Wer umweltfreundlich wäscht, muss nicht auf saubere Wäsche verzichten. Foto: dpa
(dpa) Bio-Lebensmittel kennt man längst, auch Bio-Kosmetika gehören allmählich zum gewohnten Bild im Ladenregal. Aber kann man auch umweltschonend waschen?
Besonders schädlich
Die Europäische Union hat den Einsatz von Phosphor mittlerweile streng reguliert, um übermäßiges Algenwachstum und daraus folgenden Sauerstoffmangel in den Gewässern einzudämmen. Tenside, also waschaktive Substanzen, müssen schon seit 2004 in der Kläranlage leicht abbaubar sein. Duftstoffe tragen gar nichts zur Waschkraft bei, sind aber trotzdem in so gut wie jedem Waschmittel enthalten - auch in Bio-Produkten. Doch viele Duftstoffe, auch solche aus natürlichen Rohstoffen, sind besonders schlecht abbaubar, giftig für Wasserorganismen und Allergie-auslösend, erläutert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Auch Mikroplastik, das vor allem in Flüssigwaschmitteln steckt, ist ein Problem. Als Trübungsmittel sorgen die winzigen Plastikpartikel dafür, dass die Flüssigkeit je nach Lichteinfall ansprechend changiert. Auf die Waschleistung haben sie - wie die Duftstoffe - keinen Einfluss.
Siegel
Orientierung beim Kauf können vor allem Umweltsiegel bieten, allen voran das EU-Ecolabel, auch Euroblume genannt, sowie der Blaue Engel. "Das sind die einzigen Label, die wir bei Waschmitteln wirklich empfehlen", sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Mit den Siegeln gekennzeichnete Waschmittel enthalten kein Mikroplastik und entweder keine oder auf ein Minimum reduzierte Konservierungs- und Duftstoffe. So eindeutig sind nicht alle Siegel: Manche beziehen sich nicht auf Inhaltsstoffe und deren Umweltwirkung, sondern auf die Produktion der Waschmittel. Und wieder andere sind einfach intransparent.
Abgesehen von der Umweltfreundlichkeit dürfte die Waschkraft das wichtigste Kaufkriterium sein. Dabei gilt: Produkte mit der Euroblume und dem Blauen Engel müssen vergleichsweise ebenso gut waschen wie ein Markenprodukt oder das marktführende No-Name-Produkt.
Natürliche Waschmittel
Von den als besonders umweltfreundlich beworbenen Waschnüssen rät Heldt ab. Zwar sei die Waschleistung gut, aber genau das habe zu einer erhöhten Nachfrage geführt - und somit das Problem nur verlagert. "Die Nüsse werden in Indien und Umgebung angebaut. Die hiesige Nachfrage hat die Preise dort so in die Höhe getrieben, dass die Menschen jetzt vermehrt auf industrielle Reiniger setzen", erläutert Heldt. "Man tut also der Umwelt hier vor Ort einen Gefallen, aber dadurch wird in einer Gegend mit schlechteren Kläranlagen die Natur verseucht."
Wer gerne mit natürlichen Inhaltsstoffen experimentiert, könne sich auch an heimische Pflanzen halten. Aus Rosskastanien kann man Waschmittel selbst herstellen (s. Hintergrund). "Das ist ziemlich simpel, die Wäsche wird auch zufriedenstellend sauber." Der Umweltvorteil gegenüber einem käuflichen Bio-Waschmittel sei aber relativ gering.
Weichspüler
Sie gelten als nicht empfehlenswert - sogar in der Öko-Version. "Weichspüler sind grundsätzlich überflüssig", sagt Heldt. "Sie belasten den Geldbeutel, das Abwasser und - wenn man allergisch ist - auch noch die eigene Gesundheit." Alternativen wie Essig sind auch mit Vorsicht zu genießen, warnt das Forum Waschen. So könnte die Säure etwa viele synthetische oder Regeneratfasern - im Gegensatz zu Wolle und Seide - angreifen. Außerdem verweisen die Experten auf Empfehlungen der Gerätehersteller, die von der Verwendung von Essig in Waschmaschinen abraten, da etwa Gummiteile darunter leiden können.