1600 Wohnungen warten auf Fertigstellung
Die Stadt stellt den Bautätigkeitsbericht vor: Es gab 612 neue Einheiten im letzten Jahr. Jeder Einwohner lebt durchschnittlich auf 40,9 Quadratmetern.

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Der Wohnungsmangel ist eines der zentralen Probleme in der Stadt. "Heidelberg ist ein heiß begehrter Wohnort und Ausbildungsplatz", sagt auch Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, als er jetzt bei einem Pressegespräch seinen Bautätigkeitsbericht für das Jahr 2021 vorstellte: "Die Quelle scheint nicht zu versiegen, ständig kommen neue Leute nach." In den letzten zehn Jahren sei Heidelberg um rund 10.000 Einwohner gewachsen. Zwar bemühe sich die Stadtverwaltung, viele neue Baugenehmigungen zu erteilen.
Das vom Gemeinderat vorgegebene Ziel, jedes Jahr 800 neue Wohnungen zu schaffen, wurde aber auch 2021 deutlich verfehlt. Odszuck: "Das ist eine ambitionierte Zahl, die wir in den letzten Jahren nie erreicht haben." Theoretisch könne man diese Hürde nehmen. "Beim Bauen ist es aber immer noch so, dass sich immer mal wieder etwas verzögert." Die wichtigsten Ergebnisse des Bautätigkeitsberichts im Überblick.
>>>Hier können Sie den Bautätigkeitsbericht downloaden<<<
> Das Corona-Loch ist überwunden. Nachdem die Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2020 von 739 auf 544 abgerutscht war, hat sich die Situation 2021 mit 734 Genehmigungen wieder normalisiert. 612 Wohnungen wurden fertiggestellt. Der sogenannte Bauüberhang bleibt aber enorm: 1624 Wohnungen sind nicht fertiggestellt, obwohl die Baugenehmigung schon erteilt ist. Mehr als die Hälfte (853) befinden sich bereits im Rohbau, bei 337 weiteren Wohnungen wurde gerade mit den Arbeiten gestartet, 438 weitere warten auf den Baubeginn.
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Laut Gabriela Bloem, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik, befindet sich der Großteil des Bauüberhangs in der Südstadt. Diese wird damit – wegen ihrer Konversionsflächen – schon in Kürze die Bahnstadt als Stadtteil mit den meisten neuen Wohnungen überholen. Auch Rohrbach holt vor allem dank des Geländes des ehemaligen US-Hospitals auf. Von den seit 2012 im Neubau entstandenen 6455 Wohnungen in Heidelberg wurden 49,2 Prozent in der Bahnstadt gebaut. Amtsleiterin Bloem schätzt das Investitionsvolumen auf dem Wohnungsmarkt in Heidelberg auf 235 bis 280 Millionen Euro im Jahr 2021.
> Heidelberg bleibt auf dem zweiten Platz in Baden-Württemberg. Seit 2010 wuchs der Wohnungsbestand auf zuletzt 78.702 um 7,8 Prozent an. Nur Heilbronn schnitt mit rund neun Prozent besser ab. Erstmals gibt es in Heidelberg nun mehr als 20.000 Wohngebäude.
> Die Schere klafft weiter auseinander. "Viele Entwickler sind im Moment zögerlich, weil sie eine sinkende Nachfrage erwarten", berichtet Odszuck. Das Bauen sei teurer geworden, manche Materialien schwer zu bekommen. Zugleich habe die Kundschaft wegen der Inflation und der gestiegenen Energiekosten weniger Geld – bei steigenden Zinsen. "Jemand, der sich früher vielleicht noch eine Wohnung für 500.000 Euro leisten konnte, hat jetzt vielleicht nur noch 450.000 Euro zur Verfügung, obwohl sich der Preis für solch eine Wohnung auf 600.000 Euro verteuert hat." Außerdem fehle den Bauträgern das Kapital für die Zwischenfinanzierung, da sie ihre neuen Einheiten inzwischen erst kurz vor der Fertigstellung vermarkten könnten – wenn der tatsächliche Endpreis kalkuliert werden kann.
> Die Stadt will mehr größere Wohnungen für Familien. Pro Wohnung leben in Heidelberg durchschnittlich gerade einmal 1,9 Personen. Diese Belegungsdichte ist seit 2000 gesunken. Damals lag der Wert bei 2,2. Dies liegt daran, dass von 2016 bis 2020 mehr als ein Viertel der Neubauwohnungen Ein-Zimmer-Appartements waren. Letztes Jahr ging deren Anteil leicht zurück, lag aber immer noch bei 21,9 Prozent. Die Stadt kann nur begrenzt über Baugenehmigungen darauf einwirken. Die durchschnittliche Wohnungsgröße in Heidelberg beträgt 74,2 Quadratmeter. Jeder Einwohner Heidelbergs beansprucht damit 40,9 Quadratmeter.
> Der Anteil der geförderten Wohnungen stagniert. Zum Stichtag 31. Dezember 2021 gab es 5668 geförderte Wohnungen und damit nur 29 mehr als im Vorjahr. Ihr Anteil am Gesamtwohnungsbestand (Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser mit eingerechnet) beträgt 7,2 Prozent. Wichtigster Protagonist ist hier die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz. Rund 57 Prozent ihrer 7300 Wohnungen in der Stadt sind gefördert oder freiwillig gebunden.
Info: Der Bautätigkeitsbericht wird am Dienstag, 15. November, 17 Uhr im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss, Neuer Sitzungssaal des Rathauses, vorgestellt.