Hier waren "echte" Ritter und Prinzessinnen

Im Schlosshof wurde es am Sonntag fürstlich - Bis zu 7000 Besucher kamen zum Kinderfest

01.09.2013 UPDATE: 01.09.2013 18:15 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Was für ein Vergnügen beim Kinderfest im Schlosshof! Prinzessin Ronja feierte hier mit drei weiteren 'Prinzessinnen' ihren fünften Geburtstag (links). Wer einen Strumpf mit Stroh stopfte, der hielt bald ein eigenes Steckenpferd in Händen (rechts). Fotos (4): Hentschel


Von Marion Gottlob

Wer glaubte, dass es hier einfach nur um Unterhaltung und Spaß für Kinder ging, der täuschte sich gewaltig. Für die meisten kleinen Leute war es eine ernste Angelegenheit, als sie auf dem Kinderfest im Hof des Heidelberger Schlosses in die Welt der Kurfürsten eintauchten. Da wurde die Vergangenheit nicht nur "gespielt", sondern die meisten Kinder gingen in ihrer Rolle als Prinzessin, Ritter oder Pirat voll auf. Gekommen waren bis zu 7000 Besucher. "Die Eltern haben die Ferienzeit genutzt", freute sich Ines Goswin von "Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg".

Spontan hatte sich Simone Chilf aus Mannheim auf den Weg gemacht, um in Heidelberg den fünften Geburtstag von Tochter Ronja zu feiern. Begleitet wurde das Geburtstagskind von drei weiteren Prinzessinnen, alle im rosa Kostüm mit silberner Krone. "Heute", so Ronja, "bin ich wie eine Prinzessin frisiert, nämlich wie meine Mama."

Der Ernst des höfischen Lebens begann schon mit der Begrüßung durch Hofdame Charlotte: "Wollt Ihr wie ein Kurfürst sein?" Der musste früher eine Menge lernen - die deutsche und französische Sprache waren selbstverständlich, Englisch und Tschechisch erwünscht. Außerdem standen "Regieren" und "Tanzen" auf dem Lehrprogramm. Julian (8) aus der Nähe von Speyer machte große Augen. Ob das zu schaffen war? Immerhin eine hübsche Krone hatte er schon gebastelt und auch eine "Hochzeitstorte" in Form eines Muffins mit Zuckerguss verziert.

Auch die fünfjährige Nila war zunächst ein wenig verschüchtert, als sie von dem höfischen Lehrplan hörte. Aber dann setzte sie beherzt wie Hofdame Sophie einen Fuß vor den anderen und ließ sich elegant in einen Hofknicks sinken. Anschließend studierte sie die ersten Schritte für einen höfischen Tanz ein - wer das geschafft hat, für den ist der Rest sicher nur noch ein Klacks!

Ein richtiges Gedränge herrschte dort, wo sich die höfische Gesellschaft mit einem fahrbaren Untersatz - Pardon! - mit einem Steckenpferd versorgte. Da stopften Väter wie Mütter mit konzentrierten Gesichtern Stroh in bunte Socken und stülpten dann den Strumpf über einen Besenstil. Anschließend war Raffinesse gefragt, wenn dem Pferd die Augen aufgeklebt wurden. "Achtung, jetzt hat sich das Auge wieder gelöst", hörte man allerorten. Einige Mütter und Väter mussten ihren Nachwuchs beruhigen: "Ich kann nicht schneller basteln."

Bei den Piraten wurde manche Prinzessin schwach und war bereit, ihren "Beruf" zu wechseln. Zu lustig war die Erzählung der Piratin von ihrer Suche nach einem Schatz bei den Kannibalen. Während sich Erwachsene vielleicht ein wenig ekelten, waren die Kinder einfach nur begeistert.

Außergewöhnlich ernst wurde es dann wieder bei Kurfürst Ludwig: "Seid fleißig und tapfer, dann wird aus dem Knappen ein Ritter." Danach gab es mit dem "Schwert" einen richtigen "Ritterschlag". Ritter Jonathan (5) war so erfüllt, dass ihm die Worte fehlten.

Rund 15 Gästeführer und -führerinnen sowie Kulturschaffende waren in Kostümen im Einsatz. Die Organisation lag bei Yvonne Fritz von dem Verbund "Kulturlotsen". Mutter Beate Roller lobte: "Die haben das richtig nett gemacht."