellen, das sie etwa zum S-Bahnhof, zum Einkauf oder zu Arztterminen bringt. Passen mehrere Anfragen zusammen, werden die Fahrten gebündelt. Die vollelektrischen Kleinbusse fahren nicht auf festen Linien, sondern stoppen an "virtuellen Haltestellen" am Straßenrand.
Die Fahrzeuge können bis zu fünf Passagiere befördern und sind barrierefrei. Kinderwagen können mitgenommen und Kindersitze gebucht werden. Sie sind an sieben Tagen der Woche zwischen 5 und 1.15 Uhr verfügbar.
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Das neue Angebot bedeutet für Ziegelhausen und Schlierbach aber auch, dass die drei Ruftaxi-Linien entfallen und die Buslinie 36 eingeschränkt wird. Sie soll nur noch zwischen 7 und 8.30 sowie von 12.30 bis 18.30 Uhr fahren, außerdem soll sie verkürzt werden, da Randbereiche von "Fips" übernommen werden. Das soll den 36er-Bus pünktlicher machen, was derzeit leider nicht gegeben sei, wie Edward Schneider von der Angebotsplanung der RNV in den beiden Beiratssitzungen zugab.
Dafür müssten einige Haltestellen der Linie nicht barrierefrei ausgebaut werden, was 185.000 Euro einspare. Doch das "Fips"-Konzept verursacht auch neue Kosten. Allein für den Betrieb in Schlierbach und Ziegelhausen wären im kommenden Jahr 500.000 Euro und für 2025 – nach dem Auslaufen einer Betriebskostenförderung durch das Land Baden-Württemberg – 660.000 Euro zusätzlich nötig.
In Mannheim gibt es "Fips" bereits seit 2021. Dort habe man anfangs vor allem unter Schülern häufig unnötige "Spaßfahrten" ohne echtes Ziel beobachtet, so Schneiders Kollege Kjell Prahl. Darum sei ein Zuschlag von einem Euro pro Kunde mit Jahreskarte und zwei Euro für Kunden mit anderen Fahrkarten eingeführt worden. So würden auch Mehrkosten ausgeglichen. "Das ist aber ganz schön familienunfreundlich", kritisierte der Schlierbacher Bezirksbeirat Peter Brändle (SPD). "Es kann doch nicht sein, dass dann für jedes Kind noch ein Euro dazukommt." Das Gremium beantragte mit einer Gegenstimme, den Zuschlag bei der Einführung in Heidelberg grundsätzlich zu streichen, stimmte der Beschlussvorlage darüber hinaus aber zu.
Im Ziegelhäuser Bezirksbeirat gab es diese Bedenken nicht. Hier wurde nachgefragt, wie Buchung und Bezahlung ohne App genau funktionieren. Kunden ohne Smartphone können ein Lastschriftmandat bei der RNV hinterlegen und im Bedarfsfall anrufen, um den Standort der nächsten Haltestelle zu erfahren, erklärte Peristera Deligiannidou vom städtischen Amt für Mobilität. Das Gremium stimmte der Vorlage bei einer Enthaltung zu.
Info: Der Bezirksbeirat Rohrbach diskutiert in seiner Sitzung am 20. April (18 Uhr, Chapel in der Rheinstraße 12/4) über das Konzept.



