Die Bahnstadt wird besser angeschlossen
Brückenschlag zum Hauptbahnhof. Es wird ebenerdig zum Querbahnsteig.

Holger Buchwald
Heidelberg. Ein starker, warmer Wind weht entlang der Bahngleise und wirbelt ordentlich Staub auf. Wer von der Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof-Süd oder der Bahnstadt zum Zug will, muss immer noch den beschwerlichen Umweg über den Max-Planck-Ring nehmen. Doch nun dauert es nicht mehr lange, bis die Bewohner des neuen Stadtteils endlich dem versprochenen direkten Zugang zu den Gleisen der Deutschen Bahn bekommen.
Bis Ende des Jahres soll der Querbahnsteig des Hauptbahnhofes bis zum Arkadengang der Stadtloggia am Europaplatz verlängert sein. Im Frühjahr, so der Plan, ist die Verbindung öffentlich zugänglich. "Dann wird die Bahnstadt ihrem Namen vollständig gerecht", sagte Bürgermeister Jürgen Odszuck, als er mit einem Team des Tiefbauamts die aktuellen Baustellen im Stadtteil besichtigte.

300 Millionen Euro investiert die Gustav-Zech-Stiftung am Europaplatz – in das elfstöckige Atlantic Hotel, die neuen Zentralen von Sparkasse und Volksbank, in Geschäfts- und Wohnkomplexe und die Stadtloggia. Angesichts dieses Bauvolumens erscheinen die 16 Meter Verbindung zum Querbahnsteig mit städtischen Investitionen von 380.000 Euro ein Klacks. Damit die Bahnstädter endlich trockenen Fußes und barrierefrei zum Hauptbahnhof gelangen, galt es aber auch noch andere Hürden zu bewältigen. "Erst heute habe ich das finale Vertragswerk mit der Deutschen Bahn zur Nutzung des Querbahnsteiges erhalten, das der Oberbürgermeister nächste Woche unterzeichnen kann", sagt Bürgermeister Odszuck am Mittwoch. Die Stadt muss auf ihre Kosten eine Automatiktür einbauen, sie künftig warten und sich jedes Jahr mit gut 20.000 Euro an den Reinigungskosten von Hauptbahnhof und Querbahnsteig beteiligen.
Eigentlich sollte die Verbindung schon fertig sein, die Einweihung war für Mitte 2022 geplant. Doch Kai M. Dreesbeimdiek von der Gustav-Zech-Stiftung verwies auf mehrere Krisen, die für die Verzögerung von ein paar Monaten verantwortlich seien: Corona, die Blockade des Suezkanals und allgemeine Probleme in der weltweiten Lieferkette. "Wenn man das alles berücksichtigt, sind wir ganz zufrieden", so Dreesbeimdiek.
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Vom Niveau der Bahngleise wirkt das benachbarte Atlantic Hotel sehr wuchtig – auch wenn die Fassade mit ihrem hellen Naturstein inzwischen etwas gefälliger wirkt als das Gebäude im Rohbau. Die schiere Höhe des Neubaukomplexes sorgt auch für Kritik. "Aber Architektur sollte man erst bewerten, wenn sie fertig ist", betont Odszuck: "Natürlich ist das eine starke Veränderung. Hier entsteht ein Stück Stadt, aber im positiven Sinne." Und Dreesbeimdiek fügt hinzu: "Wir setzen hier eins zu eins die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs um."

Weniger spektakulär, aber fast genauso wichtig für die Bahnstadt sind die benachbarten Arbeiten an der Kleinen Bahnrandstraße, die künftig Mileva-Maric-Straße heißen wird. Dort, zwischen Hauptbahnhof-Süd und Montpellierbrücke, entlang des ehemaligen Post-Areals, und parallel zu den Gleisen verläuft künftig nicht nur eine wichtige Radverbindung in Ost-West-Richtung, sondern dort entsteht auch der neue Fernbus-Bahnhof mit fünf Haltebuchten. Beides wird mit einem Grünstreifen abgetrennt. Für den Geschäfts- und Wohnkomplex im angrenzenden Gebiet läuft derzeit das Bebauungsplanverfahren. Die Stadtwerke werden dort ab nächster Woche Versorgungsleitungen legen.
Parallel laufen die abschließenden Arbeiten am Czernyring, zwischen Max-Planck-Ring und Speyerer Straße, auf Hochtouren. An der Schere West zweigt die Straße in Richtung Bahngleise ab und wird unter der Montpellierbrücke hindurchgeführt. "Damit ist der Umbau des Czernyrings in der Bahnstadt dann abgeschlossen", so Marcus Kusche vom Tiefbauamt.




