Stadtentwicklungsexperten aus Hangzhou zu Gast in Heidelberg
Den Besuchern aus der neuen Partnerstadt gefiel das Alte Hallenbad besonders gut

Die Fachleute aus China zusammen mit Hans-Jörg Kraus (Mitte) vor dem Alten Hallenbad in Bergheim. Foto: privat
Von Clemens Freigang
Heidelberg. Im 13. Jahrhundert bezeichnete der Chinareisende Marco Polo die neue Heidelberger Partnerstadt Hangzhou als "schönste und großartigste Stadt der Welt". Anscheinend hielt dieser Satz die 19 Fachleute, die dort heute hauptsächlich in den Bereichen der Stadtentwicklung tätig sind, nicht davon ab, nun auch einmal das ebenfalls für seine Schönheit bekannte Heidelberg zu besuchen. Die Gruppe reiste im Rahmen einer zweiwöchigen Schulung zu den Themen Denkmalschutz und Stadtentwicklung nach Deutschland. Der Besuch ihrer neuen Partnerstadt markierte den Höhepunkt.

Hangzhou ist für seine traditionelle Architektur bekannt, aber auch als moderner Wissenschaftsstandort. Foto: Thinkstock
"Die Stadt ist sehr ruhig und romantisch und hat der Gruppe gut gefallen. Hier sind spürbar weniger Menschen unterwegs als in China", sagt Yan Xiang, die Übersetzerin der Gruppe. "Vor allem erfüllten der Charakter und das Stadtbild die Erwartungen der Gäste an eine typisch deutsche Stadt." Natürlich besichtigte die Gruppe Schloss und Altstadt samt Alter Brücke, aber auch das Universitätsmuseum. Für die Chinesen ist ihre neue Partnerstadt allerdings wohl eher ein "Dorf" - Hangzhou zählt immerhin neun Millionen Einwohner. Doch gerade dieser Kontrast zwischen chinesischer Metropole und deutscher "Großstadt" ist es, der den Besuch so interessant macht.
"Die Chinesen haben viele Fotos gemacht und waren sehr angetan von Heidelberg und den Projekten. Sie haben viele interessierte Fragen gestellt", sagt Hans-Jörg Kraus. "Vor allem aus der Körperwelten-Ausstellung waren sie fast gar nicht mehr hinauszubekommen. Wie Alt und Neu im Alten Hallenbad kombiniert sind, hat ihnen sehr gut gefallen."
Hintergrund
Hangzhou ist eine der ältesten Städte Chinas: Im Jahre 221 v. Chr. wird sie das erste Mal urkundlich erwähnt. Als Hauptstadt der wohlhabenden Provinz Zhejiang im Osten Chinas zählt die Metropole rund neun Millionen Einwohner - darunter mehr als 400.000 Studenten. Im 13.
Hangzhou ist eine der ältesten Städte Chinas: Im Jahre 221 v. Chr. wird sie das erste Mal urkundlich erwähnt. Als Hauptstadt der wohlhabenden Provinz Zhejiang im Osten Chinas zählt die Metropole rund neun Millionen Einwohner - darunter mehr als 400.000 Studenten. Im 13. Jahrhundert, zur Zeit als Marco Polo China bereiste, war sie möglicherweise die größte Stadt der Welt mit über einer Million Einwohnern. Heute ist die weitgehend restaurierte Stadt für ihre klassische chinesische Architektur, die Teeplantagen und ihre kulturelle Vielfalt bekannt.
Anfang 2018 wurde der Partnerschaftsvertrag zwischen Heidelberg und Hangzhou unterzeichnet. Ein erstes Jugendaustauschprogramm des Stadtjugendrings findet Anfang des nächsten Jahres statt. Und auch der geplante Innovation Park in den Patton Barracks (s. Text unten) erhofft sich von der Kooperation mit der in Biomedizin und Informatik stark aufgestellten Stadt neue Impulse. clef.
Der Geschäftsführer der Heidelberger Kraus Immobilien GmbH gab den chinesischen Fachleuten einen Einblick in aktuelle und abgeschlossene Projekte seines unter anderem auf denkmalgeschützte Immobilien spezialisierten Unternehmens. So führte Kraus die Gäste durch das Alte Hallenbad und das Samariterhaus im Altklinikum, aber auch über die Campbell Barracks in der Südstadt, auf denen die Kraus-Gruppe neu baut, aber auch einige Bestandsgebäude saniert und einer neuen Nutzung zuführt.
"Da in Heidelberg wenig bis gar nichts zerstört wurde, ist das Instrument Denkmalschutz hier aus ganz anderen Motiven eingesetzt worden als beispielsweise in Berlin. Das hat die Gruppe sehr interessiert", so Übersetzerin Xiang zu den Eindrücken der Besucher. "Es ist beeindruckend, wie ein privater Investor sich für die Stadt einsetzt", so Xiang. Das tue dem Heidelberger Stadtbild sichtlich gut - und das gebe es in dieser Form in China nicht.