Einzigartig

Das Haslital im Herzen der Schweiz

Neben Aareschlucht und Gelmersee lohnt auch die unbekanntere Rosenlaui-Schlucht.

26.07.2024 UPDATE: 27.07.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Die Umrundung des Gelmersees dauert entspannt drei Stunden. Foto: G. Friedrich

Von Geraldine Friedrich

Die erste Reihe ist ruckzuck besetzt, vier schmale Jungs drängen auf den Logenplatz der Gelmerbahn. Logenplatz heißt in diesem Fall: Blick ins Tal und nach dem Metallbügel, der die Insassen ähnlich wie in einem Sessellift sichert, wartet nur noch die Tiefe. An der steilsten Stelle beträgt die Steigung 106 Prozent, das entspricht einem Winkel von etwas mehr als 45 Grad. Wer dort sitzt, empfindet die Fahrt allerdings als gar nicht so beängstigend. Gemütlich geht es rückwärts ruckelnd auf der rund einen Kilometer langen Strecke die 450 Höhenmeter hoch zum Gelmersee im Berner Oberland. Da die Bahn offen ist, hat fast jeder einen Rundumblick auf das sommerliche Haslital.

Hintergrund

Infos: 

Anreise: Per Bahn in sechs Stunden ab Heidelberg über Basel und Interlaken nach Brünig-Hasliberg, von dort mit dem Postauto bis zur Haltestelle Wasserwendi.

Übernachten: Eine 3,5 Zimmer große

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Infos: 

Anreise: Per Bahn in sechs Stunden ab Heidelberg über Basel und Interlaken nach Brünig-Hasliberg, von dort mit dem Postauto bis zur Haltestelle Wasserwendi.

Übernachten: Eine 3,5 Zimmer große Ferienwohnung kostet für sieben Tage im Reka-Dorf Hasliberg mit Hallenbad, Spielplatz, Kinderprogramm sowie Betreuung ab ca. 1300 Euro. Reka steht für Schweizer Reisekasse und ist eine nicht-gewinnorientierte Genossenschaft, die Familien vergleichsweise preiswerte Ferienwochen ermöglicht: www.reka.ch 

Hotel Rosenlaui: DZ/HP ab ca. 290 Euro direkt neben der Schlucht: www.rosenlaui.ch 

Ausflüge: Zum Gelmersee per Bahn: einfach 18, Retour 36 Euro, Kinder bis 15 Jahre die Hälfte: www.grimselwelt.ch 

Rosenlaui-Schlucht: Einritt: zehn, Kinder fünf Euro: www.rosenlauischlucht.ch 

Aareschlucht: Eintritt 12,50 Euro, Kinder 7,50 Euro, für Kinder unter sechs Jahren gratis: www.aareschlucht.ch

Weitere Infos:  www.haslital.swiss/de/sommer 

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Einst errichtet als Werkbahn für den Transport des Baumaterials für Staumauer und Stollen, liegt genau darin ihr Charme: Die Gelmerbahn wurde nicht – wie ihre noch steilere Schwester, die Stoosbahn in Schwyz – für Touristen gebaut: Erst seit 2001 zieht sie Bergbegeisterte statt Beton nach oben. "Die Gelmerbahn ist eigentlich eine Kraftwerksbahn. Immer noch sehr steil, fährt sie durch eine fantastische Bergwelt", sagt Roland Frutiger, Wanderführer und früher Bürgermeister der Gemeinde Meiringen im Schweizer Kanton Bern.

Der Gelmersee in 1850 Metern Höhe entstand erst 1929 durch den Bau einer Staumauer. Mit seinen Wassermassen produzieren die Kraftwerke Oberhasli Strom. Der schnöde Zweck des Sees tut seiner Schönheit keinen Abbruch: Wer das Glück hat, den Stausee an einem sonnigen Tagen zu umrunden, wird mit einem fast unwirklichen türkisblauen Postkarten-Panorama belohnt.

Eine Runde um den See ist in zwei bis drei Stunden gut zu schaffen. Herausfordernd für Höhenangst-Geplagte sind einige Stellen ohne Geländer, bei denen sich Wanderer auf dem knapp einen Meter breiten Weg entlang einer Stützmauer hangeln müssen – und es auf der anderen Seite steil abwärts in den See geht. Die Wanderung eignet sich für Kinder ab etwa acht Jahren. Eltern sollten bei dieser Wanderung jüngere Kinder unbedingt im Blick behalten und an die Hand nehmen.

Müsste man das Haslital im Sommer mit drei Attributen beschreiben, hießen diese "wasserreich", "türkis" und "für jeden etwas dabei". Die acht Stauseen des Haslitals gehören zu den wichtigsten Wasserspeichern der Innerschweiz. Der Gelmersee speist sich aus Flüsschen wie dem Alplibach und Diechterbach, aber vor allem unterirdisch per Stollen durch den höher gelegenen Grimselsee. Alles mündet im Tal in die Aare.

Der längste Fluss der Schweiz findet seinen spektakulären Höhepunkt nur 20 Kilometer entfernt vom Gelmersee in der Aareschlucht bei Innertkirchen. Ja, man betritt die Schlucht durch einen Souvenirshop mit Schweizer-Flagge-Tand aus China, ja, in der Aareschlucht tummeln sich viele Menschen. Der gut ausgebaute und damit auch größtenteils barrierefreie Weg zieht Besucher aus der ganzen Welt an, die oft nicht alpin wandern wollen oder können. Zudem liegt die Aareschlucht bequem an der Zentralbahn und verfügt am Ost-Eingang über einen in den Felsen gehauenen Bahnhof. Trotz alledem bleibt diese Schlucht beeindruckend.

Das absolute Gegenteil bildet die kleinere Rosenlaui-Schlucht auf der gegenüberliegenden Talseite. Hier schlüpfen Besucher an einem Kiosk samt Mini-Café vorbei ins Innere. Es folgt ein uriges Treppauf-Treppab, es tropft von überall und hinterher ist man frisch geduscht. Benannt ist sie nach dem Rosenlaui-Gletscher, zu dessen Rand man nach dem Schluchtende weiter empor wandern kann. Vom Feriendorf Hasliberg der Schweizer Reisekasse (Reka), einer familienkompatiblen Unterkunft mit Ferienwohnungen, blickt man übrigens genau auf diese Gletscherzunge.

Ein eigener Höhepunkt ist übrigens die Postauto-Fahrt zur Rosenlaui. Der Fahrer unterhält mit Details zu Sehenswürdigkeiten, die der Bus gerade passiert. Manchmal muss man regelrecht den Atem anhalten, wenn sich der Bus haarscharf am Gegenverkehr vorbeischiebt und man aus dem Fenster nur noch den Abgrund erblickt.