Bei diesem Konzert muss das Publikum mitsingen
Ein Chor für einen Abend: Rudelsingen im Oktober in der Halle 02. Schlager geht dabei immer.

Von Hannes Huß
Heidelberg. Eingewöhnungszeit braucht das Publikum nicht, ist sich Uli Wurschy sicher. Der Hesse ist eine Hälfte des Rudelsingen-Teams Odenwald, das er zusammen mit Volker Becker bildet. Rudelsingen beschreiben die beiden Groß-Umstädter wie einen Chor, der aber nur für einen Abend zusammentritt. Wurschy und Becker sind bei den Konzerten ihres Duos immer die Anleiter für das Publikum, das selbst mitsingt. Die Texte liefern auch die beiden Musiker – Wurschy spielt Gitarre und singt, Becker übernimmt das Klavier – mithilfe einer Powerpoint-Präsentation.
Rudelsingen ist allerdings keine Idee der beiden Hessen. Vielmehr wurde es 2011 von David Rauterberg ins Leben gerufen und hat seitdem expandiert. Aktuell gibt es elf Rudelsingen-Teams wie das Team Odenwald, in Heidelberg gab es schon mehrere Rudelsingen-Events mit Musiker Bernhard Bentgens.
Ein gutes Rudelsingen-Lied zu finden ist gar nicht so einfach, erzählen Wurschy und Becker: "Als Faustregel haben wir, dass rund 80 Prozent des Publikums einen Song kennen muss, dann ziehen die den Rest auch mit." Dazu muss das Lied in all seinen Teilen mitsingbar sein, nicht nur im Refrain. "Popsongs haben häufig einen tollen Refrain, bei den Strophen müssen wir aber vorsichtig sein", berichtet Becker. Eine Musikrichtung von der sie deshalb die Finger lassen müssen, ist Hip Hop: "Das haben wir nur einmal aus Blödsinn reingemacht", lacht Wurschy. Ein Genre, das sich hingegen immer als verlässlicher Rudelsingenlieferant erweist: Schlager. "Da gibt es vielleicht einmal kurz ein Raunen, aber das ist sofort vergessen." Dass ein Rudelsingen-Abend musikalisch wandelbar ist, ist für Wurschy eine der großen Stärken des Formats: "Da geht es von einem Extrem ins Andere." Dabei müssen die Teilnehmer auch gar nicht jedes Lied mögen, denn natürlich ist niemand zum Mitsingen verpflichtet, wie die beiden betonen.
Ideen, welche Songs für das Rudelsingen geeignet wären, bekommt das Team Odenwald über mehrere Kanäle. "Man kann uns online schreiben, welchen Song man gerne im Programm hätte", sagt Wurschy. Die Auswahl, ob der Song sich wirklich zum Mitsingen eignet, treffen aber natürlich noch Becker und er. Eine weitere Inspirationsquelle sind die weiteren Rudelsingen-Teams: "Einmal im Jahr spielen wir zusammen ein Konzert und gegeben uns danach Tipps", berichtet Wurschy. In die Quere kommen sich die verschiedenen Teams dabei nicht. Jedes Team hat ein klar definiertes Gebiet, auf dem es Konzerte spielt. "Wir machen eigentlich alles von Frankfurt abwärts."
Auch interessant
Musikalisch arbeiten Wurschy und Becker als Team Odenwald seit 2015 zusammen. Damals lernte Becker nach einem Umzug nach München das dortige Rudelsingen-Team kennen. "Ich habe einfach nach einem musikalischen Umfeld dort gesucht und hatte sofort Spaß an dem Format." Als nächstes begeisterte er Wurschy für das Programm, mit dem er gemeinsam seit 1998 in Groß-Umstadt eine Musikschule betreibt. Natürlich sei dieser neue Nebenjob auch anstrengend, räumt Wurschy ein. Für jede Tour, von denen es für das Team Odenwald jedes Jahr mehrere in Süddeutschland gibt, stellen sie ein neues Programm zusammen und müssen die Texte in eine Powerpoint-Präsentation eintragen. Aber es lohnt sich, denn: "Den Leuten bereitet das einfach eine riesige Freude."
Info: Rudelsingen am Donnerstag, 5. Oktober, um 19.30 Uhr in der Halle 02, Zollhofgarten 2. Tickets im Vorverkauf 16, an der Abendkasse 17 Euro.