Everswinkel/Glees (dpan) - Leuchtende Blütenbälle in schrillem Rot und pinkfarbene Kaskaden, die aus den Balkonkästen hervorquellen - das sind Pelargonien. Sie gehören mit zu den schönsten, noch dazu pflegeleichten und trockenheitsverträglichen Sommerblumen.
Und doch wollte sie lange keiner mehr: Denn Pelargonien fanden sich einst viel an Bauernhäusern, und galten somit eine Zeit lang als altbacken. Dabei ist vor allem eine Gruppe der Pelargonie quasi dazu berufen, in der heutigen Zeit Karriere zu machen: Die Duftpelargonie.
Ihr besonderer Duft geht nicht von den Blüten aus, sondern im Grün sitzen ätherische Öle. "Wenn man die Blätter zwischen den Fingern reibt, ohne sie zu zerstören, wird der Geschmack sehr schnell erlebbar", sagt der Fachjournalist Andreas von der Beeck aus Everswinkel (NRW). Er ist auch Mitglied in der Fachgruppe Pelargonien der Deutschen Gartenbau Gesellschaft.
Die Duftpelargonie der Sorte 'Citronella' hat einen kräftigen Zitronenduft. Foto: dpaBasis für Pesto, Salate und Marmelade
Daher zählen diese Pelargonien auch nicht einfach nur zu den Balkon- und Sommerblumen, sondern sie werden der Gruppe der Kräuter und essbaren Pflanzen zugeordnet. Sie lassen sich in der Küche für Pesto und andere Soßen, Salate und sogar Marmelade und Bowle nutzen.
Dieses breite Spektrum hängt vor allem damit zusammen, dass die Duftrichtungen sehr unterschiedlich sind. Manche duften beziehungsweise schmecken nach Rose, andere nach Zitrone, Minze, Apfel, Muskat, Pfeffer oder Eukalyptus. Und sogar Cola-Geschmack findet sich.
In der Natur dienen die Gerüche dazu, Insekten anzulocken. Denn die Wildarten tragen eher kleine Blüten - sie müssen also durch den Duft auffallen. Aber im Laufe der vergangenen zwei Jahrhunderte haben Züchter sehr viele Kreuzungen und neue Sorten erschaffen, so dass die Duftpelargonien auch optisch sehr breit gefächert sind.
Die Blütengröße reicht von einem bis fünf Zentimeter, beschreibt der Gärtner und Pflanzendoktor Matthias Alter vom Benediktinerkloster Maria Laach in Glees (Rheinland-Pfalz). Die Blüten können einfarbig oder sogar dreifarbig sein, wenn auch "meist in Rosa-/Lilatönen".
Aus den Wurzeln dieser südafrikanischen Pelargonie (Pelargonium sidoides) wird die Arznei Umckaloabo hergestellt. Foto: dpaEinfach zu pflegen
Nur in einem Punkt aber muss man bei den meisten Duftpelargonien Abstriche im Vergleich zu den klassischen Balkonpelargonien in Kauf nehmen: Sie blühen nicht ganz so freudig. Besonders beliebt sind die Pflanzen übrigens in England, "weil der Duft von Pflanzen dort prinzipiell eine bedeutende Rolle spielt. In Deutschland flammt die Begeisterung für Duftpelargonien erst jetzt auf", so von der Beeck.
Eine Art der Duftpelargonien, die recht häufig im Handel angeboten wird, ist die Umckaloabo-Pelargonie (Pelargonium sidoides). Aus ihren Wurzeln wird auch eine Arznei gegen Erkältungsbeschwerden hergestellt.
Die Duftpelargonien lassen sich recht einfach pflegen. "Pelargonien lieben die Sonne und kommen mit Hitze sowie gelegentlicher Trockenheit gut zurecht", sagt Gärtner Alter. Ihr Bedarf an Nährstoffen ist auch nicht so hoch wie bei den blühfreudigeren Verwandten für den Balkon. Alters Tipp lautet daher: Die Duftpelargonien an einen hellen, nicht zwangsweise vollsonnigen Standort stellen und mäßig mit Wasser versorgen.
Die Sorte "Pelargonium odoratissimum" riecht und schmeckt nach Äpfeln. Foto: dpaZur Überwinterung am Wurzelballen aufhängen
"Auch die Überwinterung ist recht unkompliziert, weil Pelargonien sehr genügsam und hart im Nehmen sind", erläutert der Gärtner. Man kann Duftpelargonien im Herbst nach einem Rückschnitt in Zeitung einschlagen oder mit dem Wurzelballen nach oben luftig aufhängen.
Wichtig ist, dass die Pflanzen bis März einen frostfreien zwischen fünf und acht Grad kühlen Platz im Keller oder in der Garage haben. Bilden sich weißgelbe Triebe ist es ein Zeichen, dass der Standort zu warm ist. Diese Triebe sind später schwächer als übliche Triebe. Anfang April sollten Hobbygärtner die Pflanzen dann frisch eintopfen und dabei kräftig stutzen, rät Alter. Bricht man beim Neuaustrieb die Spitzen aus, entsteht ein gleichmäßig verzweigter Busch.
Der Gärtner empfiehlt außerdem einen regelmäßigen Rückschnitt für die Bildung eines schönen, gleichmäßigen Aufbaus der Pflanze. "Insbesondere großblättrige und breitwüchsige Arten sollten im Laufe des Sommers gelegentlich gestutzt werden", rät Alter. Dieser Rückschnitt entfällt aber, wenn man regelmäßig Triebe für die Verwendung in der Küche aberntet.
Biologische Produkte bei Verwendung in der Küche
Duftpelargonien haben im Kräuterbeet oder -topf einen festen Platz. Daher rät der Fachjournalist von der Beeck, beim Kauf darauf zu achten, dass es sich um eine Pflanze aus biologischer Produktion handelt. Wäre sie gespritzt, sollte man die Blätter nicht ohne Vorbehalt verwenden.
Aber Duftpelargonien sind ja nicht nur essbare Pflanzen. Sie sind auch hervorragende Strukturpflanzen in gemischten Beeten, erklärt von der Beeck. Die Formen der Blätter haben eine ähnlich große Bandbreite wie die Blüten. Manche sind wenige Zentimeter groß, andere nehmen einen Handteller ein. Sie können tief geschlitzt oder rund sein, manche tragen filzige Behaarung. Auch die Grüntöne variieren, teils sind die Blätter auch weiß oder gelb gezeichnet.