Ruhe finden und Kraft tanken
Im Sommer laden Deutschlands Naturdenkmäler zu Besuchen ein. Manche von ihnen gelten als sagenumwobene Kraftorte.

Von Sandra Ehegartner
Externsteine
Nordrhein-Westfalen
"Deutsches Stonehenge" wird die eindrucksvolle, fast 40 Meter hohe Sandsteinformation Externsteine im Teutoburger Wald auch genannt. Seit prähistorischer Zeit ragen die Felsen markant aus der Landschaft empor und gelten als Ort der Verehrung, an dem spirituelle Praktiken vollzogen werden.
Zahlreiche Legenden ranken sich um sie: So soll der Weltenbaum Irminsul auf dem höchsten Felsen gestanden und die Erde mit dem Himmel verbunden haben. Andere meinen, sie seien das Versteck des Heiligen Grals. Und tatsächlich verspüren viele Besucher eine besondere Energie in der Nähe der Steine und genießen meditative Ruhe am nahegelegenen Teich.
Es gibt allerdings Tage, an denen man Ruhe vergebens sucht, da das Naturdenkmal zahlreiche Besucher anzieht. Wer sich nach all den wenig greifbaren Energien nach handfestem Sightseeing sehnt, besucht die historische Detmolder Altstadt, lässt sich von einer Führung durch das Schloss verzaubern oder bestaunt die Flugshow in der Adlerwarte Berlebeck.
Untersberg
Bayern
Im bayerischen Grenzland zu Österreich liegt der sagenumwobene Untersberg. Ob es am weitverzweigten und teilweise noch unerforschten Höhlensystem oder an den sogenannten Licht- beziehungsweise Sonnensystemen liegt? Jedenfalls werden ihm viele Namen zugeschrieben: heiliger Berg, Wunderberg, magischer Berg oder auch Berg des Lichts. Der Dalai Lama hat ihn anlässlich eines Besuches sogar als das "Herzchakra Europas" bezeichnet.
Dabei wirkt er auf den ersten Blick eher unscheinbar – natürlich mit umwerfender Aussicht vom 1973 Meter hohen Gipfel. Die Legenden, die sich um ihn ranken, zeichnen das Bild von einem ganz und gar ungewöhnlichen Berg. Von Zeitlöchern, gar Zeitsprüngen ist da die Rede, Zwergen und Trollen, die in dem riesigen Höhlensystem wohnen und sogar ein Kaiser, Karl der Große, soll darin schlafen, bis die Raben nicht mehr um die Gipfel kreisen. Zu gruselig für einen Familienausflug? Von wegen! Mit der Untersbergbahn geht es hinauf zu zahlreichen schönen Wanderwegen, auf denen jeder seine eigene magische Erinnerung schaffen kann.
> www.berchtesgaden.de/berge-gipfel/untersberg

Kyffhäuser
Thüringen
Der Mythenberg von Kaiser Barbarossa mitsamt seines Kyffhäuser-Denkmals zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. erhebt sich zwischen Harz und Thüringer Becken. Wie eine Insel inmitten eines grünen Meers ragt besonders die 300 Meter steile Nordseite zur sogenannten "Goldenen Aue" aus den umliegenden Wäldern.
Zahlreiche Sagen, vor allem die Nibelungensage, ranken sich um dieses kleinste deutsche Mittelgebirge. Die besondere Energie des Berges, so die Sage, rührt daher, dass Kaiser Barbarossa im Berg schläft. Damit nicht genug: Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Barbarossahöhle. Sie gilt als die größte touristisch erschlossene Gips-Anhydrit-Höhle Europas und wartet mit bizarren Deckengebilden und kristallklaren Seen auf.
Hinter so viel Besonderheit und Mystik stehen auch Flora und Fauna nicht zurück und bieten Außergewöhnliches. Rund 30 Orchideenarten, Johanniskraut und Mädesüß sind zu finden, dazu scheue Wildkatzen und im Herbst Tausende von Kranichen. Wer diese und andere Naturschönheiten im Naturpark Kyffhäuser entdecken oder gar auf Barbarossas Spuren wandeln möchte, der hat die Auswahl zwischen zahlreichen Wander- oder Radwegen.
Felsenmeer
Hessen
Ein bisschen sieht es schon so aus, als wäre ein Riese unter den großen runden Steinen begraben. Und schnaufen kann man ihn angeblich auch noch hören, wenn man das Ohr fest an die Felsen presst. Oder ist das wie mit den Muscheln, die rauschen, wenn man sie ans Ohr hält? Egal, die riesige Felsformation aus Granitsteinen, die sich wie ein steinerner Strom den Felsberg hinabziehen, sind in jedem Fall einen Besuch wert.
Viele Millionen Jahre sind sie alt und haben schon so manches miterlebt. So ist es kein Wunder, dass auch der Nibelungenheld Siegfried hier seine eigene Quelle hat. Sie liegt auf Höhe der Riesensäule am sogenannten "Kleinen Felsenmeer". Die Steine, die sich im Sommer angenehm erwärmen, laden also zum Klettern und Erkunden ein. Wem das zu anstrengend ist, der nutzt einen der Wanderwege oder bucht eine geführte Wanderung "Geheimnis Felsenmeer” beim Informationszentrum Felsenmeer.

Teufelsmauer
Sachsen-Anhalt
Seit Jahrhunderten zieht die Teufelsmauer im Südharzvorland mit dem einprägsamen Namen Besucher in ihren Bann: Einer Grenzmauer zwischen Diesseits und Jenseits kommt manchem der bis zu 20 Meter hohe und rund 20 Kilometer lange Sandsteinrücken vor. Der Sage nach wollte der Teufel die Erde mit dem Herrgott gleichmäßig aufteilen und die Teufelsmauer diene dazu.
Wie sehr die Felsformation die Menschen bewegt, wird an den vielen Namen der einzelnen Steinformationen deutlich. Beinahe jede Erhebung und jede Höhle trägt eine eigene Bezeichnung. Da sind zum Beispiel die sogenannten Gegensteine, Großmutter und Großvater, oder der "Heidelberg" und das "Hamburger Wappen", in dessen Nähe sich das "Teufelsloch" befindet.
Das klingt etwas respektvoller als die "Kuhställe" weiter nordwestlich. Dafür rankt sich um diese – mal wieder – eine wilde Sage von einem Kuhhirten, seiner Herde und dem Teufel, der ihn bei einem Unwetter in seiner Höhle einsperren wollte. Ein Spaziergang über den Teufelsmauerstieg von Blankenburg bis nach Ballenstedt durch schmale Schluchten und vorbei an moosbewachsenen Klippen und geheimnisvollen Höhlenöffnungen ist definitiv ein Erlebnis für alle Sinne.