Heidelberger "Neckarorte"

Ein Sandstrand mitten in der Stadt

Urlaubsgefühl am Fluss - Die "Neckar-Lounge" begeisterte am Wochenende gleich an zwei Orten - Verein "Neckarorte" zieht erste Bilanz

23.07.2017 UPDATE: 24.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Sonne baden, Bierchen zischen - und das alles mit den Füßen im Sand: Der Strand mit Liegestühlen und Bar direkt vor der Stadthalle in der Altstadt. Die "Neckar-Lounge" verbreitete echtes Urlaubsfeeling. Archivfoto: Philipp Rothe

Von Jonas Labrenz

Ein Sandstrand direkt am Fluss - und das in der Altstadt: Die "Neckar-Lounge" macht’s möglich. Am Neckarlauer, direkt vor der Stadthalle, und einen Kilometer flussabwärts am Bergheimer Iqbal-Ufer ließen sich am Samstag viele Heidelberger bei kühlen Getränken die Sonne ins Gesicht scheinen.

Hintergrund

Die "Neckarorte" sind ursprünglich ein Projekt der Heidelberger Architektenkammer. Angefangen hat alles im August 2016, als die Architektenkammer mit Unterstützung des Stadtplanungsamtes ihre Pläne öffentlich präsentierte. An vier Wochenenden wurden im

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Die "Neckarorte" sind ursprünglich ein Projekt der Heidelberger Architektenkammer. Angefangen hat alles im August 2016, als die Architektenkammer mit Unterstützung des Stadtplanungsamtes ihre Pläne öffentlich präsentierte. An vier Wochenenden wurden im September und Oktober die Ufer in vier Stadtteilen - Wieblingen, Altstadt, Schlierbach und Bergheim - mit verschiedenen Veranstaltungen wie Kunst-Aktionen, Begehungen oder Live-Musik näher an den Fluss und ins Bewusstsein der Heidelberger gerückt.

Denn das war von Beginn an das Ziel der "Neckarorte": die Stadt an den Neckar bringen - mit ganz einfachen Mitteln. Der Auftrag an die Stadt heißt dabei auch: mehr Pflege, mehr Sitzgelegenheiten, mehr Wertschätzung - einfach mehr Orte am Neckar. Mittlerweile sind die "Neckarorte" aber nicht mehr nur einfach eine Veranstaltungsreihe, sondern ein richtiger Verein. Regelmäßig organisiert dieser jetzt Aktionen an verschiedenen Neckarufern im ganzen Stadtgebiet: Am Iqbal-Ufer in Bergheim gab es Anfang dieses Jahres etwa ein "Anbaden", kürzlich lud der Verein zum "Neckarerwachen" mit frühmorgendlichem Yoga ein. ani

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Möglich machte dieses Feriengefühl in der eigenen Stadt der Verein "Neckarorte". Mit Sandstrand, Musik, Getränken und vielen Aktionen wurde das ganze Wochenende wieder die Stadt an den Fluss geholt. Und zugleich präsentierte der Verein, der Anfang dieses Jahres aus der Initiative "Neckarorte 2016" hervorging, auch noch eine Ausstellung zu den bisherigen Veranstaltungen.

"Das war der Anfang", erklärte der Vereinsvorsitzende Dirk Rulffes mit Blick auf die Fotos vergangener Aktionen. In Heidelberg wird schon seit Jahrzehnten diskutiert, wie die Trennung zwischen Stadt und Neckarufer durch die B 37 überwunden werden kann. Vor zehn Jahren wurde mit der Vorplanung für den Neckarufertunnel begonnen, doch 2011 starb das Projekt den Kostentod. Der Anfang, von dem Rulffes spricht, ist mit den vier Veranstaltungen "Neckarorte" im letzten Jahr gemacht worden, "ganz niederschwellig", so der Architekt. Bei den Aktionen in Wieblingen, am Iqbal-Ufer, dem Neckarlauer und in Schlierbach wurde immer auch nach den Wünschen der Heidelberger geforscht. 330 Vorschläge und Ideen seien zusammen gekommen, so Alexander Krohn, der seit November bei der von der Stadt neu geschaffenen Stabsstelle "Stadt an den Fluss" für die Koordination der beteiligten Stellen zuständig ist. "Ein einzigartiges Beispiel von Bürgerbeteiligung", findet der Ingenieur, der vorher im Umweltamt für die Bahnstadt zuständig war.

Dass Verein und Stadt damit auf dem richtigen Weg sind, zeigte nicht nur das große Engagement der Ehrenamtlichen, die das Wochenende ermöglichten, sondern auch das große Interesse der Bevölkerung. Am Neckarlauer waren gegen 18 Uhr beinahe alle Plätze besetzt: "Urlaubsfeeling in Heidelberg", kommentierte Silvia Soyter. Sie war mit zwei Freunden am Neckarufer und kann nicht nachvollziehen, warum so etwas noch nicht fest etabliert ist: "Ich kenne keine Stadt, die so nachlässig mit ihrem Fluss umgeht", meinte die 27-Jährige. Es sei allerdings "schön, dass es überhaupt so etwas gibt", findet der Student Patrick Sullivan, der nach dem Lernen für die Uni an den Neckarstrand kam. Lediglich das "Neckarwasser", eine Mischung aus Orangensaft und Cola, stieß bei den beiden und ihrer Freundin Larissa Scheffold auf Verwunderung: "Da habe ich irritiert geguckt und ein Radler bestellt", lachte die 26-Jährige.

Später am Abend begeisterte die "Compagnie Xir" am Bergheimer Iqbal-Ufer über 100 Zuschauer mit ihrem modernen Zirkusprogramm "Im Strom". Die elfköpfige Gruppe verzichtet auf dressierte Tiere, Clowns und Zirkuszelt, bleibt aber vielen Elementen des klassischen Zirkus treu - und baut gekonnt kritische Botschaften in ihre Bühnenperformance ein. Nach der einstündigen Vorführung waren die Besucher hin und weg. "Wenn ich ab jetzt wieder hier herkomme, sehe ich den Platz am Ufer ganz anders", meinte Karin Painke begeistert.

"Was jeden in den Bann zieht", so Rulffes, hatten sie sich von den Neckarorten gewünscht. Mit der "Neckar-Lounge" sind sie ihrem Ziel "Stadt an den Fluss" wieder ein Stück näher gekommen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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