"Klimaschutz ist ein Gewinn fürs eigene Leben"
Heidelberger Wissenschaftler sind zu Gast bei UN-Konferenz in Glasgow.

Von Lena Scheuermann
Heidelberg. Wie beeinflusst der Klimawandel unsere Gesundheit? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Mitarbeiter des "Heidelberg Institute of Global Health (HIGH)". Diesen Samstag sind sie mit ihren Ergebnissen auf der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow zu Gast: Als Teil der offiziellen Delegation der Universität Heidelberg werden Prof. Dr. Rainer Sauerborn von dem Institut und Dr. Maximilian Jungmann vom "Heidelberg Center for the Environment (HCE)" im deutschen Pavillon, dem Stand der Bundesregierung, eine Veranstaltung präsentieren – dabei geht es vor allem um den Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit im subsaharischen Afrika.
Man wolle aber nicht nur schwarzmalen, wie Sauerborn betont: "Wir wollen nicht nur das Elend beschreiben, sondern auch Lösungen aufzeigen." In den Medien sei besonders der direkte Einfluss des Klimawandels auf Leben und Gesundheit der Weltbevölkerung allgegenwärtig: Man denke etwa an die Berichterstattung vom Sommer über die Extremhitze in Nordamerika oder die Flutkatastrophe im Ahrtal. Neben diesen direkten gebe es aber auch indirekte Auswirkungen, wie Sauerborn anhand eines Beispiels aus dem afrikanischen Burkina Faso aufzeigt: So wirkten sich klimawandelbedingt steigenden Temperaturen nicht nur auf die Fruchtbarkeit der Ackerflächen aus, sondern auch auf die Leistungsfähigkeit der einheimischen Landwirte, die in sengender Hitze auf den Feldern arbeiten. "Hier müssen die Menschen abwägen, ob sie Gesundheitsrisiken wie Hitzschläge eingehen oder ihre Ernte opfern", so Sauerborn. Geringere Ernteerträge führten wiederum zu mehr Unterernährung bei Kindern. Besonders die Menschen im globalen Süden litten schon jetzt extrem unter den Folgen des Klimawandels – der maßgeblich durch den globalen Norden vorangetrieben werde. "So ist etwa für kleine Inselstaaten der Klimawandel nicht nur mit einer Minderung der Lebensqualität verbunden, sondern existenzbedrohend", so Jungmann.
Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen allerdings nicht nur die entlegenen Gebiete des Planeten, sondern auch die Menschen in Deutschland. "Es geht nicht nur um die Eisbären und Pinguine, sondern auch um unsere Gesundheit", bekräftigt Sauerborn. Man müsse den Menschen klarmachen, dass eine klimafreundliche zugleich auch eine grünere und gesündere – und damit deutlich lebenswertere – Umwelt zur Folge habe. "Persönliche Vorteile motivieren die Leute mehr als Horrorszenarien", erklärt Sauerborn. So sind etwa Radfahren oder die Reduktion des Fleischkonsums nicht nur förderlich für die eigene Gesundheit, sondern kommen wie nebenbei auch noch dem Klima zugute. Man müsse den Menschen vor allem die positiven Aspekte von Klimaschutz und den Gewinn für das eigene Leben vor Augen führen: "Es steht nicht der Verzicht im Vordergrund, sondern die Transformation hin zu einer gesünderen und grüneren Welt."
Vom diesjährigen Klimagipfel erhofft Jungmann sich in erster Linie mehr Transparenz: "Die Staaten sollen sich nicht nur Klimaziele setzen, sondern diese auch mit Maßnahmen untermauern." Sauerborn sieht nicht allein die Politik, sondern auch die Zivilgesellschaft in der Pflicht – gerade im Hinblick auf die Gesundheit der nachfolgenden Generationen. Diese Ansicht kann Jungmann nur unterstützen: "Es braucht ein Handeln auf allen Ebenen, individuell wie kollektiv." Das schließe jeden Einzelnen von uns ein, fügt Sauerborn hinzu.