Abschiedsschmerz im Heidelberger Tiergarten: Orang-Utans ziehen nach Belgien

Im Zoo "Pairi Daiza" steht ihnen ein Gehege mit 1100 Quadratmetern zur Verfügung.

05.02.2017 UPDATE: 06.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Seit März 2016 ist er der Star im Menschenaffenhaus: der kleine Orang-Utan "Berani" - im Indonesischen heißt das so viel wie "der Mutige" -, der hier an einem Tannenbaum knabbert. Foto: Heidrun Knigge

Von Timo Teufert

Heidelberg. Im Frühjahr ist es so weit: Dann werden die vier Orang-Utans den Heidelberger Zoo verlassen und nach Belgien umziehen. Weil für eine artgerechte Haltung der intelligenten Menschenaffen zahlreiche kostenintensive Umbauten nötig gewesen wären und dafür in Heidelberg aber schlichtweg zu wenig Platz ist, hatte man sich im Zoo schweren Herzens entschieden, die Haltung aufzugeben. Eine neue Heimat sollen "Berani", der im März 2016 geboren wurde, seine Mutter "Sari", Vater "Ujian" und Tante "Puan" im Zoo "Pairi Daiza" in Brugelette, 50 Kilometer südwestlich von Brüssel erhalten.

Dort hat man sich bereits auf die Neuankömmlinge vorbereitet und eine komplett neue Anlage für die Menschenaffen gebaut, die allen Anforderungen der modernen Haltung entspricht. Das Areal des Zoos, der eine Kombination aus Tier- und botanischem Garten ist, gliedert sich in acht Themenwelten. Eine davon ist "Le Royaume de Ganesha" - das Königreich von Ganesha. Dort leben beispielsweise Fischotter, Wasserbüffel, asiatische Elefanten, Leoparden und Weiße Tiger. Gestalterisch inspiriert ist dieser Bereich von der Insel Bali im indonesischen Archipel - mit vielen exotischen Pflanzen und balinesischen Tempeln.

Auch das neue Gehege für die Orang-Utans befindet sich dort und ist wesentlich größer als in Heidelberg. Den Menschenaffen steht ein Gehege mit rund 1100 Quadratmetern zur Verfügung, von denen allein 950 Quadratmeter Grünanlagen sind. Es befindet sich im "Haus des Handwerkers", ein authentisches Gebäude aus Südostasien, das von den Ausstattern des Zoos "Pairi Daiza" und asiatischen Experten errichtet wurde.

Die Planungen für den Umzug begannen bereits im letzten Jahr, mehrmals reisten Tierpfleger aus Heidelberg nach Belgien, um sich die Entwicklung der neuen Anlage anzuschauen. "Bei Treffen zwischen Kuratoren und Tierärzten wurden Details zum neuen Gehege abgestimmt", erklärt Zoosprecherin Barbara Rumer. Auch ihre zukünftigen Schützlinge haben die Tierpfleger des Zoos "Pairi Daiza" schon in Heidelberg besucht, um die Tiere und ihre Eigenheiten kennenzulernen. Wann genau die Orang-Utans umziehen werden, steht aber noch nicht fest.

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Die Aufgabe der Haltung in Heidelberg ist die Konsequenz aus einer Zukunftsplanung, die der Zoo vor drei Jahren angestoßen hat. "Uns war bewusst, dass wir bei der Orang-Utan-Haltung hinten dran sind, und wir haben uns deshalb die Frage gestellt, was wir tun müssen, wenn die Tiere hier bleiben würden", berichtet Zoodirektor Klaus Wünnemann vom Entscheidungsprozess. Dessen Grundlage war das neue Säugetiergutachten der Bundesregierung, in dem 2015 die neuen Mindestanforderungen für die Haltung von Säugetieren vorgeschrieben wurden. "Wir haben hier in Heidelberg nicht das Geld, eine vorbildliche Anlage für die Orang-Utans bauen zu können", bedauert Wünnemann. Der enorme Investitionsbedarf für eine neue Anlage - die Wilhelma in Stuttgart hat für ein neues Bonobo- und Orang-Utan-Haus rund 22 Millionen Euro ausgegeben, im Frankfurter Zoo kostete das neue Menschenaffenhaus 14,5 Millionen Euro - sei in einem überschaubaren Zeitraum in Heidelberg nicht umzusetzen.

"Trotz Abschiedsschmerz sind die Heidelberger Tierpfleger glücklich, für die Familie rund um den kleinen ,Berani‘, eine so gute neue Heimat gefunden zu haben", berichtet Rumer von der Stimmungslage der Zoomitarbeiter. Schließlich stehe das Tierwohl über allen anderen Interessen.

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