Griechenland

An den schönsten Buchten Kefalonias

Das türkisblaue Meer ist so kristallklar, dass die Boote in der Luft zu schweben scheinen.

12.04.2024 UPDATE: 13.04.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 27 Sekunden
Schneeweise Kieselsteine in der Bucht von Myrtos lassen das Wasser türkisblau leuchten. Fotos: Cornelia Lohs

Von Cornelia Lohs

Der Blick hinunter auf den Myrtos Beach raubt einem den Atem. Sanfte Wellen umspülen den weißen Kieselstrand, der halbkreisförmig zwischen steilen Felswänden liegt. Die Sonne steht hoch am Himmel. Ihre im Wasser gebrochenen Strahlen werden von den schneeweißen Kieselsteinen reflektiert und schaffen ein faszinierendes Farbenspiel auf der Meeresoberfläche. Man kann fast nicht glauben, dass dieser Ort real ist.

Der 800 Meter lange Myrtos im Nordwesten Kefalonias zählt zu den spektakulärsten Stränden des Mittelmeeres und war 2001 Schauplatz einer Szene im Hollywood-Film "Corellis Mandoline" mit Penelope Cruz und Nicholas Cage. An der Küstenstraße nach Assos wurde eigens ein Aussichtspunkt eingerichtet, denn die ganze Schönheit des Strandes erfasst man erst hier – in 900 Metern Höhe.

Hintergrund

Informationen:

Anreise: Direktflug mit Condor ab Frankfurt nach Argostóli: www.condor.com

Unterkunft: Hotel Mirabel im Zentrum von

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Informationen:

Anreise: Direktflug mit Condor ab Frankfurt nach Argostóli: www.condor.com

Unterkunft: Hotel Mirabel im Zentrum von Argostolí. Zweckmäßige Zimmer, hervorragendes Frühstücksbuffet. DZ ab 130 Euro: www.mirabelhotel.com

Essen & Trinken: Oinops Weinbar in Argostolí, Leoforos Vergoti/Ecke Ithakis. Leckere griechische Klassiker, auch in der vegetarischen und veganen Variante. Täglich ab 17 Uhr.

Ausflugstipps: Wandertouren und andere Aktivitäten werden auf der Website des Geoparks beschrieben: www.kefaloniageopark.gr/en

Weitere Infos: www.visitgreece.gr

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Für noch mehr Atemraub sorgen ein paar serpentinenreiche Kilometer zum winzigen Fischerdörfchen Assos. Mit seinen bunten Häusern, die sich in die zerklüfteten Hügel an der Hafenpromenade schmiegen. Eine schmale Landbrücke verbindet das weniger als 100 Einwohner zählende Örtchen mit der gleichnamigen felsigen Halbinsel, auf deren höchstem Punkt eine gewaltige Burgruine thront. Sie ist ein Überbleibsel der Venezianer, die drei Jahrhunderte lang (1500-1797) auf der Insel herrschten.

Die dünn besiedelte Insel geizt nicht mit Naturspektakeln. Eines der Faszinierendsten ist die mehr als 150 Millionen Jahre alte Drogaráti-Tropfsteinhöhle bei Sami. Eine glitschige, moosbewachsene Treppe führt hinunter in den monumentalen Saal der Apotheose, wo unzählige gelbe und orange Stalaktiten und Stalagmiten in eine magische Welt entführen. Die Gebilde wecken reichlich Assoziationen – mit etwas Fantasie lassen sich Lebewesen, Körperteile und alle möglichen Dinge erkennen. Fast wäre die Höhle unentdeckt geblieben, hätte ein Erdbeben vor 300 Jahren nicht den Eingang freigelegt.

Der Fteri Strand wurde 2022 zu einem der schönsten Strände Europas gekürt.

Sechs Kilometer weiter nördlich wartet das nächste Spektakel, der unterirdische See in der Melissáni-Höhle. Mit dem Ruderboot inklusive Fährmann geht es über das dunkelblau glitzernde Gewässer in die gewaltige Grotte der Nymphen. Wenn das Sonnenlicht durch das vor langer Zeit eingebrochene Deckengewölbe fällt, beginnt ein faszinierendes Licht- und Schattenspiel an den roten Höhlenwänden und auf dem See. Das Wasser verändert sich auf magische Weise von Tiefblau zu Türkis.

