Diese Hilfen gibt es in der Stadt für ein Leben mit Behinderungen
Zehn Jahre UN-Behindertenrechtskonvention - Stadt bezuschusst private Umbauten - Inklusionslabor am 23. März

Dank neuer Rampen vor Geschäften in der Innenstadt können Rollstuhlfahrer bequemer einkaufen - wie hier am Weltladen in der Heugasse. Ute Wlodek probiert die neue Rampe aus, Christina Reiß hilft. Foto: Philipp Rothe
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Wer sich für Behinderte einsetzt, hat viel mehr im Auge als barrierefreie Einstiege in Bussen und Bahnen oder schräge Rampen für Rollstühle. In Heidelberg wurden auch schon Führungen für Blinde im Kurpfälzischen Museum veranstaltet. Oder man hatte im Herbst die Idee, dass ein Theaterstück wie "Justizmord des Jakob Mohr" mit Übersetzung in Gebärdensprache aufgeführt werden könnte.
Noch besser und wohl einzigartig im ganzen Land: Heidelberg hat ein Förderprogramm aufgelegt, das seinen Bürgern 50 Prozent der Kosten erstattet, wenn sie ihre Wohnung behindertengerecht umbauen müssen. Und das trifft vor allem Menschen, bei denen ganz einfach das Alter die Behinderungen bringt. Auch wenn öffentlich zugängliche Gebäude den besonderen Bedürfnissen angepasst werden sollen, gibt es Geld von der Stadt. "Die meisten Privatleute wissen das gar nicht", befürchtet Oberbürgermeister Eckart Würzner. Hauptsächlich seien es Bauunternehmen, die die Zuschüsse in Anspruch nähmen.
Seit die UN-Behindertenrechtskonvention vor zehn Jahren in Kraft trat, hat sich besonders in Heidelberg viel getan. Christina Reiß, seit 2015 Kommunale Behindertenbeauftragte mit Büro in der Bergheimer Straße 69, zog für ein Pressegespräch Bilanz.
Wohnen und Mobilität waren vor wenigen Jahren noch die Hauptthemen, die von Heidelbergern an sie herangetragen wurden. Inzwischen, sagt die Soziologin, gehe es am häufigsten um rechtliche Fragen. Das Thema "Barrierefreiheit in Gebäuden" ist zudem in einer eigenen städtischen "Fachstelle barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen" beim Amt für Baurecht und Denkmalschutz angesiedelt. Bei der Aktion "Hürdenlos rein" wirbt die Stadt bei Geschäftsinhabern und Restaurantbetreibern für die Anschaffung mobiler Rampen.
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Künftig, so Christina Reiß, gibt es auch ein "Hürdenlos-Navi": Mit dem Routenplaner kann man barrierefreie Wege durch die Stadt finden. Ein Inklusions-Atlas entstand bereits, der Angebote für Menschen mit Behinderungen aufführt, etwa bei Sport-, Freizeit- und Kulturgruppen.
Handlungsbedarf sieht Christina Reiß aber weiterhin, ob es nun um bezahlbaren, barrierefreien Wohnraum geht, die Senkung der Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderungen oder den richtigen Beistand, wenn sie etwa Diskriminierungen erfahren. Da geht es um rechtliche Aspekte oder auch Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung.
Wer noch Wünsche, Bedürfnisse und Ideen hat, ist von Christina Reiß zum "Inklusionslabor" am Samstag, 23. März, von 15 bis 18 Uhr im B3-Bürgerhaus am Gadamerplatz in der Bahnstadt eingeladen. Dort hört man ihre Bestandsaufnahme, anschließend werden in Gruppen die Themen Barrierefreiheit/Mobilität, Diskriminierung/Recht, Teilhabe, Bildung/Arbeit und Wohnen diskutiert und die Ergebnisse vorgestellt. Es gibt dabei auch Kleinigkeiten zu essen, und das Münchner Pop-Duo "Blind & Lame" unterhält die Gäste: Gika und Lucy Wilke, die blinde Mutter und die Tochter im Rollstuhl, machen alles andere als lahme Musik.
Info: Inklusionslabor: Wo steht Heidelberg? Wo soll es hingehen? 23. März, 15 Uhr, Bürgerhaus Bahnstadt, Gadamerplatz (mit Induktionshöranlage/FI-Anlage und Gebärdensprache).