Die Ära des "Rudelguckens" begann vor zehn Jahren
Beim Sommermärchen nahm der Public Viewing-Trend seinen Anfang - Die Halle 02 wurde von Fans förmlich überrannt

Über 2000 Menschen feierten am 9. Juni 2006 im Zelt der Halle 02 den deutschen 4:2-Sieg über Costa Rica im WM-Eröffnungsspiel. Danach mussten die Veranstalter "aufrüsten". Foto: Alex
Hintergrund
Heidelbeach/Heidelgarden, Tiergartenstraße 13: Alle "wichtigen" Spiele und alle Partien der deutschen Mannschaft. Sicherheitsabgabe: 1 Euro. www.heidelgarden.de.
Halle 02, Zollhofgarten 2: Alle Deutschland-Spiele und die
Heidelbeach/Heidelgarden, Tiergartenstraße 13: Alle "wichtigen" Spiele und alle Partien der deutschen Mannschaft. Sicherheitsabgabe: 1 Euro. www.heidelgarden.de.
Halle 02, Zollhofgarten 2: Alle Deutschland-Spiele und die K.O.-Runde, Leinwände drinnen und draußen. Eintritt frei. www.halle02.de.
Marstallhof, Marstallstraße: Alle Partien des Turniers, Leinwand im Hof, Parallelspiele und 15-Uhr-Partien im Marstallcafé. Eintritt frei.
Karlstorbahnhof, Am Karlstor 1: Alle Gruppenspiele der deutschen Elf im Saal, danach "EM-Wohnzimmer" mit großen Röhrenfernsehern und Grill im Außenbereich. www.karlstor bahnhof.de.
Soccarena, Harbigweg 8: Alle Spiele des Turniers auf zwei Leinwänden drinnen und einem Großbildschirm im Außenbereich. Eintritt frei. www.socc arena-hd.de.
Bürgerhaus Heidelberg, Forum 1: Alle Spiele mit deutscher Beteiligung auf Leinwand. Eintritt frei.
Schlierbacher Plätzl, Schlierbacher Landstraße 130: Alle Partien der deutschen Mannschaft auf Leinwand. Eintritt frei. ste
Von Steffen Blatt
Ab heute rollt der Ball bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich, am Sonntag startet die deutsche Nationalmannschaft gegen die Ukraine ins Turnier. Dann werden wieder Millionen Fans beim Public Viewing mitfiebern - natürlich auch in Heidelberg (siehe Artikel links). Genau zehn Jahre ist es her, dass der Trend des "Rudelguckens" bei der WM in Deutschland seinen Anfang nahm. Schon damals war die Halle 02 mit dabei - und wurde beim ersten Spiel förmlich von den Fans überrannt.
"Zwei Stunden vor Spielbeginn lief ein Strom von Menschen bei uns ein - und es hörte nicht mehr auf", erinnert sich Hannes Seibold, damals wie heute Geschäftsführer des Veranstaltungshauses. Damals war die Halle geschlossen, das Dach wurde saniert, als Ausweichquartier diente ein großes Zelt im Zollhofgarten - das sich rasend schnell füllte. Am Ende waren es über 2000 Fans, die den 4:2-Sieg gegen Costa Rica feierten, auch wenn es am Getränkestand etwas länger dauerte. Für die weiteren Deutschland-Spiele rüsteten die "Halle"-Macher dann immer weiter auf: Zwei zusätzliche Leinwände in und am Zelt, mehr Personal, mehr Ausschankstellen - und irgendwann marschierten sie in den nahen Elektronikmarkt und kauften alle großen Flachbildfernseher, die es gab, um sie draußen im Biergarten zu verteilen.
"So eine Euphorie habe ich danach nicht mehr erlebt. Sogar bei eigentlich uninteressanten Spielen kamen 500 Leute", sagt Seibold. Das war das "Sommermärchen": Die WM im eigenen Land, sechs Wochen fast durchgehend gutes Wetter, und dann spielte die deutsche Mannschaft auch noch begeisternden Fußball. "Wenn das damals nicht so gut gelaufen wäre, hätten wir die Schließung nicht überlebt", ist Seibold überzeugt. So aber gab es reichlich Umsatz, auch weil die Fans nach den Spielen noch zur Party blieben.
Schon 2004 hatte die Halle 02 Spiele der Europameisterschaft im Zollhofgarten gezeigt, damals hatten rund 800 Menschen Platz. Auch im Marstallhof wurden die großen Turniere gezeigt, sogar schon die WM 2002. Doch erst mit dem Heimturnier 2006 ging es so richtig los mit dem Public Viewing. In jedem Spielort, von Berlin bis München, gab es ein "Fanfest" mit Großleinwand, durch Vereinbarungen mit dem Rechteinhaber durften die Partien kostenlos öffentlich gezeigt werden, solange kein Eintritt verlangt wurde. Auch in Heidelberg wurden die Leinwände und Beamer in Stellung gebracht. Neben Zollhofgarten und Marstall gab es am Theaterplatz eine Leinwand, auf der Rampe des alten OEG-Bahnhofs in der Gneisenaustraße oder im Karlstorbahnhof. Sogar der Gemeinderat ließ sich vom WM-Fieber anstecken und verlängerte die Außenbewirtschaftung bis 24 Uhr.



