"Wer houchdeitsch schwetzt, babbelt brudaal"
Arnim Töpel stellte seinen brandneuen Mundartkrimi "Männas!" im RNZ-Pressehaus vor - Erlös für die Weihnachtsaktion

Er ist gar kein Heidelberger, sondern kommt "aus Walldorf halt": Arnim Töpel (Mitte) mit seinen Zuhörern im RNZ-Pressehaus. Foto: Rothe
Von Peter Wiest
Heidelberg. Arnim Töpel ist ein "eschda Kurpälza" - und er ist es gern. Nicht zuletzt auch, weil er nun mal Land und Leute so liebt, hat er den kompletten Erlös der Premieren-Lesung aus seinem neuen Roman "Männas!" der RNZ-Weihnachtsaktion gespendet - doo kann ma nur noch dankschee saache!
Es herrscht eine Riesenstimmung im RNZ-Pressehaus im Pfaffengrund, als Arnim Töpel seinen mittlerweile fünften, gerade ganz neu erschienenen Krimi vorstellt - nicht ohne vorab darauf hinzuweisen, dass er selbst in Heidelberg "goar nädd vun doo" sei - sondern "aus Walldorf halt". Kein ganz unwichtiger Hinweis bei dieser Lesung: "Denn Mundart unterscheidet sich bekanntlich nicht von Land zu Land, sondern von Dorf zu Dorf."
Cannabis auf dem Bauernhof
Das dürfte auch so sein zwischen Glickerbach, dem Ort, in dem Töpels Romanheld Tschief Günda als Polizeichef zu Hause ist, und dem benachbarten Fußheim. Vielleicht ist das ja sogar einer der Gründe für "eine lange Tradition gegenseitiger Geringschätzung zwischen diesen Nachbarorten", wie es Töpel formuliert. Dass es aber auch in Glickerbach selbst durchaus interne Kontroversen und Streitereien "grad genug" gibt - davon handelt der neue Krimi, den sein Autor dieses Mal "ganz bewusst ohne Mord und Totschlag" geschrieben hat, wie er eingangs sagt. Stattdessen geht es bei den Auseinandersetzungen um den Ausbau oder Nicht-Ausbau von Glickerbach zur Fahrradstadt - ein Thema, bei denen besonders die Heidelberger im Publikum besonders hellhörig werden. Und damit sich nicht nur alles ums Rad dreht, hat Töpel die Story noch ein bisschen garniert mit einer kleinen Seitengeschichte. Es geht somit auch um den Anbau oder Nicht-Anbau von Cannabis auf einem Bauernhof im Ort.
Das alles ist letztlich zwar nicht nebensächlich, aber zweitrangig. Denn das eigentliche und immer wieder faszinierende und höchst amüsante Thema des Romans ist - wie könnte es anders sein? - einmal mehr die permanente Kontroverse zwischen Hochdeutsch und (Kurpfälzer) Dialekt, personifiziert in Tschief Günda auf der einen und seinem hochdeutschen Assistenten Fritjof Freese auf der anderen Seite. Schon wenn man das Ganze einfach nur selbst liest, etwa wenn man erfährt, welche Missverständnisse entstehen können, wenn einer im Dialekt redet und der andere meint, es wäre hochdeutsch ("Dinger" oder "Dünger"? "Gomblott" oder "Komplott"?), erwischt man sich immer wieder dabei, dass man vom Schmunzeln ins laute Lachen gerät. Hört man es allerdings als gesprochenes Wort, und noch dazu in unnachahmlicher Art vorgetragen vom Autor selbst, dann ist es einfach nur noch zum Wiehern schön. Und das Kurpfälzische klingt wie, nein, es ist tatsächlich Musik!
Mit der geizt Arnim Töpel im Übrigen auch sonst nie. Und schon gar nicht im RNZ-Pressehaus. Zwischen den einzelnen Buch-Kapiteln, die er vorträgt, setzt er sich ans Klavier und singt seine wundervollen kurpfälzischen Lieder: "Mach de Babbe nädd schtruwwelissch - unn halt doch aa mool die Schnuud" etwa. Oder "Kennsch Du Babbl unn Gekruuschdl - isch Du aa gern Weihnachtsguudsl?" Das klingt einfach unwiderstehlich - und ist es ja auch.
Zuweilen wird man dann sogar mal ein bisschen nachdenklich - vorausgesetzt, man hört genau hin. Etwa, als der Tschief Günda seinem Adlatus Freese erklärt, dass die Glickersbacher ihm gegenüber deshalb so zurückhaltend sind, weil sie einfach Angst ("Engscht") haben vor seiner Art zu sprechen: "Wer houchdeitsch schwetzt wie Du, der babbelt halt voll brudaal." Doch auch dagegen gibt es ein Rezept, das wiederum ganz wichtig ist für die Kommunikation hierzulande: "Schweige uff Kurpälzisch - des isch herrlisch." Wer da etwa denken sollte, das geht doch so nicht und dahinter steckt ein System, der ist auf dem Holzweg und braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm "die Hack neigemacht werd". Denn in einem zumindest sind sich die Glickerbacher einig mit allen anderen Kurpälzern: "Mer losse uns nädd fa bleed vakaafe."
Info: "Männas!" von Arnim Töpel, 232 Seiten, 12,90 Euro. Erhältlich bei allen RNZ-Geschäftsstellen. Dort gibt es auch die ersten vier Krimis von Töpel sowie sein in diesem Jahr erschienenes Kurpfälzer Kinderbuch "Isch, de Krutze".



