Gegen Grippe gewappnet
Das Wichtigste zur Impfung - Wem sie empfohlen wird - Schutz nach zwei Wochen aufgebaut

Von Andrea Hentschel
Mit der kalten Jahreszeit steht auch die neue Grippesaison bevor. Ab Oktober sollten vor allem Risikopatienten darüber nachdenken, sich gegen Influenza impfen zu lassen – am besten auch gegen andere Atemwegserkrankungen wie RSV und Pneumokokken.
Wann beginnt die Grippewelle? Der genaue Zeitpunkt ist nicht vorhersagbar. In den vergangenen Jahren erreichte die Grippewelle meist nach der Jahreswende ihren Höhepunkt. Dabei stiegen die Fallzahlen ab Ende September an.
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Impfung? Die Impfung sollte von Oktober bis Mitte Dezember erfolgen. Sie kann auch später nachgeholt werden, selbst zu Beginn einer Grippewelle. Dann aber steigt das Risiko, sich zu infizieren, bevor der Impfschutz aufgebaut ist. Dieser ist erst nach zehn bis 14 Tagen erreicht.
Wie viel Impfstoff steht zur Verfügung? Bislang stehen nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts rund 18,3 Millionen Impfdosen bereit. In der vergangenen Saison waren es unter dem Strich rund 20 Millionen. Grippeimpfstoff kann nicht nachproduziert werden, weil der Herstellungsprozess aufwendig ist und der Impfstoff für die kommende Saison längst produziert ist.
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Wer sollte sich impfen lassen? Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Grippeschutzimpfung in erster Linie Menschen im Alter von über 60 Jahren, chronisch Kranken mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma oder Herzkreislauferkrankungen, Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen, medizinischem Personal und Pflegekräften sowie Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel.
Angeraten wird die Grippeimpfung neuerdings auch Menschen, die privat oder beruflich häufigen und direkten Kontakt zum Beispiel zu Schweinen, Geflügel, Wildvögeln und Robben haben. Hintergrund ist die Ausbreitung der Vogelgrippe mit der möglichen Entstehung neuartiger Viren. Die ausdrückliche Empfehlung für Risikopatienten bedeutet aber nicht, dass allen anderen Menschen von einer Impfung abgeraten wird.
Welche Impfstoffe gibt es? Bei den in Deutschland zugelassenen Influenzaimpfstoffen handelt es sich meist um Totimpfstoffe, die inaktivierte Viren beziehungsweise Bestandteile davon enthalten. Für ältere Menschen ist zudem ein Impfstoff mit Adjuvantien, das sind Wirkverstärker, sowie ein weiterer mit einer höheren Menge Antigen ebenfalls für eine verbesserte Wirksamkeit zugelassen. Kindern kann auch ein Lebendimpfstoff als Nasenspray verabreicht werden.
Schützt eine Impfung in jedem Fall? Nein, einen hundertprozentigen Schutz vor Grippe gibt es nicht. Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge lag die Wirksamkeit in den vergangenen Jahren bei 20 bis 60 Prozent. Die Unsicherheit betrifft vor allem Ältere, deren Immunsystem generell weniger gut auf Impfungen anspricht. Es hat aber auch mit den sich ständig ändernden Viruseigenschaften zu tun.
Es kann auch sein, dass die zirkulierenden Influenzaviren nicht gut mit den im Impfstoff enthaltenden Virusstämmen übereinstimmen. Deshalb kann es auch bei Geimpften zu einer Influenzaerkrankung kommen, in der Regel aber mit milderem Verlauf. Für Deutschland wird geschätzt, dass die Grippeschutzimpfung jährlich rund 400.000 Influenzaerkrankungen bei über 60-Jährigen verhindert.
Wie hoch sind die Impfquoten? Da ist noch viel Luft nach oben. Analyse zufolge lag die Impfquote bei den über 60-Jährigen zuletzt nur bei rund 38 Prozent und damit deutlich unter der Zielvorgabe der Europäischen Union von 75 Prozent. Auch das Klinikpersonal war laut RKI in der vergangenen Grippesaison nur zu 56 Prozent geimpft.
Sollte zeitgleich gegen andere Atemwegserkrankungen geimpft werden? In der kalten Jahreszeit zirkulieren neben Grippeviren auch noch Corona, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und Pneumokokken. Auch dagegen werden Risikopatienten und Älteren Impfungen empfohlen. Die Covid-19-Impfstoffe und auch die RSV-Impfung können zusammen mit einer Influenzaimpfung auf Basis eines Totimpfstoffs gegeben werden.
Gleiches gilt für die Pneumokokken-Impfung, die zum Beispiel vor Lungenentzündung schützen soll. Bei Influenzaerkrankungen kommt es gehäuft zu Sekundärinfektionen mit Pneumokokken.
Symptome schwer zu unterscheiden
Wie unterscheiden sich Grippe, Corona, RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) und eine banale Erkältung? Eine Unterscheidung nur anhand der Symptome ist im Prinzip nicht möglich. Allerdings: Im Gegensatz zu einer normalen Atemwegserkrankung, die meist nach wenigen Tagen überstanden ist, schlägt die Virusgrippe oft schnell und heftig zu. Symptome können plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und trockener Reizhusten sein.
Allerdings gibt es sowohl bei Grippe als auch bei Corona und Erkältungen leichte Verläufe ohne Fieber, die nur durch Laborbefunde eindeutig unterschieden werden können. Bei RSV kann insbesondere Husten auch mehr als vier Wochen anhalten.
Gut zu wissen: Sowohl gegen Corona als auch gegen RSV und Pneumokokken gibt es – wie auch gegen Grippe und anders als bei einer stinknormalen Erkältung – eine Impfung.
Lange Nacht des Impfens
Zahlreiche Arztpraxen und Apotheken laden an diesem Mittwoch, 8. Oktober, zur "Langen Nacht des Impfens" ein. Bis zu später Stunde ist es an dem Tag möglich, sich gegen Corona und Grippe impfen zu lassen. Laut aktuellem Stand nehmen deutschlandweit mehr als 350 Einrichtungen teil (https://lange-nacht-des-impfens.de/).
Die Aktion findet das dritte Jahr in Folge statt. Ziel ist es, auf die anstehende Impfsaison aufmerksam zu machen und die Impfquoten in Deutschland zu erhöhen. Insbesondere bei der Grippe sind die Quoten niedrig. Nach Daten des Robert Koch-Instituts waren in der Saison 2023/2024 nur etwa 38 Prozent der über 60-Jährigen gegen Influenza geimpft. Ziel der Weltgesundheitsbehörde (WHO) ist in dieser Altersgruppe eine Quote von 75 Prozent. Auch bei den Covid-19-Auffrischimpfungen bestehen Experten zufolge große Lücken.