Ein Ankunftszentrum aus vier Teilen
Für den IBA-Planer Michael Braum ist Integration in Patrick-Henry-Village schwer zu leisten.

Von Maria Stumpf
Heidelberg. Einfach wird es nicht – dennoch gilt es nun, die Herausforderungen zu meistern. Das war der Tenor des achten "PHV Talk". Es ging um die Integration des Ankunftszentrums auf dem Gelände des neuen Stadtteils Patrick-Henry-Village (PHV) im Heidelberger Westen. In der Online-Veranstaltungsreihe diskutiert Michael Braum, Direktor der Internationalen Bauausstellung (IBA), mit wechselnden Gesprächspartnern die Entwicklung des Stadtteils.
Nach dem Bürgerentscheid gegen den ursprünglich geplanten Standort Wolfsgärten in Wieblingen zeichnet sich das PHV als Standort für das Ankunftszentrum ab. Im digitalen Gespräch erörterten Braum und Markus Rothfuß vom Regierungspräsidium Karlsruhe, welchen Anforderungen das Ankunftszentrum standhalten muss. Für Geflüchtete soll ein sinnvoller und sicherer Aufenthalt möglich sein, gleichzeitig ist das Vorhaben städtebaulich zu integrieren.

Schnell wird deutlich: Michael Braum ist alles andere als glücklich über die Herausforderung, die rund zehn Hektar große Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in den neuen Stadtteil integrieren zu müssen. Die Integration sei nur schwer zu leisten, sagte er. "Ich bin davon ausgegangen, dass es sich um eine temporär genutzte Einrichtung handelt, bei der die Möglichkeit der Integration überschaubar ist." Architektonisch sei ein Ankunftszentrum im neuen Stadtteil möglich, in der gelebten Praxis aber schwierig.
Das angedachte Stadtmodell vertrage nur schlecht diese Anforderung aus der Politik. Der Tisch sei für zehn gedeckt worden, jetzt aber würden elf dransitzen, skizzierte er die Schwierigkeit. Für PHV habe man jahrelang darum gerungen, Arbeitsplätze, Wohnungen, energetische Anforderungen, Klimaschutz und Verkehr auszutarieren. Das sei jetzt gefährdet: "Stadtentwicklung ist mehr als ein Klötzchenspiel." Und Integration sei mehr als eine Freizeitfläche mit Begegnungscharakter. Als aufrechter Demokrat nehme er den politischen Willen zur Kenntnis. Jetzt werde die Planung überarbeitet. Es sei eine Herausforderung "die ich zu akzeptieren habe".
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Michael Rothfuß machte deutlich, dass das Land und er als zuständiger Vertreter des Regierungspräsidiums über das Angebot der Stadt Heidelberg zufrieden gewesen seien, die Wolfsgärten zu nutzen. Er könne die Sorgen Braums gut nachvollziehen. Das Land habe nicht geplant, in PHV ein Ankunftszentrum zu errichten. Er kenne bundesweit keine Situation, in der ein Ankunftszentrum in einen "frisch geborenen" Stadtteil hineingeplant werden dürfe. Es müsse bei den Planungen jetzt den Anspruch geben, den Stadtteil nicht zu beschädigen.
Rothfuß schlägt deshalb eine Aufteilung des Ankunftszentrums in vier Module vor. Das sind der Wohnbereich, ein Bereich, in dem Verfahrensschritte wie die Registrierung oder die medizinische Untersuchung abgearbeitet werden, ein Modul mit den übrigen Behördenstrukturen und schließlich Freizeitflächen. Wohnen und Verfahrensabwicklung müssten im Interesse der Bewohner durch zaunartige Strukturen geschützt sein. Verfolgung aus den Heimatländern höre nicht an der Landesgrenze auf, auch mit Menschenhandel habe man schlechte Erfahrungen gemacht.
Die anderen Bereiche könnten offener gestaltet sein. Ein Problem für Integration sei die hohe Fluktuation im Ankunftszentrum; meist liege die Verweildauer bei sechs bis acht Wochen. Michael Braum sagte, die Idee von den vier Modulen stimme ihn hoffnungsvoll, ein vernünftiges Konzept zu entwickeln. Die ökologischen Kriterien sollten auch für die Gebäude des Ankunftszentrums gelten – so wie im IBA-Projekt geplant.
Aktuell gibt es noch kein offizielles Angebot der Stadt Heidelberg an das Land für PHV als Standort für das Ankunftszentrum, betonte Markus Rothfuß. Der Gemeinderat muss darüber noch entscheiden. Zurzeit bereitet ein Architekturbüro Varianten vor.