Von Christian Satorius
Zur Zeit ist es wieder ganz schlimm: Unzählige Wespen lassen das Kaffeekränzchen unter freiem Himmel und auch den gemütlichen Grillabend zur Tortur werden. Unter den Wespengeplagten kursieren allerlei Geheimtipps, wie den geflügelten Mitessern angeblich beizukommen ist. Aber welche helfen wirklich?
> Kupfermünzen auf dem Tisch: Dieser Geheimtipp ist zur Zeit einer der beliebtesten: Einfach ein paar Kupfermünzen (1-Cent-, 2-Cent- oder 5-Cent-Stücke) auf dem Kaffeetisch auslegen und schon bleiben die Wespen fern. Die Idee dahinter ist: Fällt die Sonne auf die Münzen, werden diese erhitzt und verströmen dabei ein für die kleinen Plagegeister unangenehmes Kupferaroma. "Versuch macht klug", heißt es ja, aber in diesem Falle kann man sich das Ausprobieren getrost sparen.
> Kaffeepulver verbrennen: Wieder ein aktueller Tipp, bei dem es um ein unangenehmes Aroma geht: Kaffeepulver wird auf einer feuerfesten Unterlage angezündet, was die Wespen fernhalten soll. Das Kaffeepulver qualmt und stinkt zwar fröhlich vor sich hin, aber der Nutzen ist praktisch gleich Null.
> Ablenkfütterung: Hört sich im ersten Moment seltsam an, hilft aber – zumindest ein bisschen: Unweit des Kaffeetisches einfach ein Glas Limonade oder auch ein kleines Stückchen Obstkuchen sozusagen als Opfergabe anbieten. Die Idee dahinter ist die, dass sich die Wespen nun lieber dort bedienen, als am Kaffeetisch, wo sie ja doch immer wieder beim Fressen gestört werden. In der Tat kommen die Tiere gerne und bedienen sich am bereitgestellten Menü. Allerdings werden sie so natürlich auch angelockt. Hier treibt man also praktisch den Teufel mit dem Beelzebub aus.
> Speisen und Getränke abdecken: Das ist endlich einmal ein Trick, der wirklich funktioniert. Werden Getränke und Speisen abgedeckt, kann kein verführerischer Duft die Wespen anlocken. In der Theorie funktioniert dieser Geheimtipp auch ganz hervorragend. Denn je weniger aromatische Gerüche in der Luft liegen, desto besser. Verschütteten Saft am besten sofort aufwischen, leere Teller nach der Mahlzeit möglichst schnell vom Tisch abräumen.
> Wespenfallen: Was gibt es da nicht alles zu kaufen, um die Plagegeister in die Chitinknie zu zwingen. Elektrische Wespenfallen, die mittels UV-Licht die Wespen in die Falle locken und sie dort mit einem ordentlichen Stromstoß ins Jenseits befördern. Andere Fallen locken die Tiere mit verführerischen Aromen ins Verderben. In vielen Fallen ertrinken die Wespen auch ganz jämmerlich. All das muss nicht sein, denn es hilft ohnehin nicht, und Wespen sind schließlich auch Lebewesen und stehen unter Naturschutz. Das eigentliche Problem bei allen Wespenfallen ist, dass die Tiere erst angelockt werden, um in die Falle gehen zu können. Das bedeutet unterm Strich nur eines: Es kommen noch mehr Wespen als ohne diese Fallen.
> Ultraschallsummer: Dies ist ein Geheimtipp, über den sich schon die Maulwürfe kaputtlachen: Ein kleiner Summer für die Steckdose oder auch für den Batterie- beziehungsweise Solarbetrieb soll angeblich "für den Menschen fast unhörbaren Ultraschall" aussenden, und die Tiere so vertreiben. Wer alles andere schon erfolglos ausprobiert hat, greift natürlich zu jedem erdenklichen Notnagel. Aber diesen hier kann man sich getrost sparen. Bei den meisten Geräten piept es auch für uns Menschen gut hörbar und das nervt einfach nur. Helfen tut das Ganze ohnehin nicht. Weder Maulwürfe noch Wespen zeigen sich von dieser Technik beeindruckt.
> Abschreckende Düfte: Ätherische Öle, spezielle Duftspiralen zum Anzünden oder auch Zitronen, die mit Nelken gespickt sind, sollen die Wespen abschrecken. Angeblich. Die Idee dahinter ist die gleiche, wie beim verbrennenden Kaffeepulver. Rein theoretisch kann man zwar mit bestimmten Düften die verführerischen Essensgerüche durchaus überlagern, so dass die Wespen gar nicht erst angelockt werden, aber in der Praxis ist das nicht ganz so einfach. Lediglich ein stark qualmender Grill oder ein großes rauchiges Lagerfeuer sind in der Lage, eine Atmosphäre zu schaffen, in der es keine Wespe oder Mücke mehr aushält – aber eben auch kein Gast.
Und es kann sogar genau umgekehrt laufen. Gewisse ätherische Düfte können Wespen anlocken. Das gilt etwa für auffällige, blumigsüße Parfüms oder Deodorants. Diese sind daher besser zu meiden.
> Wasser: "Ganz dreiste Ruhestörer lassen sich mit Wasser aus kleinen Sprühfläschchen zur Raison bringen", sagt Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Die Tiere denken dann, das Wetter schlägt um und kehren ins Nest zurück.
> Einen kühlen Kopf bewahren: Der beste Geheimtipp, der auch wirklich funktioniert, ist: bloß keine Panik. Wespen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Das bedeutet: Ruhe bewahren und keine hektischen Bewegungen. Nicht panisch nach den Wespen schlagen und auch nicht über sie schimpfen, da der dabei ausgestoßene Atem als Angriff gewertet werden kann. Dasselbe gilt übrigens für Pusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft ist ein Alarmsignal für die Tiere und versetzt sie in Angriffshaltung.
Leisten Wespen einem am Tisch Gesellschaft, kann man versuchen, sie vorsichtig wegzuschieben – wenn nicht mit der Hand, dann im Lokal oder Biergarten zum Beispiel mit der Speisekarte, rät Melanie von Orlow vom Naturschutzbund. "Einfach konsequent Grenzen aufzeigen und sie nicht gewähren lassen."
> Genau hinschauen: Vor allem aber sollte man aufpassen, dass beim Essen und Trinken nicht versehentlich eine Wespe verschluckt wird, denn das geht für alle Beteiligten nicht gut aus. Also: Jeden Schluck und jeden Bissen vorher genau prüfen, ob nicht vielleicht schon eine Wespe darauf sitzt. Kindern ist zudem der Mund abzuwischen, falls einmal etwas daneben gegangen sein sollte.