Wandern auf dem "Römerpfad"

Wandern ist göttlich!

Im Odenwald kann man nun auf den Spuren der Römer wandern und viel Natur und Kultur erleben.

29.04.2022 UPDATE: 30.04.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 29 Sekunden
Spuren der Vergangenheit: Ein römischer Wachturm in Osterburken.

Von Christiane Bachert und Alex Wenisch

Der Odenwald ist um eine Attraktion für Wanderer reicher: Gerade wurden sechs neue Wege eröffnet, auf denen man die Spuren römischen Lebens in unserer Region entdecken kann. Die "Römerpfade" sind zwischen vier und 14 Kilometer lang, wurden von der Touristikgemeinschaft Odenwald ausgearbeitet und vom Deutschen Wanderverband teilweise bereits als "Qualitätswanderwege" zertifiziert.

Hintergrund

Informationen:
Start/Ziel: Limes-Parkplatz zwischen Osterburken und Bofsheim
Streckenlänge: 9,1 Kilometer
Höhenmeter: 148 hoch und runter
Dauer: 2:30 h (abhängig von Pausen

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Informationen:
Start/Ziel: Limes-Parkplatz zwischen Osterburken und Bofsheim
Streckenlänge: 9,1 Kilometer
Höhenmeter: 148 hoch und runter
Dauer: 2:30 h (abhängig von Pausen etc.)
Schwierigkeitsgrad (1-4): 3
Rastmöglichkeiten: An der Skulptur "Ausgrabung" oder an einem der drei im Text erwähnten Brunnen
Anreise: Mit dem ÖPNV bis Osterburken, Fußmarsch oder Radstrecke ca. 2,5 km bis zum Limes-Parkplatz (Parkmöglichkeiten vorhanden).
Weitere Infos und Kontakt:
Touristikgemeinschaft Odenwald e.V.
Neckarelzer Str. 7
74821 Mosbach
Tel. 06261 / 84-1390
Fax: 06261 / 84-4750
www.roemerpfade.de
www.roemermuseum-osterburken.de

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Jeder Römerpfad hat einen direkten historischen Bezug und einen eigenen Götterpaten: Merkur, Herkules, Minerva, Venus, Jupiter und Mars. In einer Serie werden wir in den kommenden Wochen im Reise-Magazin die neuen Wanderwege einzeln vorstellen. Heute beginnend mit dem Merkurpfad bei Osterburken.

Osterburken wird wegen der Lage am Limes und der damit zusammenhängenden zahlreichen archäologischen Funde aus römischer Zeit auch als Römerstadt bezeichnet. Der hier startende Merkurpfad ist ein neun Kilometer langer Kurzwanderweg. Los geht es etwas außerhalb von Osterburken am Limes-Parkplatz nahe Bofsheim.

Imposant steht hier auch schon eindrucksvoll der Limespalisadennachbau: Zehn aneinandergereihte und gefährlich angespitzte Eichenstämme ragen wie eine Mauer aus dem Boden. Man kann schon gut erahnen, wie sich die Römer anhand dieser Konstruktion vor Eindringlingen schützen wollten.

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Der Limes ist das längste Bauwerk, das je in Europa errichtet wurde. Eine technische Meisterleistung, ähnlich wie die Chinesische Mauer. In der Antike war Mitteleuropa zweigeteilt: in das Römische Reich und in das Land der Germanen. Über 150 Jahre schützte der Limes das Römische Reich. Seine gigantischen Ausmaße haben auch die Germanen damals tief beeindruckt. Spuren von zahlreichen Kastellen, Kleinkastellen oder Wachttürmen sind noch heute in der Landschaft sichtbar, auch im Odenwald.

Der Obergermanisch-Raetische Limes ist ein 550 Kilometer langer Abschnitt der ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau. Er wurde 2005 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt und durchzieht die vier Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg – und liegt damit auch vor unserer Haustür.

Im weiteren Verlauf wechseln sich offene Landschaft und schmale Pfade ab. Etwas für echte Naturliebhaber. Ein lohnenswerter Schlenker in den Wald führt zum idyllischen Plätzchen am Löhleinsbrunnen. Idealer Ort, um kurz innezuhalten und den Stimmen des Waldes zu lauschen. Eine Bank lädt dazu ein.

Das sehenswerte Römermuseum.

Der schmale Pfad führt wieder zurück zum gut begehbaren Forstweg. Hier sollte man die Augen offenhalten. "Ohne Titel" heißt die Skulptur, eine von insgesamt 18 Kunstwerken auf dem 77 Kilometer langen Skulpturenradweg, der den Merkurpfad ein Stück begleitet. Zwei Masten, die eine Brücke aus Drahtseilen halten, ragen hier windschief aus dem Boden. Gleich darauf folgt die "Ausgrabung", ein tonnenschwerer Granitstein. Wer möchte, kann sich das bereitgestellte Arbeitsgeräte zur Hand nehmen und sich auf die "lustvolle Suche nach dem Verborgenen" machen, so die Idee des Künstlers.

Wer schon bereit ist für eine kleine Pause, könnte diese an der "Ausgrabung" einlegen. Bank und Tisch stehen jedem Rastsuchenden zur Verfügung.

Der Löhleinsbrunnen.

