Eine Frau ist wieder an der Spitze des Jugendgemeinderates
Fürozan Naderi ist neue Vorsitzende des Jugendgemeinderats - Sie will die Vernetzung mit Schulen fördern - Aufräumen nach Abifeiern?

Von Anica Edinger
Heidelberg. Sechs Jahre lang war der Vorstand des Jugendgemeinderats eine Männerdomäne. Das hat jetzt ein Ende. Denn in der konstituierenden Sitzung des neuen Rates am Dienstag wurde eine Frau an die Spitze gewählt: Sie heißt Fürozan Naderi, ist 18 Jahre alt, hat am Bunsen-Gymnasium Abitur gemacht, studiert heute an der Ruprecht-Karls-Universität im ersten Semester Wirtschaft und Politikwissenschaften - und will jetzt im Jugendgemeinderat neue Akzente setzen. Im RNZ-Gespräch verrät die gebürtige Heidelbergerin mit afghanischen Wurzeln, wie sie das schaffen will.
Fürozan, Du bist nach sechs Jahren die erste weibliche Vorsitzende im Jugendgemeinderat. Was hast Du den jungen Frauen da draußen zu sagen?

Fürozan Naderi ist neue Vorsitzende.
Dass man sich nicht davon beeinflussen lassen soll, wenn meist nur männliche Personen in Führungspositionen sind. Denn wir Frauen können das mindestens genauso gut. Wenn man etwas wirklich will, dann sollte man es auch versuchen.
Du hast gerade mit Deinem Bachelor-Studium angefangen. In den ersten Semestern kann das zeitaufwendig sein. Wieso hast Du Dich dafür entschieden, Dich jetzt auch noch durch lokalpolitische Vorlagen zu quälen?
Ich würde gar nicht sagen, dass es eine Qual ist. Ich finde, die Arbeit im Jugendgemeinderat ist eine Möglichkeit, Politik in dieser Stadt mitzugestalten. Es ist wichtig, dass die Heidelberger Jugendlichen gut repräsentiert und ihre Anliegen sachgemäß vertreten werden. Da lohnt es sich, seine Zeit zu investieren. Außerdem sind viele neue Jugendgemeinderäte dabei. Daher finde ich es wichtig, dass jemand Verantwortung übernimmt, der schon Erfahrung hat.
Was willst Du in den nächsten zwei Jahren erreichen?
Alleine kann man nicht viel Großes erreichen - deshalb werden wir im Gremium alles gemeinsam angehen. Dazu zählt die Intensivierung der Zusammenarbeit von Jugendgemeinderat und den Schulen. Da muss eine bessere Vernetzung stattfinden. Denn so bekommen auch wir eine größere Reichweite und können etwa unsere Veranstaltungen bekannter machen. Und da haben wir in den kommenden Jahren viel vor: Wir planen wieder politische Diskussionsrunden, aber auch ein Volleyballturnier. Außerdem kam der Wunsch nach einem Lebendigen-Neckar-Tag für Jugendliche auf.
Hintergrund
18 junge Männer und zwölf junge Frauen vertreten in den kommenden zwei Jahren die Interessen der Heidelberger Jugendlichen - und das seit Dienstag auch ganz offiziell. Denn da traf sich der neue Jugendgemeinderat zu seiner konstituierenden Sitzung im Neuen Sitzungssaal des
18 junge Männer und zwölf junge Frauen vertreten in den kommenden zwei Jahren die Interessen der Heidelberger Jugendlichen - und das seit Dienstag auch ganz offiziell. Denn da traf sich der neue Jugendgemeinderat zu seiner konstituierenden Sitzung im Neuen Sitzungssaal des Rathauses. 28 von insgesamt 30 Jugendgemeinderäten waren dabei - zur großen Freude von Oberbürgermeister Eckart Würzner: "Ich finde es fantastisch, dass sich so viele junge Menschen in Heidelberg engagieren. Wir brauchen den Diskurs mit der Jugend. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr Eure Themen in die Kommunalpolitik einbringt", sagte er zu den Jugendlichen.
Bei der Sitzung wurde dann der neue Vorstand gewählt. Die 18-jährige Fürozan Naderi ist künftig erste Vorsitzende, ihre beiden Stellvertreter heißen Thadeus Deuter (17), Schüler am Helmholtz-Gymnasium, und Jonathan Engel (17), ebenfalls vom "Helmholtz". Außerdem wurden Kommissionen und Ausschüsse besetzt. An die inhaltliche Arbeit geht es so richtig erst am 10. April: Dann tagt der Jugendgemeinderat um 17 Uhr. ani
Und was soll abseits von Veranstaltungen geschehen?
Wir wollen uns auch um die Vereine kümmern. Denn oftmals hört man, dass sie enorme Nachwuchs-Probleme haben. Wir werden uns darum bemühen, dass die Vereine wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen. Denn sie erfüllen eine wichtige Funktion für das Gemeinwesen.
Du hast letztes Jahr Abi gemacht. Warst Du auch auf der Neckarwiese feiern?
Ja, aber ich habe keinen Alkohol getrunken. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass die Feiern schlecht dargestellt wurden. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen, und unsere Stufe hat sich auch benommen.
Laut Polizei sind die Feiern völlig aus dem Ruder gelaufen - weshalb die Möglichkeit eines zeitlich und örtlich beschränkten Alkoholverbots in die Diskussion gebracht wurde. Wie stehst Du dazu?
Ich finde es nicht in Ordnung, dass in der Diskussion um die Abifeiern immer alle Jugendlichen in einen Topf geworfen werden. Denn es ist immer nur eine Minderheit, die sich daneben benimmt. Dennoch verstehen wir als Gremium auch, dass die Anwohner sich ärgern, wenn die Neckarwiese am nächsten Tag völlig vermüllt ist. Deshalb wollen wir versuchen, einen Kompromiss zu finden - und beispielsweise eine Aufräumaktion organisieren. Auch dafür werden wir Kontakt mit den Schulen aufnehmen.
Hast Du ein ganz persönliches thematisches Steckenpferd?
Im bin im Ausschuss für Bildung und Kultur und möchte mich in diesen Belangen für die Jugendlichen einsetzen. Ich interessiere mich vor allem für Bildungsthemen und weiß, dass es viele Probleme im Schulsystem gibt. Daher hoffe ich, dass ich mich ab und an in die Diskussion im Gemeinderat einschalten kann.
Welche Wünsche hast Du an den neuen Jugendgemeinderat?
Ich wünsche mir, dass wir alle gut zusammenarbeiten und alle immer motiviert dabei sind. So können wir einiges erreichen und noch Freude daran haben. Ich blicke jedenfalls positiv in die Zukunft.