Premium-Ziele fest im Blick
Das neue Crossover-SUV will durch Ambiente und Ausstattung punkten

Von Axel F. Busse
Köln. Schaut man sich in der Pariser Renault-Zentrale für die Namensgebung neuer Modelle heimlich auf der US-Landkarte um? Der Pick-Up "Alaskan" konnte solch eine Vermutung nähren und nun erinnert der "Arkana" auch irgendwie an einen dortigen Bundesstaat. Die Bezeichnung des neuen Crossover-SUVs ist in Wahrheit lateinischer Herkunft, bedeutet "Geheimnisse", doch rätselhaft ist der coupéhafte Fünftürer nicht.
Vielmehr folgt er einem Trend im Automobilbau, der durch größere Bodenfreiheit und höhere Sitzposition gekennzeichnet ist. Kunden in Russland können schon seit zwei Jahren den Arkana kaufen, dort entsteht er auf einer Dacia-Plattform. Da sich aber auf dieser Basis viele Ausstattungsmerkmale, auf die Kunden in Westeuropa großen Wert legen, nicht verwirklichen lassen, wird das jüngste Mitglied der Renault-Modellfamilie in Korea auf einer Clio- und Captur-Plattform montiert.
So international wie die Herkunft erscheinen mag, so naheliegend ist die Auswahl der verfügbaren Antriebe. Auf Dieselmotoren wird gleich ganz verzichtet, die Benziner sind elektrifiziert und haben in der ersten Auflage 140 PS. Später im Jahr sollen noch ein Vollhybrid mit 143 und ein Mildhybrid mit 160 PS folgen. Die gefahrene Startvariante nutzt zur Kraftübertragung eine siebengängige Doppelkupplungs-Automatik.
Mit 4,57 Metern Länge überragt er das Schwestermodell Captur um satte 35 Zentimeter und die Bodenfreiheit von fast 20 cm hebt ihn auf eine Dachhöhe von 1,57 Metern. Der Radstand von 2,72 Metern ist sogar geringfügig größer als der eines Mégane Grandtour, verspricht deshalb ordentliche Platzverhältnisse in der zweiten Reihe. Und tatsächlich: Nicht nur die Beinfreiheit weiß selbst hochgewachsenen Insassen zu gefallen, sondern auch der Dachhimmel ist so weit entfernt, dass keine Frisur in Unordnung zu geraten droht. Trotz der kleinen Fenster unter der C-Säule ist die Rundumsicht erstaunlich gut.
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Die Optik spielt mit ihren schwarzen Radläufen und Seitenschwellern bewusst das SUV-Thema an, Allradantrieb ist freilich nicht zu haben. Der 1,3 Liter große Vierzylinder stellt 103 kW zur Verfügung. Das sollte reichen, um einem rund 1400 Kilogramm schweren Testwagen etwas Temperament zu verleihen. Im Eco-Modus benahm sich das Auto eher betulich, zwischen Gashebelbewegung und Umsetzung durch das Getriebe verstreicht die eine oder andere "Denkpause", was an Zurückhaltung interessierte Verkehrsteilnehmer aber nicht stören dürfte. Wer konsequent auf dem rechten Pedal bleibt, kann die Erfüllung eines Versprechens vom Datenblatt erleben: 201 per GPS gemessene Stundenkilometer beruhigen alle, die es mal eilig haben sollten.
Grundsätzlich zielt Renault nicht auf die Kundschaft, denen Rennstrecken-Tempo als Erfüllung ihrer automobilen Träume gilt, sondern möchte jene umgarnen, die gediegenes Ambiente und gepflegte Ausstattung mit Premium-Ambitionen in gefälliger Verpackung suchen. Solche, die vielleicht mit einem BMW X4 oder einem Audi Q5 Sportback liebäugeln, deren finanzielle Mittel solchen Wunschträumen aber Schranken setzen.
Die Preisliste des Arkanas beginnt bei 27.850 Euro, also etwas mehr als die Hälfte dessen, was deutsche Premium-Marken für die besser ausgestatteten Varianten ihrer Vergleichsprodukte aufrufen.
Damit der Rivale als Herausforderer ernst genommen wird, wurde viel Sorgfalt auf die Gestaltung des Innenraums gelegt. Weiche Bezüge auf geschäumten Oberflächen sorgen für eine warme und freundliche Atmosphäre.
Dass sich auch mit Kunststoffen eine wertige Anmutung erzielen lässt, beweisen Cockpit und Kabinenauskleidung überzeugend. Zwar könnten die Ziffern auf den Skalen der virtuellen Instrumente ein bisschen größer und besser ablesbar sein und die tief sitzenden Gurtschlösser vorn ein wenig besser zu erreichen – den positiven Gesamteindruck von Handhabung und Funktionalität beeinträchtigt das nicht. Der 9,3 Zoll große Hochformat-Monitor ist ohne Anlernphase zuverlässig zu bedienen.
Ein rundes Dutzend Assistenzsysteme hieven den Arkana auf die Höhe der Zeit. Neun von ihnen sind schon in der Basisversion enthalten. Dazu gehören der Spurhalter, die Verkehrsschild-Erkennung und ein Notbremsassistent. In den höheren Ausstattungslinien sind zudem Autobahn- und Stauassistent enthalten, die auch als Paket für 600 Euro geordert werden können.
Der adaptive Tempomat hält zuverlässig den Abstand zum Vordermann und lässt den Wagen im Stop-und-Go-Verkehr mitschwimmen. Der Kofferraum kommt nominal auf 513 Liter Volumen, wobei sich unter dem variablen Ladeboden noch ein Staufach befindet, das Kleinteile vor dem Herumfliegen im Gepäckabteil schützt. Mit dem Umklappen der Rücksitzlehnen entsteht ein Stauvolumen von bis zu 1296 Liter.
TECHNISCHE DATEN
Renault Arkana TCe 140 EDC
Länge x Breite x Höhe (m): 4,57 x 1,82 x 1,57; Radstand (m): 2,72; Motor: R4-Turbo-Benziner, 1333 ccm, Direkteinspritzung; Leistung: 103 kW / 140 PS bei 4500 U/min; Max. Drehmoment: 260 Nm bei 1750–3500 U/min; Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h; Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,8 Sek.; WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,3 Liter; CO2-Emissionen: 122 g/km (Euro 6d); Leergewicht / Zuladung: min. 1411 kg / max. 465 kg; Kofferraumvolumen: 513–1296 Liter; Max. Anhängelast: 900 kg; Wendekreis: 11,2 m; Basispreis: 27.850 Euro