Golf R 2.0 TSI 4Motion: Der Über-Golf

Der R krallt sich mit 300 PS in den Asphalt - Auf Landstraßentempo ist er in 4,9 Sekunden

03.12.2014 UPDATE: 03.12.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden
Dynamisch, aber nicht protzig: Dem Golf R sieht man seine Kraft auf den ersten Blick nicht an. Fotos: dh
Von Daniel Hund

Heidelberg. Auf den ersten Blick sieht er eigentlich gar nicht aus wie ein Rivale der Rennbahn. Vor allem Volkswagen-Laien könnten ihn für einen stinknormalen Golf von der Stange halten. Aber einen schicken wohlgemerkt: Der Lack schwarz, die Spiegel und die Spoilerlippe in Silber gehaucht. Einen Tick tiefer ist er noch dazu. Aber sonst? Stutzig wird man erst, wenn man den Hintern ins Visier nimmt.

Das Heck hebt sich dann nämlich doch gravierend ab. Vier Auspuffrohre warten dort auf ihren Einsatz. Und wehe, denen wird dann auch noch Leben eingehaucht. Dann gibt's was auf die Ohren: Ein Konzert mit vier Zylindern in der Hauptrolle. Brumm, brumm...

VW-Kenner werden es längst erraten haben, eigentlich kann es sich nur um den neuen Golf R handeln. Diese kleine Wolfsburger Wuchtbrumme. Satte 300 PS hat die unter der Haube - so viel, wie noch kein Golf zuvor, der serienmäßig auf die Straße geschickt wurde.

Klar, dass da die Vorfreude riesig ist. Also nichts wie rein in den Über-Golf. Gas geben und Spaß haben. Gestartet wird er per Knopfdruck, zum Dank gibt es einen kurzen Willkommensgruß. Oder besser ein Grollen, das selbst einem Achtzylindermotor noch alle Ehre machen würde - da müssen gewiefte Sounddesigner ihre Finger im Spiel gehabt haben.

Wer nun aber meint, der R wäre so ein Auto, mit dem man nachts zwangsläufig die ganze Nachbarschaft aufweckt, der irrt sich. In niedrigen Drehzahlbereichen lässt er sich fast geräuschlos bewegen. Aber mal ehrlich: Menschen, die sich diese Rennsemmel zulegen, pfeifen in der Regel auf geräuschlos. Auch ein Radio ist kein Muss. Der Motor macht die Musik, laut und deutlich.

Sound ist das eine, die Leistung das andere. Halten die 300 PS, was sie versprechen? Kurze Antwort: das tun sie. Auf der Autobahn kann es im Vollgasmodus eigentlich nur eine Spur geben: die linke. Dort macht ihm so schnell niemand etwas vor. Selbst gut motorisierte Limousinen, mit eiligen Geschäftsleuten am Steuer, werden bei freier Fahrt immer kleiner im Rückspiegel und verschwinden schließlich ganz. Besonders beeindruckend: Die 250-km/h-Marke, also ein Bereich in dem sich die Spreu vom Weizen trennt, nimmt dieser Golf förmlich im Sturm. Auch auf Landstraßentempo ist er zügig. In 4,9 Sekunden knackt er die 100 km/h.

Echte Rennsport-Gene im Alltagskleid also. Denn mit dem R ist selbst ein ausgiebiger Besuch beim nächsten Supermarkt kein Problem. Der Kofferraum fasst 343 Liter. Und auch Oma und Opa finden auf der Rückbank problemlos ihren Platz.

Wenn da nur der Verbrauch nicht wäre, werden viele nun denken. Doch auch mit dem kann man leben. Bei den RNZ-Testfahrten, die ihn sowohl durch die Stadt als auch über die Autobahn scheuchten, genehmigte sich der Super-Golf 9,6 Liter. Und das zugegebenermaßen bei rasanter Fahrweise.

Fazit: Mit dem Golf R hat Volkswagen ein Auto im Programm, dass voll alltagstauglich ist, gleichzeitig aber auch echtes Rennsport-Feeling vermittelt. Und das auf äußerst dezente Weise. Beim Über-Golf ist Understatement Trumpf. Wer also nicht nur schnell und komfortabel fahren will, sondern gerne auch mal ein bisschen mit seinem fahrbaren Untersatz angibt, der wird mit dem R nur bedingt glücklich werden.