Von Christine Frei
Heppenheim. Ein selbst ernannter Dom ist in Heppenheim nur der Anfang. Geleitet von Laternen mit Märchen hangelt man sich durch eine Stadt voller Geschichten. Einst leidvoll, heute einladend und voller Lebenslust.
Wie ein bunter Teppich liegt Heppenheim unter der Starkenburg (1), mit einer Bordüre aus Weinreben, deren Trauben prall in der Sonne glänzen. Zentral in der Altstadt erhebt sich der "Dom der Bergstraße", eigentlich "nur" die katholische Pfarrkirche St. Peter (2), der aber wegen ihrer außerordentlichen Größe im "Hepprumer" Volksmund dieser Titel verliehen wurde. St. Peter wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als neues Gotteshaus erbaut. Seine Ursprünge sind jedoch erheblich älter, so ist ein Vorläuferbau erstmals für das Jahr 755 belegt.

Die umliegenden Gassen sind bestückt mit einzigartigen Fachwerkbauten, allen voran das Ensemble um den Marktplatz (3) mit dem unverkennbaren Rathaus aus 1551 (in Teilen) und der Liebig-Apotheke von 1577 (in Teilen). Einen Steinwurf entfernt befindet sich der Kurfürstliche Amtshof (4), der das Museum für Stadtgeschichte und Volkskunde beherbergt, wie auch die Ostdeutschen Kultur- und Heimatstuben. Wehrhaft errichtet, datieren Teile wie Marstall und Freitreppe aus dem 16. Jahrhundert.
Auf den Gassen ist man bereits an historisch anmutenden Laternen der Stadtbeleuchtung vorbeigekommen: Szenen aus Märchen zieren ihr Glas als scherenschnittartige Bilder, die bei Dunkelheit erleuchtet besondere Wirkung entfalten. Allerdings stammen diese Werke des Künstlers Albert Völkl aus unserer Zeit, sie sind in 2004 entstanden.
Steil führen Treppen und Gässchen vom Hügel der Altstadt nach unten – dort angelangt, hebt sich die Alte Synagoge (5) aus der Vielzahl an Fachwerkhäusern hervor. Sie wurde von 1791 bis 1900 genutzt, da dann eine neue Synagoge gebaut worden war. Doch 1938 zerstörten die Nationalsozialisten das neue Gotteshaus.
Einen Bezug zu dieser Zeit hat auch die ehemalige psychiatrische Klinik (6). Ihr groß angelegter Bau wurde 1865 fertig, als klassizistische Dreiflügelanlage im Stil eines Schlosses. Die Klinik galt als fortschrittlich, ihre Architektur löste Begeisterung aus. Ein dunkles Kapitel tat sich auf durch den Nationalsozialismus: Ab 1934 wurden Insassen zwangsweise sterilisiert, 1940 wurden Patienten in Konzentrationslager deportiert. Die leere Anstalt war ab 1941 Lazarett für Kriegsgefangene. Sowjetische Patienten vernachlässigte man aus rassistischen Vorbehalten – Hunderte starben.
Der Großteil der Gebäude aus dekorativ gelbem und rotem Sandstein ist erhalten und zu modernen Wohn- und Geschäftsräumen gewandelt. Es sind viele weitere Geschichten mit dieser Kreisstadt verbunden – viele davon mit einem glücklichen Ausgang.
Info: Tourist Information, Großer Markt 1, 64646 Heppenheim; Telefon 0 62 52/13 11 71; geöffnet Montag bis Freitag 8 bis 15 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr.