Ursache für Nesselsucht ist oft unklar

Hausmittel können den quälenden Juckreiz nicht lindern - Häufig sind hohe Dosen eines Antihistaminikums nötig

12.02.2015 UPDATE: 13.02.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden

Es juckt wie verrückt: Wer von einer Nesselsucht betroffen ist, leidet unter starkem Juckreiz. Foto: Friso Gentsch

Hausmittel können den quälenden Juckreiz nicht lindern - Häufig sind hohe Dosen eines Antihistaminikums nötig

Von Eva Neumann

Man streift versehentlich eine Brennnessel, und in kürzester Zeit entsteht ein juckender, roter Hautausschlag. Medizinisch gesehen ist das eine Nesselsucht (Urtikaria). Sie kann außer von der Wildpflanze von unterschiedlichen Reizen verursacht werden. Das erschwert die Behandlung enorm.

Die häufigste Form der Nesselsucht ist die spontane Urtikaria. "Bei jedem vierten Deutschen tritt irgendwann im Laufe des Lebens eine akute Urtikaria auf", erklärt Prof. Marcus Maurer, Leiter der Urtikaria-Sprechstunde an der Charité Universitätsmedizin Berlin. In der Regel heile die spontane akute Urtikaria in weniger als sechs Wochen ab. Bei etwa einem Prozent der Patienten werde sie chronisch, gehe allerdings immer wieder von alleine weg.

Die juckenden Quaddeln sind ein typisches Nesselsucht-Symptom, erklärt Sibylle Schliemann von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Ein weiteres Symptom können tiefe Schwellungen der Haut - sogenannte Angioödeme - sein. "Ist davon beispielsweise die Mundschleimhaut betroffen, kann es lebensgefährlich werden", sagt Sonja Lämmel, Ökotrophologin beim Deutscher Allergie- und Asthmabund.

Die Betroffenen schränkt der Juckreiz erheblich ein. "Gegen den quälenden Juckreiz gibt es keine lindernden Hausmittel. Einige Patienten stellen sich unter die Dusche, doch das verschlimmert das Jucken häufig nur", erläutert Schliemann.

Beim Dermatologen oder in einem speziellen Urtikaria-Zentrum können die akuten Quaddeln oder Angioödeme behandelt werden. "Dazu wird ein Antihistaminikum in bis zu vierfacher Dosis verabreicht", erklärt Sonja Lämmel. Viele niedergelassene Dermatologen verschrieben Kortison. "Doch das ist nicht das Mittel der Wahl." Irgendwann sei der jeweilige Schub zu Ende. Doch der nächste Schub komme bestimmt, weil nicht nach den Ursachen gesucht wurde. Der behandelnde Arzt hinterfragt dazu die Vorgeschichte, die Umstände des Ausbrechens der Nesselsucht und deren Verlauf und hat dabei die lange Liste möglicher Auslöser im Blick.

"In bis zu 40 Prozent der Fälle wird tatsächlich keine Ursache gefunden", sagt Schliemann. Für die Mehrheit der Patienten ist damit eine weitere medikamentöse Behandlung unumgänglich. Bis vor kurzem wurden dafür ausschließlich Antihistaminika eingesetzt. Seit Anfang dieses Jahres gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, Patienten, bei denen Antihistaminika nicht helfen, den Anti-IgE-Antikörper Omalizumab unter die Haut zu spritzen. "Durch diese vorbeugende Therapie werden nach bisherigen Studien 60 bis 90 Prozent der Behandelten beschwerdefrei. Die Wirkung hält vier bis sechs Wochen an", sagt Maurer.