Erlesenes Heidelberg: Geschichtsverein stellt Bücher mit Heidelbergbezug vor

Einige der Neuveröffentlichungen seien lesenswert. Es wurden aber nicht nur Bestnoten vergeben.

12.12.2016 UPDATE: 13.12.2016 06:00 Uhr 5 Minuten, 30 Sekunden

Studenten-Demo in Heidelberg Ende der 1960er Jahre: Revolten, Exzesse und Krawalle der Hochschüler im Lauf der Geschichte sind Thema eines Buches, das jetzt bei "Erlesenes Heidelberg" vorgestellt wurde. Repro: Joe

Von Werner Popanda

Heidelberg. Ein wenig wunderte man sich schon, warum bei der Buchpräsentation "Erlesenes Heidelberg" des Heidelberger Geschichtsvereins nicht alle Stühle im Kleinen Saal der Stadtbücherei besetzt waren. Denn schließlich nehmen Claudia Rink, Maike Rotzoll, Martin Krauß, Hans-Martin Mumm und Hansjoachim Räther dem Liebhaber von Heidelberg-Literatur eine Heidenarbeit ab. Denn sie "erlesen" sich in der Tat Bücher, die einen direkten oder indirekten Bezug zu Heidelberg aufweisen, die erlesen genug sind, um als Präsent unter dem Christbaum zu landen. Im Vorjahr hatte dies Mumm in seiner unvergleichlichen Art so auf den Punkt gebracht: "Was kann man zu Weihnachten verschenken, was ist Murks?" Denn die Rezensenten geben nicht nur gute Noten. Diese 27 Werke haben sie sich in diesem Jahr vorgenommen.

Claudia Rink über:

Sabine Arndt: Heidelberg, einfach Spitze! 100 Gründe stolz auf diese Stadt zu sein, Wartberg-Verlag 2016, 112 Seiten, 14,90 Euro. Aus Rinks Sicht ist dieses "schwärmerische" Buch "sicher ein bisschen oberflächlich". Dafür seien aber die 14 Kapitel, in denen man einen Spaziergang durch die ganze Stadt unternehme, "kurz und knackig" und noch dazu "sehr amüsant geschrieben".

Geraldine Gutiérrez-Wienken (Hrsg.): Heidelberg - schwarz auf weiß. Fotografien von Thaddäus Zech und Texte von Johann Wolfgang von Goethe bis Hilde Domin, Morio-Verlag, Heidelberg 2016, 96 Seiten, 14,95 Euro. Diesem Buch, in dem sich "urbane Poesie als Wechselspiel zwischen Bildern und Fotos" offenbare, wünscht sie "viele Betrachter".

Frieder Hepp (Hrsg.): Reiselust. Vom Pilger zum Pauschaltourist. Eine Ausstellung im Kurpfälzischen Museum Heidelberg vom 6. März 2016 bis 12. Juni 2016, Heidelberg 2016, 120 Seiten, 15 Euro. Jede Menge Lob erntet auch dieser "schöne und interessante Katalog als Bildungsreise in die Vergangenheit", denn er enthalte "sehr interessante und vergnüglich zu lesende Beiträge über Heidelberg als ‚Gasthof Deutschlands‘".

Carmen Oesterreich, Volker Oesterreich (Hrsg.): 100 Heidelberger Meisterwerke, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u. a. 2016, 130 Seiten, 17,90 Euro. Gar ein "ideales Weihnachtsgeschenk" ist in Rinks Augen dieses "sehr schön gemachte Buch" mit seinen "gut recherchierten, gut geschriebenen, inhaltsreichen und gut bebilderten Artikeln". Im Grunde sei man "immer wieder erstaunt, was Heidelberg zu bieten hat".

Maike Rotzoll über:

Thomas Roeske (Hrsg.): Paul Goesch 1885-1940. Zwischen Avantgarde und Anstalt. Katalog zur Ausstellung der Sammlung Prinzhorn, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2016, 176 Seiten, 29,80 Euro. "Dieses Buch kann ich wirklich nur sehr empfehlen", so Rotzoll. Unter anderem deswegen, weil es den ersten Versuch einer Chronologie enthalte sowie einige Kunstwerke, die in der Ausstellung erstmals zu sehen seien.

Egon Hassbecker: Haspelgasse 12 in Heidelberg. Erinnerungen eines Bildersammlers, Morio-Verlag, Heidelberg 2016, 600 Seiten, 24,95 Euro. In dieser sehr gut geschriebenen, sehr gut lesbaren und sehr gut bebilderten Biografie werde eine "sehr bewegte und sehr interessante Lebensgeschichte" geschildert. Fazit: "Sehr empfehlenswert".

