Jamaika

Karibische Vielfalt

Jamaika lockt mit rauschenden Wasserfällen, frischem Hummer vom Grill, langen Stränden und einer berührenden Liebesgeschichte.

09.05.2025 UPDATE: 11.05.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden
Dan den Benta Falls ist alles noch sehr ursprünglich – kein Vergleich zum Massentourismus andernorts. Foto: Junker

Von Uwe Junker

Die drittgrößte Karibikinsel inspiriert jenseits von perfekt organisiertem All-inclusive-Urlaub zu beeindruckenden individuellen Trips über und unter Wasser. Urlauber können Wasserfälle inmitten tropischer Urwaldvegetation erklimmen, zwischen Korallen und bunten Fischen und über Wracks schnorcheln oder in die Geschichte der ehemaligen britischen Kolonie eintauchen.

Eine leichte Brise zerrupft die Wölkchen über dem Seven Mile Beach von Negril und komponiert sie neu. Die Augen schließen und Geräusche wirken lassen: das Kreischen der Kinder, das Rauschen der karibischen See, das Geplapper der Strandläufer, das Klappern vorbeifliegender Pelikane, Reggae-Klänge in der Ferne. Allzu gerne würden wir uns weiter Tagträumen hingeben.

Hintergrund

Infos: 

Anreise: Condor bietet z.B. Nonstop-Flüge ab Frankfurt nach Montego Bay ab 359,99 Euro one way an. Die Flugdauer beträgt etwas mehr als 10,5 Stunden.

Pauschalreisen: Tui offeriert mit "Island Classics"

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Infos: 

Anreise: Condor bietet z.B. Nonstop-Flüge ab Frankfurt nach Montego Bay ab 359,99 Euro one way an. Die Flugdauer beträgt etwas mehr als 10,5 Stunden.

Pauschalreisen: Tui offeriert mit "Island Classics" ab 1679 Euro pro Person eine fünftägige Jamaika-Rundreise mit HP ohne Flug, kombinierbar mit einem Badeaufenthalt in einem Strandhotel in Montego Bay, Ochos Rios oder Negril.

America Unlimited hat eine 16-tägige Mietwagenreise inkl. Flug und Hotels ab 3099 Euro pro Person im Angebot.

Reisezeit: Die beste Reisezeit ist von November bis April.

Weitere Infos: www.visitjamaica.com

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Doch Vincent senior landet sein rotes Holzboot mit der Aufschrift "Vincent Tours" pünktlich an. An Bord: seine Familie – Sohn Vincent junior, Schwiegertochter Paula, Enkel Sam –, Pfanne, Töpfe, Geschirr, frisches Gemüse, am frühen Morgen gefangene Red Snapper und Hummer. Doch die kulinarischen Genüsse müssen noch warten.

Erst einmal bittet der Senior zu einer ausgiebigen Schnorcheltour am Cross Roads Reef vor Booby Cay Island. Wir schwimmen inmitten bunter Schwärme tropischer Fische, entdecken den Anker eines gestrandeten ehemaligen Piratenschiffs und bestaunen die Korallenvielfalt. Auf Booby Cay Island angekommen, umrundet Paula mit uns die kleine Insel: Pelikane und Sandpiper begleiten uns, an einer hölzernen Freiluftbar über einer felsigen Bucht rasten wir. "Ihr werdet gleich ein für uns Einheimische typisches Wochenenderlebnis teilen", erklärt uns Paula. "Wir fahren an einen unserer Flüsse, unserer Wasserfälle oder ans Meer, kochen, grillen und chillen mit der Familie."

Während unseres Ausflugs haben sich Vater und Sohn mit Hingabe der Zubereitung eines späten Mittagessens gewidmet: Hummer und Hühnchen rösten auf dem Holzkohlengrill, flankiert von einer Pfanne mit Gemüse und Fischen sowie einem Topf Reis – ein köstliches Mal begleitet von selbst gemachtem Rumpunsch. Enkel Sam schläft derweil im Schatten einer Palme. "Ihr solltet die Benta Falls mal besuchen", rät uns Vincent junior. "Dort ist es noch sehr ursprünglich, kein Vergleich mit dem Massentourismus an den Dunn River Falls bei Ochos Rios." Stimmt! Wohl auch deshalb, weil der Weg dorthin selbst für Einheimische wie Robert, mit dem wir einige Tage später unterwegs sind, nicht leicht zu finden ist.

Doch die Mühe lohnt: Inmitten einer dichten grünen und stillen Urwaldidylle vereinigen sich die Flüsse Benta, Carete und Kapamak zu mehreren Wasserfällen. Die kann man erklimmen und deren Lagunen und felsige Höhlen bieten erfrischende Wellness. Dave, unser Guide, führt uns eine große Runde über die Fälle, reicht uns an den steilsten Stellen seine kräftige Hand. Hier und da fliegt ein Reiher auf und winken uns jamaikanische Kinder. Dave kennt die besten Spots, wo wir uns entspannt im Wasser sitzend vom Wasserfall Nacken und Schultern massieren lassen können. Er reibt unsere Haut mit Kalkstein ein. "Das schützt vor Mücken und Falten", erklärt er grinsend. "Tolle Natur und der richtige Ort zum Entspannen. Hier muss ich mit meiner Familie auch mal hin", meint Robert, der mit uns weiterfährt zur Gedenkstätte "Lover’s Leap", die an die Sklaven-Historie Jamaikas erinnert.

Dort wartet Tamelia, die uns die Geschichte der Sklavin Mizzy und ihres Geliebten Tunky erzählt. Sie hatten sich auf der ehemals in der Nähe liegenden Zuckerrohrplantage eines Engländers kennen und lieben gelernt. Der Mann hatte jedoch ebenfalls ein Auge auf die junge Frau geworfen und wollte sich deren Freundes und seines Konkurrenten durch Weiterverkauf entledigen. Das Liebespaar floh und stürzte sich von der Klippe, die hier als Ausläufer der Santa Cruz Mountains 500 Meter steil zum Meer abfällt, gemeinsam in den Tod.

Von der Aussichtsplattform bietet sich ein eindrucksvolles Küstenpanorama bis hin zu den von Dünen gesäumten Stränden von Treasure Beach. An das Paar erinnert eine hölzerne Skulptur im kleinen Park, die sie eng umschlungen zeigt. "Die Liebe der Zwei ist offenbar unerschütterlich", mutmaßt Tamelia. "Denn auch Hurrikan Beryl, der im Juli 2024 hier über das Gebiet um Treasure Bay hinwegfegte, widerstand die Skulptur schadlos."

Ganz im Gegensatz zum ehemaligen Chandlers Restaurant und der Toby Bar, die beide fast vollständig zerstört wurden und noch nicht wieder instand gesetzt sind. "Wir warten noch auf die Zusage staatlicher Gelder. Aber weil wir die Erinnerung an unsere Geschichte lebendig halten und Touristen vermitteln wollen, haben wir in Eigeninitiative schon mal die kleine Beryl Lounge gebaut." Und dort gönnen wir uns zum Abschied und zum Thema passend einen Lovers Punch.