Heidelberger Student organisiert Masken aus China
Bosen Zhang lässt dafür persönliche Kontakte spielen - Er verdient daran, will aber in erster Linie helfen - Auch die Uniklinik als Abnehmer?

Von Hans Böhringer
Heidelberg. Als Bosen Zhang am Mittwoch durch Heidelberg wandert, trägt er in seinem Rucksack heiß begehrte Ware: Schutzmasken. Etwa hundert Stück hat er dabei, ein paar übergibt er der Uniklinik, ein paar an Apotheken, einige spendet er an Privathaushalte. Die Masken kommen aus China, der Heidelberger Student und Unternehmensberater Zhang hat persönlich Kontakt zum Hersteller dort. Und da gebe es noch viel mehr, lässt er wissen.
Für die Uniklinik und die Apotheken, an die Zhang die Masken verteilt, seien das zunächst Teststücke – bei Interesse vermittele er eine große Bestellung. "Wenn man schon an der Quelle sitzt und etwas tun kann, dann sollte man das auch", sagt er. Die Mindestbestellmenge seien 150.000 Masken, erklärt Zhang: "Sonst lohnt es sich nicht wegen des Zolls." Die Lieferung wäre dann frühestens Ende April da, das liege zum einen an der begrenzten Anzahl von Flügen, zum anderen an den strengen Qualitätskontrollen. Im Moment gebe es viel minderwertige oder betrügerische Ware, meint er, die Teststücke seien allerdings problemlos durch die Kontrolle gekommen.
Die Masken, die Zhang mit sich trägt, kommen in drei Qualitätsstufen: Chirurgische Einmalmasken, Mehrfachmasken mit chinesischem KN95-Standard, sowie KN95-Masken mit verbessertem Bazillenschutz. Der KN95-Standard gilt als ungefähr gleichwertig mit dem europäischen FFP2-Standard. Diese höherwertigen Masken schützen nicht nur andere vor dem Träger, sondern auch den Träger selbst vor Ansteckung, sie sind daher besonders für medizinisches Personal geeignet. Der Qualitätsunterschied schlägt sich im Preis nieder: Laut Zhang kosten die Einmalmasken 48 Cent, die Mehrfachmasken zwischen 2,60 Euro und 2,80 Euro.
Zhang ist als Geschäftsmann spezialisiert auf deutsch-chinesische Handelsbeziehungen, hauptsächlich vermittelt er Autoverkäufe in Richtung China. Was würde er an dem Maskenhandel verdienen? Eine "kleine" Provision würde es geben, räumt er ein, allerdings nicht mehr als fünf Prozent des Verkaufswerts. "Zwar mache ich ein Geschäft, aber die Provision steht nicht an erster Stelle", erklärt Zhang: "Ich bin Christ, in dieser Situation will ich helfen."
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Es habe nach dem Ausbruch des Coronavirus Anfeindungen gegen Chinesen gegeben, sagt Zhang: "Ich will durch die Aktion zeigen, dass wir auch helfen können." Deshalb sei er an die Öffentlichkeit gegangen und darum spende er auch die übrig gebliebenen Masken an Privatleute.
Die Heidelberger Uniklinik hat sich bis Redaktionsschluss nicht zu Zhangs Angebot geäußert. Apotheken haben laut Zhang Interesse bekundet, mit der Bestellung wartet er noch ab. Für die übrig gebliebenen Teststücke hat er nach einem Facebook-Aufruf einige Abnehmer gefunden. Zhang weist aber darauf hin, dass die Einmalmasken, die er verteilen will, unzureichend Schutz für den Träger selbst bieten. Das sieht auch Christoph Settele so, der ein paar Masken von Zhang in Empfang nimmt: "Es ist eigentlich zum Fremdschutz. Ich werde sie sehr sparsam einsetzen, wenn ich einkaufen gehe, beim Arztbesuch besonders."
Seit letzter Woche gibt es in Österreich eine Maskenpflicht in Supermärkten, in öffentlichen Verkehrsmitteln und in allen Geschäften. Auch in Heidelberg sind die Bürger angehalten, Masken zu tragen. Im Gegenzug gibt es Lockerungen bei den Schließungsregelungen. Für Zhang ein guter Weg: "Das Bewusstsein für die Ansteckungsgefahr würde sich ändern", sagt er. Sein Plan sei es, mit der Bestellung mehrere Tausend Masken an Privatleute zu spenden.