Christian Pross, Sonja Schweitzer, Julia Wagner: "Wir wollten ins Verderben rennen". Die Geschichte des Sozialistischen Patientenkollektivs Heidelberg, Psychiatrieverlag, Köln 2016, 501 Seiten, 39,95 Euro. Auch dieses Buch, das freilich "nicht unbedingt eine friedliche Weihnachtslektüre" sei, indes eine bislang fehlende "Geschichte von innen" biete und für das auch viele Zeitzeugen befragt worden seien, kann Rotzoll "ganz herzlich empfehlen".

Martin Krauß über:

Klaus-Peter Schroeder: "Tod den Scholaren". Studentische Kriege, Revolten, Exzesse und Krawalle an der Heidelberger Universität von den Anfängen bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts (Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte 4) Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016, 240 Seiten, 25 Euro. Für Krauß ist dies eine "sehr empfehlenswerte Publikation", einzig und allein vermisst habe er eine Darstellung, wie sich das Konfliktmuster im Lauf der Zeit wandelte.

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 21, 2017, hrsg. vom Heidelberger Geschichtsverein, Kurpfälzischer Verlag, Heidelberg 2016, 312 Seiten, 22 Euro. Natürlich liege ihm dieser Band mit Schwerpunkt auf der frühen Neuzeit "ganz besonders am Herzen". Krauß’ Fazit: "Alles sehr lesenswert."

Heike Hawicks, Ingo Runde (Hrsg.): Die Alte Aula der Universität Heidelberg, Heidelberg University Publishing / Campus Media, Heidelberg 2016, 110 Seiten, umsonst abrufbar. Wer sich mit der Geschichte der Alten Aula beschäftigen wolle, sei, so Krauß, mit dieser "sehr guten, reichhaltig und schön illustrierten" Arbeit gut beraten.

Markus Geiger: Hermann Maas - eine Liebe zum Judentum. Leben und Wirken des Heidelberger Heiliggeistpfarrers und badischen Prälaten (Buchreihe der Stadt Heidelberg 17), Verlag Regionalkultur Ubstadt-Weiher u. a. 2016, 472 Seiten, 26,80 Euro. Laut Krauß handelt es sich um ein "wichtiges Heidelberger Buch über eine wichtige Heidelberger Persönlichkeit. Bei seiner Beschreibung von Hermann Maas gehe Geiger "sehr systematisch" vor.

Almut Agnes Meyer: Kontinuität und Neuanfang. Das erste Jahrzehnt der Elisabeth-von-Thadden-Schule nach der Eröffnung 1946, hrsg. von der Elisabeth-von-Thadden-Schule Heidelberg-Wieblingen, 2016, 42 Seiten, beziehbar bei der Schule. In diesem Bändchen werde das "breite Spektrum des ganzen Schullebens aufgemacht". Wer sich mit der Geschichte dieser Schule beschäftige, sei daher hier an der richtigen Adresse.

Hans-Martin Mumm über:

Michael Buselmeier: Literarische Führungen durch Heidelberg. Eine Kulturgeschichte im Gehen, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2016, 463 Seiten, 29 Euro. Da selbst an den Touren beteiligt, sei er, schmunzelte Mumm, "mit schuld, dass dieses Buch so dick geworden ist". Im Grunde mache Buselmeier das, was alle Stadtführer machten, er "räubere". Auf diese Weise entstünde eine Vermischung von gemeinsamer und eigener Recherche.

Axel E. Walter: Ernestine Voß. Eine Dichterfrau und Schriftstellerin der Spätaufklärung. Mit einer Edition ausgewählter Schriften (Voß-Materialien 2), Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft, Eutin 2016, 456 Seiten, 36 Euro. Diese Biografie ist für Mumm kurz und bündig "harte Kost, die man nicht so übers Kopfkissen liest"

Susan Richter, Armin Kohnle (Hrsg.): Herrschaft und Glaubenswechsel. Die Fürstenreformation im Reich und in Europa in 28 Biographien, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016, 493 Seiten, 78 Euro. Für Mumm ist dieser Band als "Rückgriff auf die biografische Wissenschaft" ein "populärer Band, nur der Preis ist unpopulär". Von Interesse seien jedoch die drei Kapitel über Heidelberg. Seine Wertung: "B-Empfehlung".

Eva-Maria Gramlich, Yvonne Maier (Red.): 2 Räder - 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades. Katalog zur Großen Landesausstellung Baden-Württemberg 2016, Theiss-Verlag, Darmstadt 2016, 322 Seiten, 29,95 Euro. Dieser Katalog, so Mumm kurz und bündig "ist schwer, aber für Fahrradliebhaber von Bedeutung".

Jörg Riecke: Eine Geschichte der Germanistik und der germanistischen Forschung in Heidelberg, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016, 153 Seiten, 25 Euro. Bei diesem Buch steht für ihn außer Zweifel, dass es "für alle, die sich für die Germanistik interessieren, unverzichtbar ist".

Gustav A. Ungerer: Forschungen zur Biographie Wilhelm Wundts und zur Regionalgeschichte. Gesammelte Schriften 1978-1997. Ein "Logbuch", Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u. a. 2016, 456 Seiten, 34,80 Euro. Nach Mumm hat man es bei diesem "wissenschaftlich-historisch aufgemachten" Buch mit nicht mehr und nicht weniger als einer "Fundgrube von Beiträgen zu Wundt" zu tun.

Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal; Ósip Mandelstam. Palabra y destino. Begleitbuch zur Ausstellung in der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Heidelberg und im Centro Federico Garcia Lorca Grenada, 14. Mai bis 6. November 2016, hrsg. von den Unesco Cities of Literature Heidelberg/Grenada, dem Staatlichen Literaturmuseum Moskau und der Mandelstam-Gesellschaft Moskau, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2016, 317 Seiten, 34 Euro. Dieser Katalog zur Ausstellung bringe, so Mumms Verdikt, "thematisch nichts Neues".

Ralph Dutli: Mandelstam, Heidelberg. Gedichte und Briefe 1909-1910. Mit einem Essay über deutsche Echos in Ossip Mandelstams Werk: "Ich war das Buch, das euch im Traum erscheint", Wallstein-Verlag, Göttingen 2015, 192 Seiten, 19,90 Euro. Ein Buch, das für Mumm "unbedingt empfehlenswert für alle ist, die sich mit Mandelstam beschäftigen wollen".

Hans Jörg Staehle: Gottesdiener, Gotteskrieger & Gottesmanager. Zeugnisse aus dem Kirchenleben von Heidelberg-Handschuhsheim im 20. Jahrhundert und heute, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u. a. 2016, 232 Seiten, 26,80 Euro. In diesem Buch hat Mumm deshalb einen "Stich in ein Wespennest" ausgemacht, weil man darin vielen Namen begegne, die in "Handschuhsheim noch heute vorkommen". Jedoch werde dieses "streitbare Buch" die Diskussion in Handschuhsheim voranbringen, ist er sich sicher.

Hansjoachim Räther über:

Jahrbuch Handschuhsheim 2016, hrsg. vom Stadtteilverein Handschuhsheim. Heidelberg 2016, 124 Seiten, beziehbar beim Herausgeber. "Sehr viele interessante Beiträge", unter anderem über die erste Tankstelle in Handschuhseim sowie die Handschuhsheimer "Kirchen unterm Hakenkreuz", zeichnen laut Räther dieses Buch aus.

Stadtteilverein Rohrbach (Hrsg.): 1250 Jahre Rohrbach 766-2016, Heidelberg 2016, 167 Seiten, beziehbar beim Herausgeber. An diesem Band gefällt ihm nicht nur das "sehr schöne Cover", sondern auch der Inhalt, speziell der Beitrag von Ludwig Schmidt-Herb, der seiner Ansicht nach ein "Glücksfall für Rohrbach ist".

Ludwig Schmidt-Herb: Tabellarische Chronik von Rohrbach, Verlag der Eichendorff-Buchhandlung, Heidelberg 2016, 329 Seiten, 36 Euro. Auf den Seiten dieses Bandes ist laut Räther geradezu unendlich viel enthalten, nur ein Ereignis noch nicht, nämlich der aktuell gefasste Wunsch der Rohrbacher Vereine, die Schlumpelverbrennung wiedereinzuführen.

Walter Petschan (Red.): Wieblingen. Einst und jetzt, hrsg. vom Stadtteilverein Wieblingen, Heidelberg 2016, 130 Seiten, beziehbar beim Herausgeber, 15 Euro. Wie Schmidt-Herb für Rohrbach, sei auch Petschan ein Glücksfall für Wieblingen, erklärte Räther. "Universell begabt" sei Petschan und liefere "hochinteressante historische Anmerkungen.

Christian Burkhart, Jörg Kreutz (Hrsg.): Die Grafen von Lauffen am mittleren und unteren Neckar (Heidelberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde 18), Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2015, 369 Seiten, 48 Euro. Obgleich Heidelberg selbst nur am Rande erwähnt werde, gehe diese "wichtige Publikation" auf einen "wichtigen Aspekt der Vorgeschichte der Pfalzgrafen bei Rhein sowie der Residenz Heidelberg" ein.

Victor Hugo: Heidelberg. Man müsste hier leben! Übersetzung aus dem Französischen von Wolfram Schäfer, hrsg. von Françoise Kloepfer-Chomard, Morio-Verlag, Heidelberg 2016, 119 Seiten, 14,95 Euro. Laut Räther hat Hugo, der in Frankreich als einer der größten Schriftsteller des Landes betrachtet werde, "Heidelberg wie ein Romantiker besucht" und hier das "Düstere und Geheimnisvolle gesucht".

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