Ende des Alkoholverkaufsverbots

Gibt es nun neue Kioske in der Heidelberger Altstadt?

"Rucksacksäufer" können bald wieder nachtanken - Heidelberg setzte erfolglos für die Beibehaltung des Verbots ein

07.12.2017 UPDATE: 08.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Mit einer "Getränkekarte" machte der Kiosk in der Unteren Straße vor dem März 2010 Werbung: Unter anderem gab es Wodka Energy für drei Euro - zum Mitnehmen. Foto: Alex

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Das Alkoholverkaufsverbot nach 22 Uhr ist Geschichte. Am Donnerstag noch durfte ab dieser Uhrzeit landesweit kein Bier, kein Wein und schon gar nichts Hochprozentiges mehr über die Ladentheke gehen. Doch sehr zum Bedauern vieler Städte und Kommunen wird das schon am heutigen Freitagabend anders sein. Auch Heidelberg setzte sich über den Städtetag für eine Beibehaltung des Verbots aus. Ohne Erfolg.

"Wir bedauern die Abschaffung des Alkoholverkaufsverbots sehr, zumal es auch nicht im Interesse der Gastronomie sein dürfte, dass sich nunmehr insbesondere junge Erwachsene vermehrt mit Alkohol im öffentlichen Raum aufhalten werden", sagt eine Stadtsprecherin auf Anfrage der RNZ. Noch zu gut sind vielen Ordnungshütern die Probleme mit einem Kiosk in der Unteren Straße in Erinnerung, dessen Geschäftsmodell darin bestand, nachts alkoholische Getränke an Nachtschwärmer zu verkaufen - und das viel billiger als die benachbarten Kneipen. Der Nachschub für die Rucksacksäufer war dadurch immer gedeckt. Der Lärmpegel in den Altstadtgassen nahm zu. Darunter litten auch die Wirte, die viel Geld ausgeben mussten, damit ihre Türsteher auf der Straße für Ruhe sorgten. Doch gegen diejenigen, die ihren Alkohol in die Altstadt mitbrachten, waren sie machtlos. Sie bekamen nur den Frust der lärmgeplagten Anwohner ab.

Seit März 2010 galt das Alkoholverkaufsverbot nach 22 Uhr in Baden-Württemberg. Kurz nachdem es in Kraft getreten war, musste auch der Kioskbetreiber in der Unteren Straße aufgeben. Nun könnte es sein, dass wieder neue, kleine Supermärkte entstehen, die den Lärmpegel in der Altstadt ansteigen lassen. "Da in Deutschland Gewerbefreiheit herrscht, lässt sich nicht verhindern, dass neue Kioske entstehen", betont die Stadtsprecherin. Allerdings werde der Kommunale Ordnungsdienst in Zukunft noch gezielter auf die Einhaltung des Jugendschutzes achten. Schon jetzt seien die städtischen Mitarbeiter an den Brennpunkten in der Altstadt präsent und achteten auf die Einhaltung der Lärmrichtwerte.

Die Polizei hält sich mit einer Stellungnahme zurück. Der Sprecher des Präsidiums Mannheim, David Faulhaber, betont aber, dass die Ordnungskräfte prinzipiell öffentliche Besäufnisse lieber unterbinden würden: "Alkohol ist ein Beschleuniger und Katalysator für Gewaltdelikte." Im Vergleich zum restlichen Heidelberg kommt es in der Altstadt relativ häufig zu Körperverletzungen. Als sich die Polizei im Jahr 2016 für strengere Sperrzeiten in diesem Stadtteil ausgesprochen hatte, waren es laut einer Beschlussvorlage für den Gemeinderat fast 350 im Jahr.

Mit der Abschaffung des Alkoholverbots bekommt die Stadt nun ein neues Instrument in die Hand, in Zukunft vielleicht doch effektiv gegen Rucksacksäufer vorgehen zu können. Und zwar kann sie nun ein zeitlich und örtlich begrenztes Alkoholkonsumverbot auf öffentlichen Plätzen aussprechen. "Wir werden die Situation beobachten und anlassbezogen prüfen, ob und wann der Einsatz solcher Verbote sinnvoll sein könnte und wie sie dann auch durchgesetzt werden können", sagt die Stadtsprecherin. Ein Alkoholkonsumverbot war zum Beispiel schon für die Neckarwiese für den letzten Schultag im Jahr im Gespräch.

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