Autofahren muss unattraktiver werden
Bürgermeister Odszuck stellte beim Verkehrsclub Deutschland Ideen für die Mobilitätswende vor

Von Lena Scheuermann
Heidelberg. Heidelberg wächst - rund 25.000 neue Einwohner sollen dank der Bebauung der ehemaligen US-Flächen noch dazu kommen. Mehr Einwohner bedeuten aber auch mehr Verkehr. Was in dieser Hinsicht in Zukunft geplant ist, und welche Perspektiven die Konversionsflächen für die Verkehrswende bieten, stellte Bürgermeister Jürgen Odszuck bei der Mitgliederversammlung des Regionalverbands des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) vor.
Die Alternativen zum Auto müssen attraktiver werden - oder eben das Autofahren deutlich unattraktiver: Da müsse man die Bürger vor allem am Geldbeutel packen, findet Odszuck.

Jürgen Odszuck. Foto: Rothe
Wird Autofahren und auch Parken teurer, steigen mehr Menschen auf Alternativen wie Bus, Bahn oder Fahrrad um. Der Bürgermeister führte hier die Parkausweise für Anwohner an und sprach sich für eine teurere Nutzungsgebühr anstatt der bisherigen, relativ günstigen Verwaltungsgebühr aus. Dann überlege es sich der ein oder andere vielleicht, ob er sich noch ein zweites oder sogar drittes Fahrzeug anschaffe.
Zustimmung für diesen Vorschlag kam aus dem Publikum: Ein Zuhörer merkte an, dass ähnliche Konzepte bereits erfolgreich in der Schweiz und den Niederlanden umgesetzt wurden. Odszuck gab allerdings auch zu bedenken, dass sich derartige Pläne nicht sofort verwirklichen lassen: "Die Wende geht langsam, wir sind ein großer Tanker und da dauert es, bis er die Drehung schafft." Dass Autos nicht mehr überall kostenfrei parken dürfen, werde auch erst einmal schrittweise in den Stadtteilen ausprobiert. Dafür soll es dann wiederum mehr Carsharing- sowie Fahrrad-Stellplätze im Stadtgebiet geben.
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Außerdem gibt es ja auch immer noch den öffentlichen Nahverkehr als Alternative zum Auto. Die Wende hin zur stärkeren Nutzung des Nahverkehrs müsse man aber auch erst mal stemmen: So schlägt das Land Baden-Württemberg in seinem Klimaschutzszenario 50 Prozent mehr Fahrten vor - für Heidelberg sei das momentan nicht realistisch: "An Verkehrsknotenpunkten wie der Bergheimer Straße geht das nicht", meinte Odszuck dazu. Aufgrund der Umleitungen wegen der Baustelle rund um den Hauptbahnhof sei die Strecke derzeit voll ausgelastet.
Der Baubürgermeister träumt dagegen von einer Erweiterung an anderer Stelle: Von einer zweiten Straßenbahnlinie über die Speyerer Straße in Richtung Kirchheim, mit der auch die Sportstätten besser bedient werden könnten. "Wir brauchen mehr Initiative im Freizeitverkehr", machte Odszuck am Mittwoch deutlich. Dafür sei eine ordentliche Anbindung der Stadtteile nötig. Man müsse hierbei auch über die Gemarkungsgrenzen hinaus blicken, warf ein Zuhörer ein. Die Anbindung nach Leimen, Nußloch und Wiesloch sei ebenfalls noch ausbaufähig. Zudem wurde über den möglichen Radschnellweg nach Schwetzingen diskutiert.
Zum Abschluss sprach Odszuck noch über die Chancen der Konversionsflächen für die Verkehrswende. In den neuen Quartieren sollten nicht nur nachhaltiges Wohnen, wie in der Bahnstadt, sondern auch neue nachhaltige Mobilitätsprojekte im Vordergrund stehen. So soll etwa das Hospital-Gelände "autoarm" gehalten werden. Die Autos der Anwohner parken in der Quartiersgarage, auf dem Gelände selbst soll es keinen motorisierten Verkehr geben. Als Alternative werden etwa Leihfahrräder angeboten. Man wolle die zukünftigen Bewohner in eine Lage versetzen, in der sie auf einen eigenen PKW verzichten könnten, so Odszuck.