Auch künftig soll es mehr Außengastronomie geben
Die erweiterten Terrassen sollen bleiben. In der östlichen Altstadt sind sie bis 24 Uhr geduldet. Genehmigungen für Heizpilze soll es hingegen nicht geben.

Von Philipp Neumayr und Steffen Blatt
Heidelberg. Die ganze Stadt eine große Terrasse: Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 erweiterten die Heidelberger Restaurants und Bars ihre Außenbereiche oder erschlossen neue öffentliche Räume, damit die Menschen genug Abstand voneinander halten können. Die dafür benötigte Sondererlaubnis der Verwaltung gilt vorerst bis Ende dieses Jahres. Wie die Stadt nun auf RNZ-Anfrage mitteilte, soll die erweiterte Außengastronomie aber auch längerfristig bleiben.
Wie viele Betriebe haben bisher von der Sonderregelung profitiert? "Seit Beginn der Pandemie konnten 122 Erweiterungen oder pandemiebedingt neue Außenbewirtschaftungen erlaubt werden", so ein Stadtsprecher auf Anfrage. Insgesamt hat die Stadt den Gastronomen 2020 und 2021 rund 600.000 Euro an Kosten für die Nutzung aller Außenflächen erlassen. Für die im Zuge der Pandemie neu genehmigte Außenbewirtschaftung auf Parkplätzen, (Markt-)Plätzen und Gehwegen hat die Stadt keine zusätzlichen Gebühren erhoben.
Ist auch künftig eine erweiterte Außenbewirtschaftung möglich? Die Gaststätten können ihre erweiterten Flächen für die Außenbewirtschaftung laut Verwaltung in jedem Fall bis 31. Dezember 2021 nutzen. Bis dahin erlässt die Stadt den Betreibern weiterhin die entsprechenden Gebühren. Aktuell werde daran gearbeitet, "dass die Nutzung der erweiterten Außenflächen auch im kommenden Jahr möglich sein wird", heißt es aus dem Rathaus. Ob die entsprechenden Gebühren auch dann wegfielen, ist noch offen. "Die Verwaltung arbeitet an einem Vorschlag, über den der Gemeinderat entscheiden muss", erklärt ein Stadtsprecher.
Dürfen die Gastronomen in der kalten Jahreszeit zusätzliche Heizpilze im Freien aufstellen? Laut Stadt soll es keine Genehmigungen für Heizpilze geben, da eine Bewirtung in Innenräumen inzwischen möglich sei. Die ökologische Bilanz von Heizpilzen, so die Verwaltung, "ist für Heidelberg als Stadt, die sich tatkräftig für den Umwelt- und Klimaschutz engagiert, nicht vertretbar".
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Welche Sperrzeit gilt für die Außengastronomie? Die Fraktionen von Grünen, Linke, FDP und CDU hatten im Juni dieses Jahres beantragt, die Außenbewirtschaftung für den Rest des Jahres von Donnerstag bis Samstag bis Mitternacht zu erlauben, um die von der Krise gebeutelte Gastronomie zu unterstützen. Hintergrund war eine Sonderregelung, die genau das für die Zeit der Fußball-Europameisterschaft (11. Juni bis 11. Juli) möglich machte. Zu einem entsprechenden Beschluss kam es bislang aber nicht.
Der Grund: Mit Verweis auf das laufende rechtliche Verfahren – Anwohner klagen derzeit gegen die bestehende Sperrzeitverordnung in der Altstadt – lehnt es die Verwaltung ab, die Regelungen für die Außengastronomie allgemein zu lockern. Zumindest in der östlichen Altstadt dürfen die gastronomischen Betriebe aber an Freitagen und Samstagen bis 24 Uhr im Freien bewirten – bis Ende des Jahres. Die Begründung: "In der östlichen Altstadt, im Bereich der Sperrzeitverordnung, ist bereits ein hoher Umgebungslärm vorhanden, sodass eine längere Außenbewirtschaftung lärmmäßig nicht entscheidend ins Gewicht fällt und ausnahmsweise auch ohne Einzellärmgutachten geduldet werden kann."
Was wünschen sich die Gastronomen? Jan Rische, Geschäftsführer des Hemingway’s, möchte seinen Gästen auch 2022 eine größere "Terrasse" bieten. Durch die Pandemie durfte er fünf Tische auf einem Gehweg gegenüber dem Restaurant aufstellen. Sie dienen auch als Ausgleichsfläche: Um den Gästen auf der eigentlichen Terrasse mehr Freiraum zu gewähren, wurde diese um drei bis vier Tische reduziert. Obwohl die neu hinzugekommenen Tische direkt an der Straße liegen, sagt Rische: "Das wird super angenommen."
Doch nicht aus persönlichem Interesse begrüßt der Gastronom die Möglichkeit der erweiterten Außenbewirtschaftung. "Es schafft einfach eine ganz andere Atmosphäre in der Stadt – ein bisschen südländisches Flair." Pavel Doykov, Betreiber des Krokodils in der Weststadt, hat durch die Umnutzung zweier Parkplätze in der Blumenstraße sogar 20 Sitzplätze hinzugewonnen. 25 Prozent mehr Umsatz habe ihm das in den vergangenen Monaten eingebracht, sagt er. Zwar wird Doykov in den kühlen Wintermonaten keine Sitzmöglichkeiten im Freien anbieten, für das nächste Jahr wünscht aber auch er sich, die Zusatzflächen weiter nutzen zu können. "Wir würden das gerne mitnehmen."