Heidelberg

Fahrgastbeirat - "Es läuft jetzt alles recht rund"

Für die ehrenamtlichen Interessenvertreter gibt es kaum noch Probleme mit den neuen Bus- und Bahnlinien - Wünsche haben sie trotzdem

24.02.2019 UPDATE: 25.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Christel Apfel (l.) und Till Menke vertreten die Interessen der RNV-Fahrgäste. Foto: Hentschel

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Die Fahrplanumstellung und Liniennetzänderung zum 9. Dezember sorgte zunächst für viel Wirbel. Zahlreiche Kunden der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) klagten über immense Verspätungen und längere Fahrtzeiten - und tun das noch immer (siehe Hintergrundkasten). Nun diskutierte der Fahrgastbeirat über das Thema. Doch dort scheint der Ärger verflogen. "Eigentlich läuft jetzt alles recht gut", sagt Till Menke. Der 23-Jährige sitzt seit 2014 im Fahrgastbeirat. Seine Co-Sprecherin Christel Apfel stimmt ihm zu: Die Beschwerden der Fahrgäste hätten deutlich abgenommen.

Menke wohnt selbst in der Bahnstadt und ist von der neuen Anbindung mit zwei Straßenbahnlinien begeistert. "Ich kann tagsüber zu jedem beliebigen Zeitpunkt an die Haltestelle gehen und innerhalb weniger Minuten kommt eine Bahn Richtung Innenstadt." Allerdings fände er Anzeigetafeln nicht schlecht, welche Linie als nächstes kommt. Die Bahnstädter kommen nämlich sowohl mit der 22 als auch mit der 26 an den Bismarckplatz, nur fahren die in entgegengesetzte Richtungen ab.

Hintergrund

Verspätungen ärgern RNZ-Leser

Anders als der Fahrgastbeirat sind einige RNZ-Leser überhaupt nicht zufrieden damit, wie Busse und Bahnen derzeit fahren. Auf den RNZ-Aufruf hin haben sich viele Nahverkehrsnutzer gemeldet und von Verspätungen berichtet.

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Verspätungen ärgern RNZ-Leser

Anders als der Fahrgastbeirat sind einige RNZ-Leser überhaupt nicht zufrieden damit, wie Busse und Bahnen derzeit fahren. Auf den RNZ-Aufruf hin haben sich viele Nahverkehrsnutzer gemeldet und von Verspätungen berichtet. Die RNZ fasst die wichtigsten zusammen:

> Buslinien 33 und 34: Wie die RNV bestätigt, gibt es bei den beiden besonders langen Linien regelmäßig Probleme. Das sieht auch Simon Otto aus Ziegelhausen so: "Ich kann nur bestätigen, dass beide Linien so gut wie nie pünktlich kommen." Der Anschluss an den 33er an der Neckarschule funktioniere nie: "Deshalb war ich zwischen Haarlass und Köpfel fast immer eine Stunde unterwegs." Aber auch am anderen Ende der Stadt, im Boxberg, komme der 33er häufig zu spät, schreibt Ham la Cart: Vor allem zwischen 13 und 14 Uhr komme der Bus fast immer um die 20 Minuten zu spät. Cart hat aber eine Lösung: "Wie wäre es, wenn man eine 33a und eine 33b hätte, die sich etwa zur Mitte der Strecke ,ablösen’?" So würden sich die Verspätungen nicht mehr "so immens potenzieren".

> Buslinie 31: Eva Schumann ärgert sich vor allem darüber, dass der 31er-Bus "vorsorglich" zwischen 15 und 18 Uhr den Stau im Neuenheimer Feld einplane: Gebe es dann ausnahmsweise mal keinen Stau, müsse der Bus am Bunsengymnasium bis zu zehn Minuten warten. "Jedes Mal sitzen stöhnende Fahrgäste um mich herum, die sich über die nutzlose Halterei ärgern."

> Bahnlinien 22 und 26: Tief sitzt der Ärger über die neue Streckenführung der Bahnlinien 22 und 26. "Grob gesagt ist die Situation zwar nicht mehr so katastrophal wie im Dezember, aber doch noch so schlecht, dass ich immer öfter das Auto nehme", schreibt Achim Hildenbrandt. Trotz Stau komme er so am schnellsten von Eppelheim ins Neuenheimer Feld. Das liege an vielen Problemen: So nehme das Fahrpersonal an Betriebshof und Gadamerplatz keine Rücksicht auf Umsteiger. In Eppelheim werde zudem die neue zweigleisige Brücke kaum genutzt: "Kommt eine Bahn entgegen, bleibt die Bahn früh auf der Brücke stehen und wartet die Vorbeifahrt der anderen Tram ab." Erst dann gehe es weiter. Hildenbrandt denkt nun darüber nach, sein Jobticket zu kündigen und mit dem Auto zu pendeln.