Kefalonia ist reich an geologischen Denkmälern – es fiel der Unesco nicht schwer, die Insel im April 2022 zusammen mit Ithaka zum "Globalen Geopark" zu küren. Mehr über die faszinierende Geologie des Eilands erfährt man im multimedialen Zentrum des Geoparks im Inselhauptort Argostóli.

Am Rande des Dorfes Zanata bei Poros im Südosten führt eine gut befahrbare Schotterpiste zum "Mykenischen Königsgrab" aus der Zeit um 1350 vor Christus. Entdeckt haben es Gerassimos Metaxas und seine holländische Frau Hettie. Schon lange sind sie davon überzeugt, dass nicht Ithaka, sondern Kefalonia die Insel des Odysseus war. Mithilfe eines Hirten machten sie sich auf Suche nach dem Grab des antiken Superhelden und wurden 1991 fündig. Zu den Fundstücken der Ausgrabungen gehört ein Siegelstein, der dem von Homer beschriebenen Familienwappen des Odysseus gleichen soll.

Davon wollen die Bewohner der Nachbarinsel Ithaka allerdings nichts wissen. Allein ihre Insel sei das Ithaka aus Homers Epos. Experten sind der Meinung, dass sich die Heimatinsel des antiken Helden nicht bestimmen lasse, da sein Königreich alle Ionischen Inseln umfasste. Andererseits erkennt Odysseus nach seiner zehnjährigen Irrfahrt beim Einlaufen in den Heimathafen einen schwarzen Berg, der dem Enos auf Kefalonia ähnelt.

Mit dem Ruderboot inklusive Fährmann geht es über das dunkelblau glitzernde Gewässer in die gewaltige Grotte der Nymphen – der Melissáni-Höhle.

Zum höchsten Berg der Insel führt eine kurvige Straße. Aus der Ferne wirkt der 1628 Meter hohe Enos recht düster. Das verdankt er der tiefdunklen Kefalonia-Tanne, die an seinen Hängen wächst und ihm ein fast schwarzes Aussehen verleiht. Die Venezianer nannten den Berg deshalb "Monte Negro". Seine Gipfelregion wurde 1962 zum ersten Nationalpark Griechenlands ernannt. Beschilderte Wanderwege führen durch das 2862 Hektar große Nationalparkgebiet, auf dessen höchstem Punkt ein gigantischer Ausblick über Kefalonia und die Nachbarinseln Ithaka, Lefkas und Zakynthos wartet.

Nirgendwo auf dem Eiland ist man mehr als eine Autostunde vom Inselhauptort Argostóli im Südwesten entfernt. Hier spielt sich das Leben in der quirligen Fußgängerzone Lithostroto, am großen Hauptplatz Platia Vallianou und auf der palmengesäumten Uferpromenade ab. Am Vormittag, wenn die Fischer im Hafenbecken auf ihren Kuttern die Netze reinigen, tummeln sich Meeresschildkröten rings um die Boote. Sie gieren nach den Abfällen des täglichen Fangs, die die Fischer über Bord werfen.

Die De-Bosset-Brücke hat es 2018 als weltweit längste Meeresbrücke aus Stein ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft.

Am südlichen Ende der Promenade befindet sich die De-Bosset-Brücke, die es 2018 als weltweit längste Meeresbrücke aus Stein ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat. Die knapp 700 Meter lange und sehr niedrige Brücke über die Bucht von Argostóli entstand 1813 und ist ein Werk des Schweizer Ingenieurs Charles de Bosset – und die Aussicht von der Brückenmitte auf Argostóli, das Meer und die Berge ist unschlagbar.

Alle halbe Stunde fährt vom Fährhafen in Argostóli eine Fähre nach Lixouri, Kefalonias zweitgrößter Stadt, auf der langgestreckten Halbinsel Palikí. An der einsamen Westküste trifft man auf mehr Ziegen als Menschen, in der bergigen Landschaft im Norden laden abgelegene Buchten fernab des Strandrummels zum Baden ein. Einer der schönsten Strände ist der kleine Fteri Beach, den man nur per Wassertaxi ab Zola oder zu Fuß erreichen kann.

Letzteres erfordert Trittsicherheit, denn der steile Pfad hinunter zum Strand führt durch ein ausgetrocknetes Flussbett, durch bewaldetes Gebiet, über Stock und Stein, Geröll und umgestürzte Bäume. Am Ende des mühsamen Weges wartet ein weißer Kieselstrand zwischen Steilklippen und Wasser, das türkisblauer nicht sein könnte. Die britische Zeitung "The Guardian" wählte das Strandjuwel 2022 zu einem der schönsten Strände Europas.