Heidelberg

Chaotische Zustände am Schlossberg

Weil viele Autofahrer die Sperrung für eine Baustelle ignorieren, kommt es in der Neuen Schloßstraße zu heiklen Situationen. Und die Anwohner sind genervt.

03.05.2024 UPDATE: 03.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden
Viele Autofahrer halten sich nicht an das Einfahrverbot in die Neue Schloßstraße und fahren an der „Halbschranke“ weiter. Foto: ste

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Seit Ende März ist der obere Teil der Neuen Schloßstraße gesperrt, dort wird eine Stützmauer saniert. Damit ist die direkte Zufahrt zum Heidelberger Schloss über die Altstadt nicht möglich, die Benutzung der Neuen Schloßstraße ist verboten. Doch viele Autofahrer – gerade Touristen – halten sich nicht an die Beschilderung, was am Schlossberg zu teilweise chaotischen Zuständen führt. Die Anwohner sind genervt und haben sich an die RNZ gewandt.

Ein Vor-Ort-Termin Samstagnachmittag im April. Das Wetter ist gut, nach dem Regen der letzten Tage lässt sich die Sonne blicken – beste Bedingungen für einen Schlossbesuch. Wer derzeit mit dem Auto dorthin fahren will, muss eigentlich den Hausackerweg in Schlierbach benutzen. Der führt über einige Kurven zum Schloß-Wolfsbrunnenweg, von dort ist es nicht mehr weit bis zum Parkplatz oberhalb des Schlossgartens, auf dem an diesem Nachmittag noch viel Platz ist.

Die Anwohner Rüdiger Mattes und Werner Wächter berichten bei einem Termin vor Ort über die chaotische Situation. Foto: ste

Doch diese Route scheint vielen Besuchern nicht bekannt zu sein. Das hat Werner Wächter festgestellt. Er wohnt in der Straße "Schloßberg" und hat seit der Sperrung seine liebe Not mit falschfahrenden Schlossbesuchern. Das Problem: Obwohl weiter unten in der Neuen Schloßstraße zwei "Durchfahrt verboten"-Schilder darauf hinweisen, dass es dort nicht weitergeht, fahren dennoch viele die Straße hinauf. An der Kreuzung mit der Straße "Schloßberg" geht es nicht mehr weiter, hier beginnt die Baustelle.

Manche biegen links ab und fahren die Straße "Schloßberg" hoch – obwohl es eine reine Anwohnerstraße ist. Sie kommen dann direkt auf dem Platz vor dem Schlosseingang an, was die Verkehrssituation mit den vielen Fußgängern dort nicht eben entspannt. Andere halten sich rechts und fahren dieselbe Straße hinunter, was eigentlich auch nur Anwohnern vorbehalten ist. Die Schilder nehmen viele in der Aufregung wohl nicht wahr, eines ist zum größten Teil zugewuchert. "Ich habe sogar schon gesehen, dass Autos gedreht haben und entgegen der Einbahnstraße die Neue Schloßstraße wieder hinunter gefahren sind", berichtet Wächter. Busse oder Lastwagen hätten rückwärts wieder zurücksetzen müssen und für Chaos gesorgt. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen müssen eigentlich einen großen Umweg über den Süden Heidelbergs nehmen und über Gaiberg das Schloss ansteuern.

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Wächter hat seinen Nachbarn Rüdiger Mattes mitgebracht, und sie stehen noch keine Minute an der Kreuzung, als die ersten Autos mit auswärtigen Kennzeichen ankommen, deren Fahrer mit fragenden Blicken vor der Baustelle stehen. "Sie fragen uns oft, wo sie jetzt hinfahren sollen und sagen, dass ihr Navi sie die Neue Schloßstraße hochgeschickt hat", erzählt Mattes.

Das größte Problem ist aber, dass die Besucher nun ihre Autos häufig auf den Anwohnerparkplätzen abstellen. "Vergangene Woche hatte ich Gäste, für die wir Tagesparkausweise ausgestellt haben. Hätte ich da nicht ständig in unserer Straße aufgepasst, wäre alles zugeparkt gewesen", berichtet Wächter. Auch an diesem Tag dauert es keine Minute, bis ein silberner BMW kurz vor der Kreuzung in der Neuen Schloßstraße in eine Parklücke rangiert. Wächter geht hin, weist auf das Anwohnerparken hin, der BMW fährt weiter. Das laufe nicht immer so glatt, erzählt er. Manchmal hätten die Autofahrer kein Einsehen und würden sogar ausfällig.

"Ich habe schon viele Sehenswürdigkeiten gesehen – aber so chaotisch wie hier ist es nirgends. Woanders werden Poller aufgestellt, die Berechtigte herunterlassen können", stellt Wächter fest. Ihm fehlt ein Gesamtkonzept, auch schon vor der Baustelle. Denn auch sonst nehmen viele Autofahrer die Schilder rund um das Schloss nur als freundliche Empfehlung wahr. Auch an diesem Tag wird etwa im Schloß-Wolfsbrunnenweg oberhalb der Bergbahnstation fröhlich im absoluten Halteverbot geparkt, zum Teil auch in der Haltebucht des Linienbusses.

Die Stadt teilt auf RNZ-Anfrage mit, dass der Gemeindevollzugsdienst "im Rahmen seiner Möglichkeiten" kontrolliere. Auf die Frage, ob die Baustelle in den gängigen Online-Kartendiensten hinterlegt ist, schreibt die Stadt etwas ausweichend: "Die Online-Kartendienste werten die aktuelle Verkehrssituation aus und bilden diese in ihrem System ab." Von April bis Oktober solle außerdem die Neue Schloßstraße wieder durch einen Sicherheitsdienst überwacht werden, der nur Berechtigte durchlässt.

An diesem Samstag ist davon nichts zu sehen. An der Auffahrt, wo an der "Halbschranke" kontrolliert werden sollte: kein Sicherheitsdienst. Wieder dauert es nur Sekunden, bis zwei Autos die Verbote ignorieren und die Neue Schloßstraße hochfahren. Ein Opel mit Dortmunder Kennzeichen ist ein paar Minuten später ein Stück weiter oben am Straßenrand geparkt – im Anwohnerbereich.

Laut Wächter hat die Stadt inzwischen ergänzende Schilder aufgestellt, die auf die Ersatzroute zum Schloss hinweisen. "Dadurch war am 1. Mai bei uns deutlich weniger Verkehr", so der Anwohner. Die Parkproblematik entlang des Schloß-Wolfsbrunnenweges habe sich aber sogar verschlechtert. "Die 110 Parkplätze für Schlossbesucher am Elisabethenweg reichen definitiv nicht aus."

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