Der Karlstorbahnhof braucht "eine langfristige Perspektive"

Das betont die Geschäftsführerin des Kultur- und Veranstaltungsortes Ingrid Wolschin im RNZ-Interview - Dort spricht sie auch über die gerade laufende Petition

21.11.2014 UPDATE: 21.11.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden

Die Zeiten des Kulturzentrum am Ost-Ende der Altstadt sind gezählt. Archivfoto: Hoppe

Von Ingrid Thoms-Hoffmann

Wird das Kulturzentrum Karlstorbahnhof umgebaut oder zieht er in die Konversionsflächen? Noch ist keine Entscheidung gefallen. Mit einer Petition an den Gemeinderat will der Karlstorbahnhof Verwaltung und Gemeinderat für eine Erweiterung gewinnen, egal, ob am alten Standort oder einem neuen. Mittlerweile bekennen sich auch zahlreiche Promis zum Karlstorbahnhof.

Frau Wolschin, zurzeit läuft eine große Werbeaktion für den Karlstorbahnhof. Was ist der Auslöser?

Mit der Petition betonen wir, wie wichtig die Zukunft des Karlstorbahnhofs ist. Die Initiative soll darauf aufmerksam machen, dass Heidelberg dringend einen neuen Karlstorbahnhof braucht. Die Notwendigkeit wird auch von Verwaltung und Politik wahrgenommen, wir unterstreichen mit der Aktion, dass Nachbesserungen nicht mehr ausreichen. Seit fast 20 Jahren beweisen wir, wie wichtig ein anspruchsvolles Kulturangebot für die Stadtgesellschaft ist. Und zeigen, dass wir Heidelberg überregional erfolgreich repräsentieren. Wir werben dafür, die Weichen für die Fortführung unserer Arbeit zu stellen.

"Offen bleiben", so ist die Initiative für den "neuen Karlstorbahnhof" überschrieben. Was muss man denn unter "neuem Karlstorbahnhof" verstehen?

Heidelberg soll offen bleiben für Kultur in all ihrer Vielfalt, der Karlstorbahnhof als Institution soll offen bleiben für Besucher und unser Team will offen bleiben für die beste Lösung, ob Umbau oder Umzug. Der neue Karlstorbahnhof soll nicht nur mehr Sitzplätze, sondern auch eine bessere Infrastruktur und besucherfreundliche Zeiten bieten. All das sind Probleme, die nur durch bauliche Maßnahmen zu lösen sind.

Eine der Forderungen ist, dass Konzerte ab 20 Uhr möglich sein sollen, ohne dass Kino- oder Theatervorstellungen gestört werden. Ist das im alten Karlstorbahnhof machbar?

Machbar wäre es nur durch einen Neubau des Kinos. Die Störungen zwischen Saal und Theater würden durch die Tieferlegung vermindert. Im Moment kann das Kino keine Filme zeigen, wenn im Saal Musik gespielt wird, deshalb beginnen Konzerte in der Regel erst um 21.30 Uhr. Für viele Berufstätige zu spät. Auch zwischen Theater und Saal gibt es erhebliche akustische Störungen. Schwierig sind auch die beengten Verhältnisse im Foyer.

Warum muss es denn gleich eine Petition sein, wenn Sie um eine Verdopplung der Sitzplätze auf 450 kämpfen, oder Ausbau der Garderobe, Bar und Foyer?

Letztendlich entscheidet der Gemeinderat über Gelder und Umfang des Ausbaus, die Verwaltung macht die entsprechenden Vorschläge. Wir möchten zeigen, dass unser Anliegen von der Bevölkerung mitgetragen wird, und innerhalb der Initiative "Offen bleiben" ist die Petition der geeignete Baustein dafür.

Potenzielle Unterzeichner stören sich daran, dass aus der Petition nicht hervorgeht, ob der Karlstorbahnhof in der Altstadt bleiben oder auf die Konversionsflächen ziehen soll. Wo stehen denn hier die Überlegungen?

In der Petition geht es gar nicht um die Frage nach Umzug oder Umbau. Es geht darum, ein Zeichen für die Erweiterung des Karlstorbahnhofs zu setzen. Für eine Entscheidung gibt es im Moment noch zu viele Fragezeichen. Dazu gehört etwa, ob wir in die Entwicklung des direkten Umfelds der Reithallen auf den Konversionsflächen miteinbezogen werden oder welche Kapazität ein Umbau am jetzigen Standort wirklich bringen würde. Auch die Kostenfrage ist ein relevanter Punkt. Sicher ist nur: Zeitnah muss es eine bauliche Lösung geben, die nicht nur provisorisch ist wie bisher, sondern uns eine langfristige Perspektive bietet.

Sie benötigen 1800 Unterschriften - warum?



Wir benötigen 1800 Unterschriften aus Heidelberg, um zu den Top-Einprozent der Petitionen für Städte in dieser Größe zu gehören. Diese Zahl ist nicht rechtsverbindlich, sie entsteht aus einer Formel der Plattform Openpetition, die nur die relevantesten Petitionen auswählt und unterstützt. Ob und in welchem Umfang die Petition am Ende erfolgreich ist, hängt letztendlich vom Wohlwollen der Gemeinderäte ab. Ich bin aber zuversichtlich, dass ein starkes Signal der Bürger Gehör finden wird.

Wie viele haben denn bis jetzt unterschrieben ?



Bis jetzt haben wir ungefähr 1500 Unterstützer, von denen knapp die Hälfte aus Heidelberg kommt. Die Initiative läuft noch 140 Tage und die Unterzeichner sind bisher vor allem aus Eigeninitiative darauf gestoßen. Die Wohnorte der Unterzeichnenden und viele positive Kommentare verdeutlichen erneut die deutschlandweite Relevanz unseres Hauses. Wir freuen uns über die großartige Unterstützung prominenter Multiplikatoren und tollen Künstlerinnen und Künstlern wie Wladimir Kaminer, Denis Scheck, Rebekka Bakken, Matthias Brandt oder David Moufang.

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