Wie Heidelberg drei Veranstaltungsorte vollkriegen will
Eine neue Gesellschaft soll das Konferenzzentrum, die Stadthalle und die Großsporthalle vermarkten - Aber erst 2022 kann es richtig losgehen

Das neue Konferenzzentrum in der Bahnstadt.
Von Micha Hörnle
Heidelberg ist die Stadt der Baustellen. Das gilt auch für Heidelberg-Marketing, die städtische Stelle für Tourismus und Kongresse, der der gebürtige Heidelberger Mathias Schiemer seit drei Jahren vorsteht. Denn neben der altehrwürdigen Stadthalle - die ab dem nächsten Jahr zu einem Konzertsaal umgebaut wird - bekommt der 51-Jährige in den nächsten drei Jahren noch zwei weitere große Gebäude unter seine Fittiche: das neue Konferenzzentrum in der Bahnstadt und, nur einen Steinwurf entfernt, die neue Großsporthalle an der Speyerer Straße.
Vor drei Wochen wurde eine neue Gesellschaft, die Heidelberger Kultur- und Kongress-GmbH, gegründet, die alle drei Einrichtungen vermarktet. Sie betreibt zugleich das Konferenzzentrum und die Stadthalle. Im Fall der Großsporthalle liegt das in den Händen der BSG, einer Tochter der städtischen Wohnungsgesellschaft GGH - weil der Bau vor allem dem Schulsport dienen soll. Hier soll die neue Gesellschaft für eine Auslastung an den Wochenenden sorgen.

Die Großsporthalle an der Speyerer Straße.
Inhaltlich ist Schiemer nicht festgelegt: "Die Größe von 5000 Personen ist ideal für Produktionen jeglicher Art" - gerade für die, denen die SAP-Arena mit ihren bis zu 15.000 Plätzen zu groß sein sollte. Doch das Kerngeschäft der neuen Kultur- und Kongress-GmbH werden das Konferenzzentrum und die Stadthalle sein. Denn auch wenn das Sandstein-Gebäude in der Altstadt vor allem für Konzerte reserviert sein wird: Hier sollen auch die Gala-Abendveranstaltungen für die Kongresse stattfinden, während für die Tagungen selbst das neue Kongresszentrum in der Bahnstadt zuständig sein wird. "Für Kongresse wird die Stadthalle nicht ganz tabu sein, aber vorrangig wird das Konferenzzentrum beworben", sagt Schiemer.
Noch ist das Zukunftsmusik, denn mit dem Neu- und Umbau wurde noch nicht einmal begonnen. Der momentane Zeitplan sieht vor, dass die Stadthalle am 31. Juli 2019 schließt - ziemlich genau 40 Jahre nach ihrer letzten Generalsanierung. Und für diesen Tag verspricht Schiemer jetzt schon eine große Abschiedsparty für alle Heidelberger. Die dürfen dann auch drei Jahre später das neue Konferenzzentrum in Betrieb nehmen - mit einem "Probekongress", bei dem geschaut werden soll, ob alles im Neubaubau klappt.
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Der neue Große Saal in der Stadthalle.
Nur: Für knapp drei Jahre verliert Heidelberg erst einmal seinen zentralen Ort für Konzerte und Kongresse: Die großen Musikfestivals kommen so lange an Ersatzspielstätten - beispielsweise der Aula der Neuen Universität - unter, aber für Konferenzen sieht es mau aus, zumindest für die großen. Vielleicht kann der eine oder andere Veranstalter auf alternative Orte ausweichen - beispielsweise die Halle 02 -, aber im Grunde fällt bis zur Eröffnung des neuen Hauses in der Bahnstadt der Tagungsbetrieb komplett flach - Schiemer: "Diese Kröte müssen wir schlucken." Sorgen, dass das neue Konferenzzentrum in der Bahnstadt nicht ankommen könnte, hat der 51-Jährige nicht. "Wir haben jetzt schon Anfragen von Weltkongressen - und andere Kongresshäuser reden jetzt schon über uns. Es gibt eine klare Tendenz, dass das Interesse der Konferenzveranstalter da ist." Zumal ja auch der Weg zur Bahn konkurrenzlos kurz ist.
Bliebe die Frage, ob die Folgekosten der drei Großprojekte nicht doch zu hoch sind. Nach derzeitiger Planung rechnet man mit mindestens sechs Millionen Euro pro Jahr, die den städtischen Haushalt belasten, den Löwenanteil macht mit knapp vier Millionen Euro das neue Konferenzzentrum aus. Das bekümmert Schiemer nicht: "Ein Kongresshaus rechnet sich immer, denn der Mehrwert für die gesamte Stadt ist um einiges höher als die Kosten: Ein Konferenzgast gibt pro Tag 170 Euro aus, bei einem Tagestouristen sind es nur 40 Euro."
Hintergrund
> Konferenzzentrum: Der Baubeginn für das Gebäude am Czernyring ist für Herbst 2019 geplant, Fertigstellung könnte im Sommer 2022 sein. Hier entstehen ein großer Saal für 1800 Personen, ein kleiner Saal für 800 Personen und zwölf separate Räume.
> Konferenzzentrum: Der Baubeginn für das Gebäude am Czernyring ist für Herbst 2019 geplant, Fertigstellung könnte im Sommer 2022 sein. Hier entstehen ein großer Saal für 1800 Personen, ein kleiner Saal für 800 Personen und zwölf separate Räume. Gesamtkosten: 65 Millionen Euro.
> Stadthalle: Das von 1901 bis 1903 errichtete Sandsteingebäude soll ab dem kommenden Sommer zu einem Konzert- und Kulturhaus ungebaut werden (Fertigstellung: Anfang 2022). Die Gesamtkosten von 28 Millionen Euro tragen Mäzene.
> Großsporthalle: Vor fünf Wochen war Spatenstich für die neue Halle an der Speyerer Straße mit insgesamt 5000 Plätzen. Sie kostet 28 Millionen Euro. Im Dezember 2019 soll sie fertig sein. Neben dem Schul- und Vereinssport werden die Basketballer der MLP Academics und die Handballer der Rhein-Neckar-Löwen die Halle nutzen.
Das Besondere: Bei allen drei Großprojekten ist nicht die Stadt Bauherr, sondern die Bau- und Servicegesellschaft (BSG), eine Tochter der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH). Im städtischen Haushalt sind für Tilgung und Betrieb dieser drei Einrichtungen etwa sechs Millionen Euro pro Jahr vorgesehen.
Momentan steht aber erst einmal auf dem Plan, die neue Betreibergesellschaft aufs Gleis zu setzen: Sie soll etwa 25 Mitarbeiter haben und später im Konferenzzentrum residieren - zum Vergleich: Momentan sind es zwölf Mann in der Stadthalle. Die Bewerbungsfrist für den neuen Geschäftsführer endet am morgigen Montag. Vielleicht wird ja in den nächsten Monaten noch an der Abkürzung der Heidelberger Kultur- und Kongress-GmbH gearbeitet: Denn "HKK" stand bisher für das Heidelberger Karneval-Komitee, den Dachverband der sieben Heidelberger Fastnachtsvereine.