> Bahnlinien 21 und 24: Die Baustellenregelung am Hauptbahnhof frustriert ebenfalls die Nutzer: "Ja, es ist Baustelle und damit kann die 24 nicht durchfahren von Rohrbach ins Neuenheimer Feld", schreibt Verena Schaller-Soltau. "Warum aber die 21 nur alle 20 Minuten durchfährt und dann auch immer eine kleine Bahn ist, ist nicht klar." Die Rückfahrt sei noch schlimmer: Entweder warte der 31er lange am Bunsengymnasium oder man müsse per Bahn zum Hauptbahnhof, per Bus zum Bergfriedhof und dann mit der Bahn weiter: "Indiskutabel: zu lange Wege, nicht berechenbare Fahrzeiten wegen des Busses."

> E-Buslinie 20: Eigentlich hält Carola Tackmann die neue Elektro-Buslinie für eine "tolle Neuerung für uns Altstädter", denn so komme man ohne Umweg über den Bismarckplatz zum Hauptbahnhof. Sie fragt sich jedoch: "Warum fährt dieser so nützliche Bus täglich erst ab 9.23 Uhr ab der Peterskirche?" Damit falle der so wichtige Berufsverkehr komplett raus. (dns)

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"Im Dezember und Januar lief es besonders schlecht", erinnert sich Apfel. In dieser Zeit habe der Fahrgastbeirat, der als ehrenamtliches Gremium mit 15 Mitgliedern die Interessen der Nahverkehrsnutzer vertritt, sehr viele Beschwerden bekommen. Darunter waren Klagen aus Kirchheim, die schon nach dem regulären Fahrplan ein paar Minuten länger als vor der Umstellung zum Bismarckplatz gebraucht hätten, nun aber auch noch über zusätzliche Verspätungen klagten. Aber auch die langen Buslinien 33 und 34 waren betroffen. "Inzwischen ist aber auch die Linie 33 stabiler geworden", hat Menke beobachtet.

Kritik an der neuen Linienführung üben Menke und Apfel nicht. Wenn es auf der Linie 22 Verspätungen gegeben habe, sei dies oft schon in Eppelheim passiert. Der Grund: Die Lichtsignalanlagen haben nicht optimal funktioniert. "So etwas kann aber passieren. Das kann man erst im Volllastbetrieb testen", ist Menke überzeugt.

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Nein, die Mitglieder des Fahrgastbeirates hätten den RNV-Vertreter in der letzten Sitzung nicht "gegrillt", betonen die beiden Ehrenamtlichen. Im Gegenteil. "Es ist doch normal, dass bei der Umstellung am Anfang nicht alles rund lief", so Menke: "Jetzt ist der neue Fahrplan relativ stabil." Es sind eher kleinere Probleme, auf die die Interessenvertreter hinweisen: Sollten zum Beispiel die Straßenbahnen in der Bahnstadt mal ausfallen, können die Ersatzbusse nicht die Trasse benutzen und haben auch keine eigene Haltestelle.

Verbesserungen hätte Apfel vor allem gerne abends und am Wochenende. "Zu diesen Zeiten sind die Anschlussbeziehungen nicht optimal." Wenn zum Beispiel der 35er Bus aus Neckargemünd am Bismarckplatz Verspätung habe, sei die Linie 5 oft schon weggefahren. "Dann muss man eine halbe Stunde auf die nächste Bahn warten. Das ist nicht optimal." Auf diese Art und Weise könne man keine neuen Fahrgäste gewinnen.

Wer vom Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt weiterfahren will, kann vier verschiedene Haltestellen nutzen. "Die RNV hat aber eine ganz gute Informationskampagne gemacht", glaubt Menke. Allerdings gibt er zu: "Manchmal fehlt uns hier in Heidelberg die Perspektive der Auswärtigen." Damit meint er diejenigen Fahrgäste, die nur gelegentlich nach Heidelberg fahren und daher nicht so gute Ortskenntnisse haben. Schön wäre in seinen Augen ein Display an zentraler Stelle, das darauf hinweist, wann und wo der nächste Bus und die nächste Straßenbahn abfährt.

Ein paar generelle Verbesserungsvorschläge haben die beiden Fahrgastbeiräte aber schon. "Für das Bus- und Straßenbahnbeschleunigungsprogramm wurde viel Geld bereitgestellt", sagt Apfel. Trotzdem klappe die Vorrangschaltung an vielen Stellen immer noch nicht, alle paar Meter müssten manche Busse an roten Ampeln stehen bleiben. Das müsse dringend geändert werden. Und Apfel hält viel von dem Vorschlag, dass die Linie 37 vom Neuenheimer Feld zum Hauptbahnhof verlängert wird. Auch der 29er könnte künftig bis zum Technologiepark durchfahren. "Auch die RNV sieht diese Vorschläge positiv." Am besten sei die Anbindung des Neuenheimer Feldes aber, darin sind sich Menke und Apfel einig, mit einer neuen Straßenbahn zu gewährleisten.

Info: Beschwerden und Anregungen nimmt der Fahrgastbeirat unter fahr gastbeirat@heidelberg.de entgegen.

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