Beim Streitgespräch zwischen BI-Vertreterin und Bürgermeister wurde es hitzig
Ist ein Ankunftszentrum auf den Wolfsgärten alternativlos? Ein Streitgespräch zwischen Jürgen Odszuck und Dorothee Hildebrandt über Integration, Stadtplanung und heiße Luft.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Schon bei der städtischen Informationsveranstaltung zum Bürgerentscheid über das Ankunftszentrum waren sie heftig aneinandergeraten. Wenige Tage vor dem Showdown am Sonntag trafen Dorothee Hildebrandt, Vertrauensperson des Bündnisses gegen die Verlagerung auf die Wolfsgärten, und Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister der Stadt, wieder aufeinander. Im digitalen RNZ-Streitgespräch wurde es ebenfalls schnell hitzig. Zwischen Spitzen und Vorwürfen wurden jedoch auch Argumente ausgetauscht. Einig waren sich die beiden Protagonisten dabei so gut wie nie.

> Dorothee Hildebrandt (62) ist eine der drei Vertrauenspersonen beim Bürgerbegehren gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums auf die Wolfsgärten. Die Geographin, Geologin und Software-Trainerin hatte 2019 für die Grün-Alternative Liste bei der Gemeinderatswahl kandidiert. Ihr 2015 verstorbener Ehemann Dietrich Hildebrandt saß von 1996 bis 2001 für die Heidelberger Grünen im Landtag. Foto: privat
> Jürgen Odszuck (50) ist seit 2016 Erster Bürgermeister der Stadt Heidelberg und als Dezernent für die Bereiche Stadtentwicklung und Bauen zuständig. Der studierte Diplom-Ingenieur wurde damals auf Vorschlag der CDU-Fraktion gewählt. Vor seinem Amtsantritt war er sechs Jahre lang Erster Stadtrat der Stadt Kronberg im Taunus und auch dort für Stadtplanung und Bau zuständig. Foto: Rothe
Angenommen, die Mehrheit der Heidelberger stimmt am Sonntag mit "Nein", also für die Verlagerung des Ankunftszentrums. Wie sähen die Wolfsgärten in zehn Jahren aus, Herr Odszuck?
Auch interessant
Odszuck: Es wäre ein Areal, das klar abgegrenzt ist und keine großen Zäune braucht. Es wäre stark nach innen orientiert und grün mit Wohn- oder Aufenthaltsgebäuden, die sich um kleine Innenhöfe gruppieren. Dort können sich kleine Gemeinschaften bilden – wenn auch nur für kurze Zeit. Man hat die Chance, seine "Nachbarn" kennenzulernen. Man kann dort eine überschaubare Community schaffen, die ein gutes erstes Erlebnis in unserem Land ermöglicht.
Hildebrandt: Das Wesentliche, das da für mich rauskommt, ist: Die geflüchteten Menschen bleiben dort unter sich. Die Stadtverwaltung wird nicht müde zu betonen, dass es nicht um Integration gehe. Wir können uns über Böden, Holzbau oder "Autobahnzubringer" unterhalten, aber der Knackpunkt bleibt: Geht es um Integration? Wenn man die Frage wissenschaftlich betrachtet oder sich mit Mitarbeitenden, Engagierten und Geflüchteten im Ankunftszentrum unterhält, wird klar: Integration ist nicht aufschiebbar, sie ist vom ersten Tag an sinnvoll.
Odszuck: Und schon nach der ersten Frage kritisieren Sie Prozesse, die die Stadt gar nicht verantwortet. Den Betrieb des Zentrums organisiert das Land. Aber ja, die Integration in eine Gesellschaft ist in wenigen Wochen schwer vorstellbar. Nehmen wir an, man würde das auf PHV versuchen und es wäre voll aufgesiedelt – dann wohl nur mit 7500 Menschen. Die sollen dann die Integrationsleistung von etwa 35.000 Flüchtlingen pro Jahr erbringen. Kann das echte Integration sein?
Hildebrandt: Sie werfen mit Zahlen um sich, die man nicht nachvollziehen kann. Erstens sind Geflüchtete auch Bewohner von PHV. Zweitens gibt es bisher kein Wohnraumkonzept für PHV. Da wären viel mehr Einwohner möglich. Viel wichtiger ist aber, was im Ankunftszentrum passiert. Es wird eingeteilt: Wer wahrscheinlich bleiben darf, kommt schnell in die Anschlussunterbringung; wer vermutlich abgeschoben wird, in eine andere Landeserstaufnahme. Das dauert Wochen. Und dafür baut man jetzt Gebäude auf die grüne Wiese vor der Stadt!
Odszuck: Die Zahlen sind korrekt, ich weiß nicht, was Sie da anzweifeln. Die Stadt hat keinen Einfluss darauf, wie das Land seine Erstaufnahme konzipiert. Ich kann nur Einfluss darauf nehmen, eine gute Qualität zu gewährleisten, wenn hier eine Einrichtung gebaut wird. Das mache ich gerne.
Frau Hildebrandt, wäre nicht jeder Neubau eine Verbesserung? Und die Wolfsgärten dann die schnellste Lösung?
Hildebrandt: Der Neubau auf den Wolfsgärten würde mindestens sieben Jahre dauern. Die Einrichtung auf PHV zu verbessern, kann viel schneller gehen. Das Land hat signalisiert, dass es sich nach den Vorgaben aus Heidelberg richtet, und wir wollen als Stadtgesellschaft Geflüchtete in ein städtisches Umfeld aufnehmen – in ein Ankunftszentrum, das dieser Bezeichnung gerecht wird. Mehr als 10.000 Unterschriften für das Bürgerbegehren haben das deutlich gemacht. Aber die Stadtverwaltung legt einer Integration nicht nur Steine in Weg, sie macht sie so unmöglich.
Odszuck: Sie erheben hier den Anspruch, den gesellschaftlichen Willen der Stadt zu vertreten. Aber Sie können nur Ihren eigenen Willen vertreten, während mein Auftrag ist, den gemeinderätlichen Willen zu vollziehen. Der ist das Abbild der Stadtgesellschaft. Und da gab es eine klare Mehrheit für die Wolfsgärten. Auch Ihre Behauptung, das Land möchte eine integrationsfeindliche Einrichtung machen, ist einfach falsch. Es möchte eine günstig liegende, Schutz bietende, auf realistischen Einschätzungen basierende Erstaufnahme verwirklichen. Das ist doch nicht integrationsfeindlich.
Herr Odszuck, fänden Sie es nicht auch reizvoll, wenn in PHV in einigen Jahren ein integrativer Stadtteil entstünde und das Ankunftszentrum wäre Teil davon?
Odszuck: Auf den ersten Blick vielleicht. Schaut man aber genau hin, wird es schwierig. Das ist auch die Lernkurve, die wir durchlaufen mussten. Natürlich haben wir uns mit dieser Frage beschäftigt. Wenn wir aber die Konzeption des Landes, die ja ein abgeschlossenes Areal vorsieht, ernst nehmen, kann man versuchen, das auf acht Hektar unterzukriegen – wie wir es auf den Wolfsgärten machen. Auf PHV ist das sehr schwierig. Man müsste, wenn es nicht größer werden soll, ein Areal komplett frei räumen. Man sieht das gut an dem, was die SPD vorgelegt hat. Nach der Landeskonzeption reicht das vielleicht für 700 Plätze, aber auf keinen Fall für 2000.
Frau Hildebrandt, wie könnte man das Zentrum in PHV umsetzen?
Hildebrandt: Mit der Klärung dieser Frage hätte man die IBA beauftragen können. Dies hat die Stadt unterlassen, obwohl es bis Anfang 2020 im Gemeinderat eine große Mehrheit gegen die Wolfsgärten gab. Auch im Umfeld der IBA wurde die Integration des Ankunftszentrums in PHV diskutiert. So hat auch der IBA-Chef Prof. Braum im Juni letzten Jahres in der RNZ gesagt, städtebaulich sei das kein Problem. Wir haben schon früh gefragt, wie eine Verlagerung innerhalb von PHV möglich wäre. Aber die Stadtspitze sagt nur "Nein, nein, nein! Es gibt einen Beschluss. Es gibt keine Alternative." Sie verzögert damit die Entwicklung von PHV. Nichts ist alternativlos.
Herr Odszuck, warum hat man nicht mal die IBA beauftragt, zu schauen, wo man das Zentrum auf PHV unterbringen könnte – und was die Folgen wären?
Odszuck: Wir haben für PHV ein bundesweit beachtetes Konzept hervorgebracht in Zusammenarbeit mit der IBA und vielen Experten. Eine zentrale Aussage ist, dass man einen solchen Stadtteil nur gut entwickeln kann, wenn man in all seinen Gliedern ein gutes Miteinander findet. Ich könnte mir sofort vorstellen, dass man eine Landeserstaufnahme als wirklich auf Integration ausgerichtetes Konzept macht, indem man in jedes Baufeld Gebäude einstreut. Das Problem ist: Das ist nicht das Konzept des Landes. Wenn ich mich danach richte, kann ich das Zentrum nur als Satellit irgendwohin setzen. Es würde auf PHV immer wie ein gelandetes Ufo wirken.
Hildebrandt: Wieder nur "Nein, nein, nein!". Markus Rothfuß, der Leiter des Ankunftszentrums, sagte, dass Kontakte zur ansässigen Bevölkerung wichtig sind. Aber es sei nun mal in dieser Konstellation nicht möglich – und diese Konstellation hat die Stadtspitze vorgegeben. Das Land hat bis vor einem Jahr sehr wohl die Möglichkeit gesehen, dass das Zentrum in PHV bleibt, und dies auch öffentlich geäußert.
Odszuck: Herr Rothfuß hat vor allem gesagt, dass er am Standort Wolfsgärten nur Vorteile sieht. Und wer soll eigentlich diese Stadtspitze sein? Ist es nicht viel mehr der Gemeinderat? Er hat diese Entscheidung getroffen – und zwar nach sorgfältiger Abwägung.
Herr Odszuck, Ihnen wird vorgeworfen, es gehe eher darum, dass das Ankunftszentrum Investoren abschrecken könnte. Könnten Sie es sich im Stadtteil PHV vorstellen, wenn dieser größer wäre?
Odszuck: Wenn PHV entsprechend erweitert werden könnte, wäre es denkbar, das Zentrum so zu setzen, dass der Masterplan umsetzbar wäre. Aber fänden Sie es gut, wenn wir diesen tollen Plan umsetzen – und dahinten ist dann ein Zaun und dahinter die Landeserstaufnahmeeinrichtung? Ich weiß nicht, ob das eine gute Lösung wäre. Uns geht es um gesellschaftliches Miteinander – das ist darauf angewiesen, dass man seine Nachbarn kennt. Wenn das 35.000 neue Gesichter pro Jahr sind, tue ich mich schwer.
Frau Hildebrandt, 35.000 verschiedene Nachbarn im Jahr. Kann so Integration funktionieren?
Hildebrandt: Natürlich sind auch kürzere Bekanntschaften in unserem Leben wichtig. Es geht um die Frage, wie wir die Geflüchteten aufnehmen wollen oder ob sie unsichtbar sind. Das ist die Trennung, die die Stadt vorantreibt, um in PHV einen angeblich homogenen Stadtteil zu entwickeln. Aber der Masterplan kann auch das Gegenteil. Das "dynamisch" wird ja gern unterschlagen. Den Plan kann man anpassen.
Sie werfen der Stadt vor, sie wolle Geflüchtete an den Rand der Gesellschaft drängen. Gleichzeitig hält der OB den Wieblingern vor, nur gegen die Wolfsgärten zu sein, weil sie das Ankunftszentrum nicht in ihrer Nähe wollten.
Hildebrandt: Dieser Vorwurf hat manche Wieblinger sehr getroffen. Bei der Unterschriftensammlung sagte eine Frau zu mir: Ich würde gerne unterschreiben, aber dann kommt Würzner und erhebt den Vorwurf: Not in my Backyard – nicht in meinem Hinterhof. Das macht er auch schon für die zukünftigen Bewohner des PHV, weil sie das angeblich auch nicht wollen. Ich glaube, dass die Stadtgesellschaft viel weiter ist. Es gibt Beispiele, die zeigen, dass auch in kurzer Zeit ein gutes Miteinander möglich ist, dass beiderseits Vorbehalte abgebaut werden. Ich habe die Wieblinger nicht als ablehnend erfahren. Zudem gehören die Wolfsgärten gar nicht zu Wieblingen. Das ist ein Acker am Autobahnkreuz. Schon deshalb ist der Vorwurf unsinnig.
Odszuck: Es wird immer gesagt, die Wolfsgärten seien abgelegen. Aber zum nächsten Siedlungsbereich ist es viel näher als von PHV. Und ich glaube nicht, dass die Heidelberger ein Ankunftszentrum auf den Wolfsgärten aus den Augen verlieren würden. Da unterschätzen Sie die Bürgerschaft. Die Ehrenamtlichen und natürlich auch die Verwaltung würden sich weiter genauso um die Geflüchteten kümmern.
Hildebrandt: Im PHV entsteht eine neue eigenständige Siedlung. Wo bitte könnte man ein Ankunftszentrum besser integrieren? Gleichzeitig sagen Sie Dinge wie: Die Leute können mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren. Das ist so weit weg von der Wirklichkeit der Geflüchteten. Um Leihräder zu nutzen, braucht man ein Bankkonto, das haben die Geflüchteten nicht. Wenn das Ankunftszentrum zu weit außerhalb ist, sollen die Geflüchteten Fahrrad fahren. Mir sagte jemand, das sei wie das Argument von Marie Antoinette: Das Volk hat kein Brot? Dann soll es Kuchen essen.
Herr Odszuck, wie soll das klappen mit den Fahrrädern?
Odszuck: Indem sie einfach ein Fahrrad vor die Tür gestellt bekommen. Wie viele Heidelberger haben bereits ihre alten, aber gut nutzbaren Fahrräder gespendet?
Kürzlich wurde das Airfield als Alternative ins Gespräch gebracht. Das Areal ist versiegelt und liegt nicht so weit weg vom Pfaffengrund. Warum bauen wir es denn nicht dorthin, Herr Odszuck?
Odszuck: Der Vorschlag begründet sich genauso auf dem Prinzip Hoffnung wie PHV. Es ist der verzweifelte Versuch, Alternativen auf den Tisch zu bringen. Ich sag’ Ihnen, was passieren würde, wenn die Wolfsgärten nicht kämen: Wir würden die nächsten 15 Jahre diskutieren – wie beim Betriebshof. Ist ein Standort nicht konsensfähig, wird der nächste vorgeschlagen. Selbstverständlich kann man darüber diskutieren – oder wieder über den Gäulschlag oder den Recyclinghof. Aber das bringt uns nicht weiter. Weiter brächte uns, wenn wir die gute Lösung, die wir vor der Nase haben, nutzen würden. Das Land hat gezeigt, es geht. Und die Stadt hat gezeigt, es geht in guter Qualität. Jeder andere Vorschlag wird die gleichen Widerstände erzeugen.
Hildebrandt: Der Vorschlag zeigt – wie der der SPD –, dass es Bemühungen in der Zivilgesellschaft gibt, es anders zu machen, Geflüchtete nicht an den Stadtrand zu drängen. Ob das Airfield die Lösung ist, weiß ich nicht. Im letzten Sommer war dort eine Stimmung wie auf dem Tempelhofer Feld. Da haben Leute gepicknickt, sind Inliner gefahren, haben sich getroffen. Man kann auch Dinge einfach mal lassen, wie sie sind. Aber diese Offenheit – und nicht nur "Nein, nein, nein" – die weiß ich sehr zu schätzen.
Sie kritisieren ja nicht nur, dass der Standort Wolfsgärten Geflüchtete ausgrenze, sondern auch, dass er aus geoökologischen Gründen schlecht sei.
Hildebrandt: Genau, deshalb ist er auch alles andere als eine gute Lösung. Der Ackerboden dort ist sehr gut und die Fläche wichtig, damit an heißen Tagen kalte Luft entsteht.
Odszuck: Sie tragen das immer so als Glaubensbekenntnis vor sich her. Beleuchtet man diese Punkte aber, zeigt sich, dass sie nicht greifen. Etwa die Kaltluft: Der Wind kommt aus dem Neckartal und fließt nach Westen. Westlich der Wolfsgärten ist aber nichts, was er kühlen müsste. Außerdem: Glauben Sie wirklich, dass Gebäude mit vier Geschossen eine größere Barriere darstellen als der Grenzhöfer Weg mit seinem Damm?
Hildebrandt: Der Neckartalabwind trägt die wärme- und teilweise schadstoffbelastete Luft aus der Kernaltstadt. Wir wissen, dass schon eine zwei- bis vierstöckige Bebauung eine Rauigkeit auslöst, die den Wind aufhält. Das passiert bereits in Bergheim und der Weststadt. Der Luftstrom fließt dann über den Neckar und über das Autobahnkreuz hinweg. Im Klimagutachten der Stadt heißt es: "Deswegen sollte das Umfeld des Autobahnkreuzes", das selbst schon eine Hitzeinsel darstellt, "nicht bebaut werden."
Odszuck: Das steht da nicht drin.
Hildebrandt: Doch, schauen Sie nach. Wir haben Ihnen das alles zukommen lassen. Aber Sie recherchieren ja nicht.
Odszuck: Das stimmt nicht. Die Karte in Ihrem Vortrag widerspricht Ihrer Argumentation. Ist Ihnen das gar nicht aufgefallen?
Hintergrund
Das steht im Klimagutachten
Im Anhang B zum städtischen Klimagutachten von 2015 heißt es über den Bereich westlich der A5 und südlich der A656, der sich bis Mannheim zieht und zu dem die Wolfsgärten gehören: "Die Flächen haben eine vorwiegend
Das steht im Klimagutachten
Im Anhang B zum städtischen Klimagutachten von 2015 heißt es über den Bereich westlich der A5 und südlich der A656, der sich bis Mannheim zieht und zu dem die Wolfsgärten gehören: "Die Flächen haben eine vorwiegend geringe bioklimatische Bedeutung, da sie lediglich im Osten einen direkten räumlichen Bezug zu den bioklimatisch belasteten Siedlungsflächen von Wieblingen, Pfaffengrund und Eppelheim aufweisen."
Das Gutachten bezeichnet aber gleichzeitig die Verlängerung des Neckars von Wieblingen über das Autobahnkreuz und die Wolfsgärten bis Mannheim als "klimaökologisch bedeutsame Landschaftsachse", deren Vernetzung gewährleistet bleiben sollte. Da das Umfeld des Autobahnkreuzes eine "Engstelle" darstelle, empfehlen die Autoren: "Auf eine Bebauung in diesem Bereich sollte daher verzichtet werden." Eine Aussage dazu, ob Gebäude erst ab einer bestimmten Höhe relevant sind, trifft das Gutachten nicht. (dns)
Wollen Sie das einfach kurz erläutern?
Odszuck: Die klimaökologische Karte im Vortrag von Frau Hildebrandt berücksichtigt das Grundstück so überhaupt nicht. Wenn Sie zudem schauen, wie hoch die Autobahn und der Grenzhöfer Weg liegen, merken Sie, dass die höchsten Gebäude, die dort geplant sind, nicht drüber ragen. Die Wolfsgärten liegen in einer Senke, über die die kalte Luft einfach drüber streicht.
Hildebrandt: Im Anhang B des Klimagutachtens steht als Empfehlung genau diese Feststellung. Bei Wieblingen macht der Neckar einen Schwenk nach Norden, aber Wind weht nicht um die Kurve. Deswegen bläst dieser relativ kräftige Wind durch die Kaltluftschneise über das Autobahnkreuz hinweg. Wenn wir in den Wolfsgärten dicht machen, staut sich die Luft und das hat Auswirkungen auf Wieblingen, Eppelheim, den Pfaffengrund und – wie im Klimagutachten steht – in extremen Wetterlagen auch auf die Kernstadt.
Odszuck: Wie Sie sagen, liegen die Wolfsgärten in einer Senke und sind ein gutes Stück vom Neckarknick entfernt, dazwischen ist etwa das SRH-Gelände. Das sind ganz andere Strömungshindernisse. Das führt dazu, dass die Luft in andere Höhenschichten eintritt. Schon ein Blick auf den Stadtplan zeigt, wie merkwürdig die Diskussion ist.
Hildebrandt: Kühle Luft ist dichter, daher sinkt sie in die Mulde der Wolfsgärten ab. Sie tritt nicht in irgendwelche Höhenschichten ein.
Zum Abschluss hätte ich gerne von Ihnen beiden eine Prognose, wie der Entscheid ausgeht.
Odszuck: Ich traue unserer Bürgerschaft durchaus zu, sich ein differenziertes Bild zu illusorischen Integrationsvorstellungen zu machen. Und dann denke ich, bestehen gute Chancen, dass der Bürgerentscheid ein "Nein" zum Ergebnis haben wird.
Hildebrandt: Die Stadtverwaltung setzt enorme Mittel ein, um uns zu bekämpfen. Wir haben nur unser eigenes Geld und unsere Freizeit. Von daher könnte die Kampagne der Stadt Wirkung entfalten. Aber ich setze auf die Klugheit, das Engagement und die Empathie der Bevölkerung und halte deshalb eine Mehrheit für möglich, die gegen die Bebauung der Wolfsgärten mit "Ja" abstimmt.
Info: Die wichtigsten Fakten zum Bürgerentscheid lesen Sie hier.