Nahe Bofsheim steigt der Wanderweg nun sanft an. Wir befinden uns am nördlichsten Punkt unserer Rundtour. Hier wird man mit einem idyllischen Blick auf Bofsheim und dessen Kirche belohnt. Insgesamt drei historische Brunnen überraschen den Wanderer auf dem Merkurpfad. Den Löhleinsbrunnen hatten wir schon passiert, jetzt folgt der Petersbrunnen. Auch dieser liegt sehr idyllisch mitten im Wald.

Das nächste Stück Pfad führt zu einem echten Highlight: der Jupiterbank. Eine wunderschöne Rastbank, an der man durch die geschnitzte Jupitersäule das Thema "Römer" auf den ersten Blick erkennen kann. Diese Bänke sind an allen neuen Römerpfaden aufgestellt und wurden vom Schnitzkünstler Micha Reichert eigens dafür gefertigt. Von hier ist der Ausblick über die Region wirklich einzigartig! Vor einem liegen der Odenwald, das Bauland – und die restliche Wanderstrecke.

Hintergrund

Gottheit Merkur

Diebe und Händler: Merkur ist der Götterbote und der Gott der Diebe, des Handels und der Reisenden. Merkur wird mit Heroldstab, geflügeltem Helm, Flügelschuhen und häufig mit einem Geldbeutel dargestellt, den er in der

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Gottheit Merkur

Diebe und Händler: Merkur ist der Götterbote und der Gott der Diebe, des Handels und der Reisenden. Merkur wird mit Heroldstab, geflügeltem Helm, Flügelschuhen und häufig mit einem Geldbeutel dargestellt, den er in der rechten Hand hält.

Verehrt im ganzen Reich: Das Ansehen Merkurs verbreitete sich im Römischen Reich während der Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.) nach Westen und nach Norden. In den keltischen und germanischen Provinzen wuchs die Verehrung zunehmend und wurde sogar stärker als in Rom selbst. Da-rauf weisen Hunderte von Funden – beispielsweise in den germanischen Rheinprovinzen – hin, bei denen es sich zumeist um Inschriften auf Weihesteinen oder um Tafeln aus Bronze handelte.

Immer mittwochs: Nach Merkur wurde der vierte (heute dritte) Wochentag Mittwoch mit "Mercurii" dies benannt. Dies hat sich in einigen romanischen Sprachen (italienisch: mercoledì; französisch: mercredi; spanisch: miércoles; rumänisch: miercuri) bis heute erhalten. Spätantike und frühmittelalterliche Chronisten setzten den germanischen Gott Wodan/Odin mit Merkur gleich, was sich bei der Bezeichnung des Tages zum Beispiel als "wednesday" im Englischen und "onsdag" im Schwedischen bis heute nachvollziehen lässt. ⋌

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Diese führt über Wald- und Wiesenflächen. Mit etwas Glück kann man Rehe und Hasen grasen sehen. Die "Quellnymphe", ein eigens hergestellter Steinabguss, ist besonders zu beachten: Stellen, an denen lebensspendendes Wasser aus dem Boden trat, galten in allen Kulturen als heilig. Das älteste Bauwerk der Römer in Osterburken war eine Quellfassung im Kirnautal. Auf einer Mauer stand eine Weihung für eine Nymphe. Später erhob sich dort der weltberühmte Weihebezirk der Beneficiarier, die Quelle war unter dem Tempel gefasst. Hier, im Talgrund vor dem Limes, steht das Standbild einer Nymphe als Symbol für die drei vom Merkurpfad verbundenen Quellen. Die Statue stammt eigentlich aus Schwäbisch-Gmünd und war im Kastellbad aufgestellt. Zu sehen ist die Naturgottheit auf einen Felsen gelagert, den linken Arm auf eine vorne offene Röhre gestützt. In diesem Durchlass endete eine Leitung, das Wasser floss aus der Öffnung in ein Brunnenbecken.

Reste des Limes..

Der Rundweg passiert nun auch das Säubrünnle, der letzte der drei Brunnen auf diesem Weg. Dieser liegt im Wald versteckt. Das Wasser läuft, dem Namen gerecht werdend, aus dem Maul eines Wildschweines. In den Wintermonaten sammelt sich Wasser in einem kleinen Waldsee etwas unterhalb.

Das letzte Stück unseres Weges ist das bereits zu Beginn kennengelernte Teilstück parallel zum Limeswanderweg. Zahlreiche Tafeln informieren am Wegesrand über die Zeit vor über 2000 Jahren. Die Tatsache, dass große Teile des Limes für den Menschen unsichtbar im Erdboden verborgen sind, unterscheidet das Welterbe Limes von anderen Welterbestätten, wie dem Kölner Dom, der Altstadt von Bamberg oder der Völklinger Hütte.

Wer noch Energie hat, sollte den originalgetreu nachgebauten Wachtturm am Limespark in Osterburken besuchen. Unbedingt empfehlenswert ist auch das Römermuseums. Es informiert über das Leben der Römer hier und präsentiert einzigartige Funde aus Osterburken und dem nordbadischen Limesgebiet, wie die Statuengruppe von der Schneidershecke oder den Mithras-Altar.

Zu Ihrer Info:

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