Wenn Glücksspiel zur Sucht wird
Angehörige sollten konsequent bleiben - Wo Betroffene Hilfe finden

RNZ. Kann man jemanden davon abhalten, sein Geld in der Spielhalle zu lassen? Wie spreche ich eine mögliche Glücksspielsucht an? Diese und andere Fragen rund um das Thema Glücksspielsucht beantworteten Expertinnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bei einer RNZ-Leseraktion. Hier die wichtigsten Antworten im Überblick.
Mein Sohn studiert. Jetzt habe ich bemerkt, dass er um Geld spielt und schon viel verloren hat. Was soll ich tun? Er wird von uns im Rahmen des Studiums finanziell unterstützt.
"Sie können ihm mitteilen, dass Sie bereit sind, sein Studium zu finanzieren, nicht aber sein Glücksspiel", rät eine der Expertinnen. Je klarer das formuliert werde, desto besser sei die Orientierung für den Sohn. Spiele er trotzdem weiter, könnten die Überweisungen eingestellt werden. Ganz wichtig: Es sollte nicht mit Maßnahmen gedroht werden, zu denen man nicht wirklich bereit ist. Angehörige müssen komplett dahinterstehen, sonst werden sie nicht ernst genommen.
Mein Bruder verzockt sein ganzes Geld bei Online-Spielen. Seit ich ihm gesagt habe, dass er spielsüchtig ist, spricht er nicht mehr mit mir. War das falsch?
Oft kommt man weiter, wenn man dem Betreffenden sagt, wie es einem geht und wie man selbst das Glücksspiel erlebt. Man kann auch sachlich mitteilen, was man beobachtet und wie es einem damit geht. Eine direkte Konfrontation mit der Aussage, dass der Betreffende spielsüchtig ist, überfordert diesen in der Regel. Denn es ist ein langer Weg bis zu der Erkenntnis, dass man dem Glücksspiel verfallen ist.
Ab und an hat mein Enkel schon Momente, in denen er vom Glücksspiel weg will. Aber dann verschwindet er wieder in der Spielhalle. Was kann ich tun?
Wichtig ist, mit dem Betreffenden im Gespräch zu bleiben. Hat dieser schon selbst bemerkt, dass er etwas ändern muss, kann man ihn ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Beratungsstellen in der Region sind im Internet unter www.check-dein-spiel.de zu finden.
Spiele der Betreffende weiter, bleibe nur dafür Sorge zu tragen, dass er die Konsequenzen seines Glücksspiels mit aller Wucht spüre, raten die Expertinnen. Keinesfalls sollte man ihm Geld leihen. Das wäre in etwa das Gleiche, als würde man einem Alkoholsüchtigen eine Flasche Schnaps hinstellen.
Mein Freund verspielt mehr und mehr Geld. Er ist inzwischen auch sehr lange in der Spielhalle und ich sehe ihn seltener. Wie kann ich ihn vom Spiel abbringen?
Es besteht die Möglichkeit, in einer ruhigen Stunde mit dem Lebenspartner sachlich darüber zu sprechen, was man über das Glücksspiel des Partners denkt und wie es einem damit geht, wenn er mehr und mehr Zeit in der Spielhalle verbringt. Am besten spricht man dabei in der Ich-Form. Es bleibt nur die Chance dabei zu helfen, dass der Partner sein Spiel als Problem erkennt. Verändern kann er sich nur selbst.
Hilfe findet der Betroffene bei Suchtberatungsstellen. Ist ihm das Spiel wichtiger als die Partnerschaft, dann bleibt nur zu überlegen, wie man das eigene Leben weiter gestalten möchte. Reicht es, klare Grenzen zu ziehen oder sollte man überlegen, wie lange der Kontakt unter diesen Umständen noch aufrechterhalten werden kann. Beratungsstellen für Angehörige finden sich im Internet unter www.dajeb.de.
> Ich spiele fast täglich an den Automaten in der Spielhalle. Jetzt reicht auch der Dispo-Kredit nicht mehr. Was kann ich tun? Dann ist ja bereits klar, dass mit dem Glücksspiel Geld verloren, aber nicht gewonnen wird. Ein guter Zeitpunkt, um sich jetzt gleich an eine Beratungsstelle zu wenden. "Nutzen Sie die Momente der Motivation aus. Wenn man zu lange wartet, verfliegt sie wieder", so eine der Expertinnen.
> Ich habe zu viel Geld in den Automaten gelassen und will eine Therapie. Der erste Termin ist aber erst in zwei Monaten. Kann ich schon allein etwas tun? Ein Suchttagebuch kann ein guter Anfang sein. Dafür braucht man nur eine Tabelle mit drei Spalten. In die erste Spalte kommt das Datum, an dem gespielt wurde. In der zweiten Spalte wird notiert, wie die Situation war, in der man sich zum Glücksspiel entschlossen hat. Und in die dritte Spalte kommt, was einen anstelle des Glücksspiels hätte zufriedenstellen können.
Info: Telefonberatung des Deutschen Toto- und Lotto-Blocks und der BZgA: 0800/13 72.700.( Montag bis Donnerstag 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr).