1. Mai in Heidelberg

"Wir leben auf Kosten unserer Kinder"

Kundgebung der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit - Erstmals mit Fahrrad-Demo im Vorfeld - Lob für "Fridays for Future"

01.05.2019 UPDATE: 02.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Die Europawahl und Pendlerströme ins Neuenheimer Feld waren in diesem Jahr die wichtigsten Themen der Maikundgebung des DGB auf dem Marktplatz. Zuvor fuhren rund 40 Teilnehmer Fahrrad für gute Arbeitswege, dann gemeinsam zum Marktplatz marschiert. Foto: Rothe

Von Katharina Kausche

Heidelberg. Europawahl und "Pendlerströme" im Neuenheimer Feld - bei den Gewerkschaften standen diese beiden Themen in diesem Jahr ganz oben auf der Liste. Neben der jährlichen Kundgebung zum Tag der Arbeit inklusive Umzug durch die Hauptstraße, rief der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) diesmal erstmals zu einer weiteren Demonstration auf: Ein Fahrrad-Korso vom Neuenheimer Feld bis zum Bismarckplatz.

Der Einladung zur Fahrrad-Demo "Gute Wege für die Beschäftigten" folgten am Mittwoch etwa 40 Radler. Unter lautem Klingeln fuhren sie eine Strecke mit "Symbolcharakter", wie Organisatorin Maren Diebel-Ebers vom DGB sagte. "Genau dort stehen jeden Tag Menschen auf dem zur Arbeit im Stau." Zur Arbeit selbst gehöre natürlich auch der Weg dorthin, sagte Paul von Neumann-Cosel. Der 26-Jährige war bei der Demo mitgeradelt, weil er "aus eigener Erfahrung weiß, wie unsicher man sich als Fahrradfahrer in Heidelberg fühlt". Für Friederike Koch ging es ebenfalls um das Thema Sicherheit. Der Ausbau von Fahrradwegen sei ihr ein großes Anliegen. "Mein Mann und ich machen alles mit dem Fahrrad und haben meistens auch den Kinderanhänger hinten dran", sagte die 39-Jährige. "Es kann nicht sein, dass Wege einfach im Nichts enden oder man kreuz und quer geleitet wird."

Auf dem Bismarckplatz wurden die Radler bereits erwartet. Mit roten Fahnen und Flugblättern ging es für die rund 300 Teilnehmer zu Fuß weiter durch die Hauptstraße zum Marktplatz.

Als Vertreter des DGB-Kreisvorstands begrüßte Jörg Götz-Hege die Demonstranten und alle Interessierten vor dem Rathaus. Das Motto in diesem Jahr: "Europa. Jetzt aber richtig". Der DGB stehe für ein "soziales, demokratisches und ökologisches Europa" ein. "Die Bundesrepublik und den DGB gibt es jetzt seit 70 Jahren", sagte Hege. "Bei den aktuellen Entwicklungen müssen wir uns fragen, ob die Europäische Union auch so alt wird." Man lebe zurzeit "auf Kosten seiner Kinder und Kindeskinder". Deshalb sei er froh, dass junge Menschen für ihre und die Zukunft Europas auf die Straße gehen. "Macht weiter so und verschafft euch Gehör", gab er der "Fridays for Future"-Bewegung mit.

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Auch der Dauerbrenner "Wohnen und Verkehr in Heidelberg" war Thema. Der DGB hatte verschiedene Betriebs- und Personalräte zu einer Talkrunde eingeladen. Neben Jörg Götz-Hege, Mirko Geiger von der IG Metall und Michael Barton vom Springer-Verlag, waren Brigitta Martin von der Universität und Ralf Kiefer vom Uniklinikum mit dabei. Während Barton durchaus Vertrauen in die Parteien und ihre Lösungsansätze für die Zeit nach der Kommunalwahl zeigte, war Kiefer negativer eingestellt. "Ich glaube, dass wir da noch viel mehr machen müssen, als im Moment geplant ist", sagte er. In dem Punkt, dass die Stadt Heidelberg langfristige Konzepte finden muss und dabei "die Allgemeinheit und nicht Partikularinteressen wichtig sind", war sich die Talkrunde aber einig. Der Zwischenruf "Aufs Fahrrad umsteigen" aus dem Publikum erntete Applaus.

In seiner Ansprache schnitt Thomas Wenzel, DGB-Kreisvorsitzender Heidelberg/Rhein-Neckar, neben Europa und "Pendlerströmen" weitere Themen an. Der Rüstungsexport solle gestoppt und die Militärproduktion in "zivile Produktion" umgewandelt werden. "Wir fordern mehr Geld für den Bau von Kitas, Schulen und für Pflegekräfte", sagte er. Außerdem müsse die Privatisierung des Gesundheitssektors enden, denn: "Gesundheit ist keine Ware." Vor dem Hintergrund der Europawahl sei Wenzel auch noch etwas anderes wichtig. "Es wird Zeit, dass wir uns klar gegen die AfD und ihr asoziales Programm stellen." Die Gewerkschaften müssten "Druck machen, damit Europa zu einem sozialen Europa wird".

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