Wildeshausen/Niedersachsen

Mehr als nur einen Abstecher wert

Vor allem Camper kommen in Wildeshausen auf ihre Kosten. Die meisten Gäste besuchen den Ort zum Gildenfest an Pfingsten.

11.05.2024 UPDATE: 12.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Die Hunte fließt auf dem Weg durch das Oldenburger Land an Wildeshausen vorbei. Foto: Verkehrsverein Wildeshausen

Von Heiko P. Wacker

Die älteste Stadt im Oldenburger Land liegt idyllisch an der Hunte, inmitten diverser prähistorischer Stätten – und auch noch nahe der A1. Klare Sache: Dieser schöne Luftkurort bei Wildeshausen ist viel zu schade für einen kurzen Besuch. So sieht es auch Familie Seitz aus Schwäbisch Hall – spontan hat das Paar aus dem Ländle auf dem gründlich ertüchtigten Wohnmobilstellplatz eine Nacht an den Aufenthalt rangehängt. Der hat sich in jüngster Zeit gewaltig gemausert: Nicht nur wurde die Anzahl der Parzellen von 19 auf jetzt 30 erhöht, auch dem Untergrund wurde viel Aufmerksamkeit gewidmet: "Das ist hier ja eine schiere Sandkiste", meint Jörg Dohrmann vom Bauamt, rund 230.000 Euro wurden für die umfassende Renovierung aufgewendet.

Arbeit gab es genug, die passenderweise ins erste Coronajahr fiel: Das sumpfige Gelände wurde ausgekoffert, die neuen Flächen erkennt man an der ocker-sandigen Struktur. "Darunter sind 20 Zentimeter Schotter eingebaut, darüber liegen rund fünf Zentimeter Brechsand, das ist eine wassergebundene Decke", erklärt der Experte. "Ich bin total glücklich mit dem Untergrund", meint er, und hebt auf den Drainageeffekt und die robuste Gestaltung des Bodens hervor. Und tatsächlich sieht man keine Reifenspuren, obwohl auch schwere Reisemobile anlanden, pro Nacht und Mobil zahlt man 15 Euro zuzüglich Strom.

Hintergrund

Infos: 
Wohnmobilstellplatz: Am Krandelbad ist ein gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile bis 10 Meter Länge, max. 7 Tage, eben, gepflastert/gesandet, Hunde erlaubt, ca. 15 Minuten in die Innenstadt, beleuchtet, Strom, WLAN. Ganzjährig nutzbar,

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Infos: 
Wohnmobilstellplatz: Am Krandelbad ist ein gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile bis 10 Meter Länge, max. 7 Tage, eben, gepflastert/gesandet, Hunde erlaubt, ca. 15 Minuten in die Innenstadt, beleuchtet, Strom, WLAN. Ganzjährig nutzbar, während des Gildefestes (Pfingsten) stärker besucht. Ent-/Versorgung: V+E zentral auf dem Platz, kein WC.

Gebühren: 15 Euro je Mobil/Nacht inkl. Entsorgung. Bezahlung am Automaten/Guthabenkarte, Strom 50 Cent/je kWh, Wasser 1 Euro/100 Liter.

Freizeit: Spielplatz, Sitzgruppe mit Feuerstelle, Tischtennis, Trimmpfad direkt ab Platz, Sport- und Wellnesszentrum "Auszeit" (Sanitärnutzung/Dusche gegen Gebühr), Gastronomie, Hallen- und Freibad 200 m, Indoor-Spielhalle.

Weitere Infos: Verkehrsverein Wildeshausen, info@verkerhsverein-wildeshausen.de, www.wildeshausen.de. Am Krandel, 27.793 Wildeshausen. Informationen zum Gildefest: www.wildeshauser-schuetzengilde.de, Informationen zur Wildeshauser Geest: www.wildegeest.de.

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Bis in die Innenstadt sind es nur rund 15 Minuten, hier steht auch der "Remter", das älteste Bauwerk Wildeshausens datiert auf das 10. Jahrhundert. Das Kapitelhaus an der Alexanderkirche ist eingebettet in den historischen Stadtrundgang, das Gebäude ist nachweislich über tausend Jahre alt, und wurde einst für die in klosterähnlicher Gemeinschaft lebenden Stiftsherren errichtet. Heute sind hier die Verwaltung und die Räume der Kirchengemeinde untergebracht, wobei vor allem der malerische Südgiebel oder der Brunnen zu beeindrucken wissen. Hier sieht man öfters auch Maler oder Fotografen am Werk.

Zurück am Stellplatz – ein Mitarbeiter wässert die jungen Bäume. Die Schösslinge harmonieren mit dem vorhandenen Bestand, vor allem eine Weide zieht die Blicke auf sich. Lobenswert, dass dieser Solitär beim Um- und Ausbau erhalten blieb. Generell merkt man, wie viel Liebe hier dem "Grünzeug" geschenkt wird, Rabatten und Sträucher sind gepflegt, auch so zeigt man ein Herz für Wohnmobilisten. Die kommen inzwischen, nachdem der Platz zur Saison 2021 zunächst eingeschränkt (neu)eröffnet werden konnte, in erfreulicher Anzahl, wie Birte Hogeback erklärt. Die freundliche Mitarbeiterin des Stadtmarketings weiß natürlich auch um die Besonderheiten der Region, und betont die reizvolle Landschaft und die prähistorischen Stätten.

Als "Quadratmeile der Vorgeschichte" wird der Ort gerne bezeichnet, das Pestruper Gräberfeld, die fünftausend Jahre alten Großsteingräber und natürlich der Naturpark Wildeshauser Geest sind wichtige Ankerpunkte des Naturparks. Er bietet dem Betrachter eine faszinierend vielfältige Landschaft mit artenreichen Mischwäldern oder blühenden Heidelandschaften. Idyllische Flusstäler durchziehen Wald und Wiesen, Moor und Sanddünen prägen die Region, malerische Alleen und reizvolle Ortschaften setzen immer wieder optische Akzente. Zudem ist der Naturpark mit seinen 1500 Quadratkilometern Fläche der größte in Niedersachsen – und obendrein einer der größten in Deutschland, ein Netz aus Rad- und Wanderwegen macht das Areal für Besucher zugänglich. Auf den Punkt: Diese Altmoränenlandschaft ist immer einen Besuch wert.

Das gilt natürlich auch für das 621. Gildefest rund um das kommende Pfingst-Wochenende! Die Ursprünge der Schützengilde reichen bis ins Jahr 1403, wahrscheinlich sogar noch viel weiter zurück, das wissen nicht nur die rund 3000 Mitglieder zu feiern. Alljährlich am Dienstag nach Pfingsten markiert der "Ausmarsch" der Kompanien aus der Stadt den Höhepunkt dieses ganz besonderen Schützenfestes, das natürlich auch einen König hat: Dessen Regentschaft beginnt am Dienstag nach Pfingsten, und zwar nach dem Königsschuss – und endet am Dienstag nach Pfingsten im Jahr darauf mit der Abgabe der Königskette. Tja, dieser schöne Luftkurort hat eben eine ganze Menge zu bieten!