Eckart Würzner siegt mit mehr als 85 Prozent
Überraschend hohes Ergebnis für den chancenlosen Alexander Kloos und über 1200 "Sonstige" auf den Stimmzetteln

Als gestern um 18.56 Uhr der Erste Bürgermeister Bernd Stadel auf dem Marktplatz das vorläufige amtliche Endergebnis verkündete, war es keine große Überraschung mehr: Der Amtsinhaber Eckart Würzner entschied mit über 85 Prozent der Stimmen die Wahl klar für sich. Mit 21,8 Prozent Wahlbeteiligung wurde allerdings ein Rekordtief erreicht. Und doch: Trotz aller Wahlmüdigkeit kam Würzner auf über 18.000 Stimmen - nur 5000 weniger als bei der Stichwahl vor acht Jahren. Offenbar gelang es dem Amtsinhaber doch, überraschend viele seiner Anhänger zu mobilisieren. Und auch die über 20 Prozent Wahlbeteiligung lagen klar über den ursprünglichen Befürchtungen.
Insofern war die Stimmung auf dem Marktplatz durchaus entspannt - so ganz anders als 2006 an derselben Stelle, woran die Symbolfigur der Heidelberger Fastnacht, "Perkeo" Thomas Barth, erinnerte: "Vor acht Jahren gab es hier ein Pfeifkonzert, heute freuen sich alle." Würzner nahm auf der Bühne das Ergebnis als Bestätigung dafür, "was alles in den letzten acht Jahren geleistet wurde", für ihn also "ein klares Signal" zum Weitermachen - wie er es sich vom Wähler erhofft hatte. Sein einziger Gegenkandidat, der ebenfalls parteilose Alexander Kloos, meinte: "Mit knapp zehn Prozent ist das soziale Gewissen der Stadt gerettet. Und ich freue mich darauf, OB Würzner in den nächsten Jahren weitere gute Tipps geben zu können."
Andere wiederum interpretierten das Wahlergebnis anders: Immerhin hatten 1211 Wähler, 5,6 Prozent (2006 waren es nur 0,2 Prozent), dritte Namen auf die Stimmzettel geschrieben - weil sie weder Würzner noch Kloos wollten. Zu ihnen gehörten beispielsweise die Stadträte Christoph Rotfuß (Grüne) und Alexander Schestag (Piraten). Beide sahen im Resultat keine klare Bestätigung des Amtsinhabers - angesichts der schwachen Wahlbeteiligung und der ungewöhnlich vielen Stimmen für die "Sonstigen". Nun interessiert beide, wer die "Sonstigen" sind, aber das wird erst am heutigen Montag gesondert ausgezählt.
Die meisten der gut 250 Gäste auf dem Marktplatz waren sich einig, dass man auch trotz der eingeschränkten Kandidatenlage wählen gehen musste - so auch die grüne Landtagsabgeordnete Theresia Bauer: "Natürlich war ich wählen. Allerdings gab es auch bei uns in der Familie Diskussionen, und mein Sohn weigerte sich, weil ihm die Alternative fehlte. "Wir haben ja unseren Teil versucht", so die Grüne, "aber wir konnten ja keinen Kandidaten mehr aus dem Hut zaubern." Und wen wählte Bauer? "Wahlgeheimnis ist Wahlgeheimnis." Das sagt auch die Fraktionsvorsitzende der SPD, Anke Schuster - auch ihre Partei ließ sich zu keiner Wahlempfehlung pro Würzner hinreißen. Und doch war sie mit dem Resultat nicht unzufrieden: "In den letzten Jahren hatte die Sachpolitik klar Vorrang, strittige Dinge wie einst der Neckarufertunnel oder die Stadthallenerweiterung, standen nicht auf der Agenda." Und sie lächelt: "Das lag auch an uns im Gemeinderat, denn da machen wir keine Lagerpolitik."



