Clubsterben in Heidelberg

Jeder kann an Online-Umfrage teilnehmen

Studie an der Universität in Auftrag gegeben – Denn die Stadtverwaltung will es nochmals Schwarz auf Weiß

24.06.2018 UPDATE: 25.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden

Ende 2015 machte der Schwimmbad Musik Club dicht, im April 2017 wurde das Gebäude abgerissen. Foto: Philipp Rothe

Von Anica Edinger

Heidelberg. Erst der Schwimmbad-Club, dann die Nachtschicht, 2019 vielleicht auch das "Ziegler": In Heidelberg sterben die Clubs aus. So jedenfalls die These. Ob das tatsächlich so ist, will die Stadt jetzt schwarz auf weiß haben. Deshalb hat das Kulturamt gemeinsam mit dem Amt für Wirtschaftsförderung bei der Universität eine Studie in Auftrag gegeben. Dort soll das Geographische Institut unter anderem herausfinden, was den Menschen in dieser Stadt in Bezug auf die Clubszene fehlt - und ob dem überhaupt so ist.

Dabei sind nicht nur die jungen Leute gefragt, sondern auch die Club-Betreiber selbst, wie Prof. Johannes Glückler, Leiter des Geographischen Institutes, jetzt gegenüber der RNZ erklärte. "Die Studie soll Transparenz über Angebot und Nachfrage schaffen", so Glückler. Daher wurden zwei Herangehensweisen gewählt: Zum einen kann man derzeit an einer Online-Umfrage teilnehmen. Dabei werden Fragen geklärt wie: Auf welches Angebot willst Du in Heidelberg nicht verzichten? Wie zufrieden bist Du mit der Clubszene? Welche Bedeutung hat sie für Dich? Und wo hast Du in den letzten zwölf Monaten Live-Musik oder DJ-Performances gehört? "Wir wollen wissen, wie die Ist-Situation ist, eine Angebotsstruktur herausarbeiten, zeigen, wo es Defizite gibt", sagt Glückler. Mindestens noch drei Wochen soll die Umfrage offen sein. Glückler hofft, dass möglichst viele Menschen, die sich angesprochen fühlen, auch mitmachen. "Damit wir ein möglichst breites Bild bekommen", sagt er.

Zum "breiten Bild" zählen auch die Experten-Interviews, die derzeit mit den Club-Betreibern selbst gemacht werden. Wie sieht der Alltag in der Clubszene aus, und welche Beschränkungen behindern auch mal die Arbeit? Antworten auf diese und weitere Fragen erhoffen sich Glückler und sein Team vom Geographischen Institut. "Dadurch kann die Stadt auch lernen, ob und wie sie kulturpolitisch handeln kann", erklärt der Professor. Wichtig ist ihm dabei: "Wir geben keine Handlungsanweisungen."

Das wäre dann die Aufgabe der Lokalpolitik. Bis zur Sommerpause sollen die Experten-Interviews geführt sein, dann geht es an die Auswertung aller Ergebnisse. Schon am 13. September werden sie voraussichtlich im Ausschuss für Bildung und Kultur vorgestellt, wie eine Stadtsprecherin auf RNZ-Anfrage erklärte. Aus dem Rathaus heißt es weiter: "Das Ziel dieser Studie ist es, die Vielfalt der Heidelberger Clubszene und ihre Bedeutung sowohl als Standortfaktor für Unternehmen als auch für das Kulturleben der Stadt Heidelberg zu erkunden."

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Für eine "gute Initiative" hält das Prof. Glückler. Nur der Verein "Eventkultur Rhein-Neckar" - ein Zusammenschluss von 17 Club-Betreibern, Veranstaltern und Kulturschaffenden der Metropolregion - fühlt sich übergangen. Schon vor langer Zeit habe man der Stadt angeboten, gemeinsam eine unabhängige Studie zum Clubsterben in Auftrag zu geben, sagt der Vorsitzende des Vereins, Felix Grädler. Doch die Zuständigen in der Verwaltung zeigten kein Interesse. "Diese Umfrage wird nun an den Aktiven vorbei gemacht", sagt Grädler, "das lässt mich zweifeln, ob die Stadt den Kern des Problems wirklich verstanden hat". Im vergangenen Jahr hat der Verein Eigeninitiative ergriffen - und selbst eine Studie in Kooperation mit der Dualen Hochschule und der Popakademie in Mannheim sowie mit der IHK Rhein-Neckar, der Gründungsförderungsgesellschaft "Startup Mannheim" und dem Metropolregion-Verband in Auftrag gegeben. Auch diese Ergebnisse sollen im September präsentiert werden.

Info: Wer an der Umfrage der Universität teilnehmen will, kann dies tun im Internet unter www.umfrageonline.com/s/bba5277.

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