Fastnacht in Heidelberg

Ziegelhausen feiert sich und seinen Rekord

Mit fast 70 Zugnummern war der Umzug am Sonntag mindestens so groß wie der in Heidelberg, der am Dienstag stattfindet

03.03.2019 UPDATE: 04.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Die muntere Truppe der Ziegelhäuser Spaßgesellschaft wollte gestern mit dem "Zirkus in der Altstadt" aufräumen - und morgen kann sie das sogar beim Heidelberger Umzug auch vor Ort tun. Foto: Dagmar Welker

Von Thomas Seiler

Heidelberg-Ziegelhausen. Dieser Umzug dürfte in die Annalen der Fastnachtsgeschichte des Stadtteils eingehen: Menschentrauben, wohin man auch blickte und die sich überhaupt nicht auflösen wollten, auch wenn die letzte der knapp 70 Gruppierungen schon lange den Weg "vunn der Stoobach", der Urzelle der Ziegelhäuser Karnevalsgesellschaft (ZKG), bis zum Dorf gefunden hatte. Stundenlang herrschte nämlich überall fastnachtliche Glückseligkeit angesichts des bunten Spektakels - und untermauerte damit die vielen Superlative, die schon zuvor der Hauptorganisator des Umzugs, ZKG-Vizepräsident Adrian Rehberger, und später Zugmarschall Volker Lieboner stets mit dreifach donnerndem "Ahoi" verkündeten.

Was machte den närrischen Lindwurm so attraktiv, dass an die tausend Teilnehmer die Straße bevölkerten und zigtausende Zaungäste sich diesem verrückten Treiben hingaben? Mit Sicherheit neben der Atmosphäre am Neckar und der ausgetüftelten Werbekampagne der immense Einsatz des mittlerweile neun Mitglieder umfassenden Ensembles der "Bobbeschees Waggis" von der ZKG - das sind die Fastnachter mit ihren grotesken Masken, die sie der Basler Fastnacht entliehen haben -, die im ganzen Ländle bislang umhertourten, und nicht zuletzt eine sichtlich verjüngte Schar von Verantwortlichen des örtlichen karnevalistischen Traditionsvereins.

All das sorgte im Prinzip für einen bombastischen Dreiklang. Zuvorderst die karnevalistischen Vereine selbst, ob ZKG, die Neckargemünder Narrenschar mit Prinzessin Lea I., der Sulzbacher Carnevalsverein, die Kurpfälzer Trabanten oder der Heidelberger und Eppelheimer Carnevalsclub. Die Krönung fand dies nicht zuletzt im Wagen des Heidelberger Karneval-Komitees, von dem das Symbol der Heidelberger Fastnacht, "Perkeo" Thomas Barth, huldvoll grüßte, oder auch in dem Senatorenwagen der ZKG, von dem ein bestens gelaunter Oberbürgermeister Eckart Würzner immer wieder in den Süßigkeitenbeutel griff, um mit beiden Händen den zujubelnden Kindern gerecht zu werden.

Die große Stärke des Zuges war der Lokalkolorit: Da saß die "zwett Generation" des "Peterstaler Bergvolks", das "Waldhorn"-Wirtin Annette Jung anführt, "fescht im Voggelnescht". Die rot perückten "Ziggelhaiser Ladykracher" erinnerten an den vergangenen Drachenbootwettbewerb, und die TSG-Volleyballer sportelten "mit Knall" ins Tal, die Handballdamen der TSG suchten "uff der Stroß" die "letzte Theke", während die Chorgemeinschaft von Arbeitergesangverein und "Liederkranz" unbedingt in das neue Pflegeheim "im Dorf" wollte. Lokalpolitik steuerte die Spaßgesellschaft bei, die für den "Schluss mit dem Zirkus in der Altstadt" eintrat, und die "Hutbrummer" forderten eine "Achterbahn ins Neuenheimer Feld", und schließlich wies die "Ranzengarde" des Stadtteilvereins auf den 800. Geburtstag Ziegelhausens im kommenden Jahr hin.

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Über 20 Formationen aus allen Teilen des Ländles brachten Farbe in den Umzug und sorgten mit ihren Trachten dafür, dass verstärkt neben der kurpfälzischen die schwäbisch-alemannische Fastnacht Einzug hielt. Und die Gäste waren so begeistert von der Atmosphäre, dass sie wiederkommen wollen.

Noch am Abend lagen sich die Aktiven in der Steinbachhalle in den Armen, ganz berauscht von ihrem Erfolg: "Das war eine ganz andere Liga dieses Jahr", schnaufte ZKG-Sitzungspräsident Alexander Föhr, "so viele Leute waren noch nie beim Zug und an den Straßen. Wahnsinn!" Schätzungen der Polizei über die Zahl der Besucher gibt es nicht, Föhr meinte zur RNZ: "In den Vorjahren waren es vielleicht 4000. Aber dieses Mal mehr als das Doppelte. Ich tippe mal auf 10.000."

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