Die Bahnlinien 22 und 26 sind aus dem Takt (plus Video)
Am ersten Werktag lief für die neuen Bahnstadt-Straßenbahnlinien 22 und 26 nichts nach Plan

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Der neue Winterfahrplan der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) wird für viele Fahrgäste eine große Umstellung sein. Das war von Anfang an klar. Am Montag jedoch, am ersten Werktag, an dem die Linien 22 und 26 auf ihrem neuen Weg durch die Bahnstadt fuhren, brach stellenweise Chaos aus. Bei der RNZ häuften sich erboste Anrufe und Leserzuschriften: Von zahlreichen ausgefallenen Bahnen ist die Rede. Dafür seien direkt im Anschluss mehrere hintereinander gekommen, die dafür aber nicht auf dem vorgeschriebenen Linienweg fuhren.
"Ich wollte um 9.06 Uhr die Linie 22 vom Eppelheimer Rathaus in Richtung Innenstadt nehmen. Als ich gegen 9.02 Uhr die Haltestelle erreichte, kam gerade die Bahn. Diese war aber vollkommen überfüllt. Die Zweite folgte direkt hinterher. Zufällig traf ich dort einen Kollegen, der mir erzählte, dass er bereits seit kurz vor 8.30 Uhr an der Haltestelle stand und seitdem keine Bahn gekommen war", schreibt zum Beispiel RNZ-Leser Achim Hildenbrandt.
Hintergrund
"Ohrfeige" für RNV-Kunden
Heftige Kritik übt der ökologische Verkehrsclub Deutschland am neuen Fahrplan der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV). Der Vorsitzende Felix Berschin erklärt: "Der neue Fahrplan ist ein Schlag ins Gesicht vieler treuer Bus- und
"Ohrfeige" für RNV-Kunden
Heftige Kritik übt der ökologische Verkehrsclub Deutschland am neuen Fahrplan der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV). Der Vorsitzende Felix Berschin erklärt: "Der neue Fahrplan ist ein Schlag ins Gesicht vieler treuer Bus- und Bahn-Nutzer. Statt der versprochenen Angebotsoffensive durch das Mobilitätsnetz wird der Nahverkehr in Heidelberg noch langsamer und noch umständlicher." Durch das Überkreuzfahren der Linien 22 und 26 verlängerten sich die Fahrzeiten von Eppelheim um zwei und von Kirchheim um vier Minuten in die Stadt. Besonders bitter treffe es den Pfaffengrund und Eppelheim: "War man bisher vom Stotz in Pfaffengrund in 14 Minuten bereits im Neuenheimer Feld, sind es nun mindestens 22 Minuten inklusive Sprint durch den Hauptbahnhof oder sonst 26 Minuten über Stadtbücherei."
Heidelberg werde damit seinem Ruf gerecht, ein Straßenbahnsystem zu haben, welches halb so schnell wie das Rad und doppelt so schnell wie zu Fuß sei, ärgert sich Berschin. So sei es nicht verwunderlich, dass der Anteil des Nahverkehrs in den letzten zehn Jahren um zwei Prozentpunkte gefallen sei und nur noch 13 Prozent des Verkehrs ausmache. (RNZ)
Am Gadamerplatz in der Bahnstadt habe er dann beobachtet, dass eine Bahn mit der Anzeige "Linie 26 Kirchheim", die vom Betriebshof kam, nicht etwa nach links in den Czernyring einbog, sondern nach rechts in Richtung Eppelheim. Die Fahrgäste wurden zwar rausgelassen, stiegen aber reichlich verdutzt in die Linie 22 ein, die ebenfalls ihren regulären Weg verlassen hatte: Statt in Richtung Hauptbahnhof-Süd zu fahren, bog sie wie früher auf die Czernybrücke ab. Die Passagiere wurden so unfreiwillig zum Betriebshof zurückbefördert.
Mehrere hintereinander her fahrende Bahnen der gleichen Linien beobachteten auch andere Leser. Eine Frau beschrieb, dass sie statt der früheren 16 Minuten von Kirchheim zum Bismarckplatz nun 25 Minuten unterwegs war - und das nicht etwa zur Stoßzeit, sondern mittags. Zuvor hatte sie lange auf die Bahn gewartet.
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Alle zehn Minuten sollen tagsüber die Linien 22 und 26 fahren, doch die Straßenbahnen gerieten am Montag den ganzen Tag über aus dem Takt. "Es kamen leider viele Dinge zusammen", bedauerte ein RNV-Sprecher. Die Lichtsignale an der Brücke zwischen Eppelheim und Heidelberg funktionierten noch nicht richtig, hinzu kamen Weichenstörungen am Römerkreis und an der Montpellierbrücke sowie Restarbeiten am Bahnsteig am Gadamerplatz. Im morgendlichen Berufsverkehr hatte das Nahverkehrsunternehmen darüber hinaus auch noch mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu kämpfen - bedingt durch den Streik der Deutschen Bahn.
Die Weichenstörungen seien noch am Montag behoben worden, sagte der RNV-Sprecher. Bei den Softwareproblemen mit der Lichtsignalanlage arbeite man mit Hochdruck an der Feinjustierung. Da sich in der Tat einige Bahnen hintereinander gestaut hätten, habe man einige umleiten müssen, um die Gleise wieder für die anderen Linien freizumachen. "Für diese Unannehmlichkeiten und Verspätungen können wir uns nur bei unseren Fahrgästen entschuldigen", so der RNV-Sprecher: "Diese Häufung von Problemen hat uns selbst überrascht."
Info: Wir sammeln weiter Erfahrungen der RNZ-Leser zum neuen Fahrplan - positive und negative. Schreiben Sie uns an: stadtredaktion@rnz.de