Corporate Social Responsibility

"Wir können unseren Beitrag leisten"

Die "Soziale Verantwortung" hat seit Jahrzehnten einen hohen Stellenwert bei SAP.

30.03.2022 UPDATE: 31.03.2022 19:00 Uhr 5 Minuten, 6 Sekunden
Beim Programm „Cleverlinge“ kümmert sich je eine Mentorin oder ein Mentor von SAP intensiv um einen Schüler oder eine Schülerin. Foto: SAP

Von Barbara Klauß

Walldorf. Das gesellschaftliche Engagement ist – schon durch die Gründerväter –  immer Teil der SAP gewesen. Weltweit arbeiten bei SAP rund 16 Kollegen in diesem Bereich. Eine davon ist Gabriele Hartmann, die beim Softwarekonzern für "Corporate Social Responsibility" in Mittel- und Osteuropa verantwortlich ist.

Weshalb engagiert sich SAP in diesem Bereich?

Das Thema hat in den zurückliegenden Jahrzehnten insgesamt einen ganz neuen Stellenwert erhalten, nicht nur bei der SAP. In den 1990er und 2000er Jahren war soziale Verantwortung vielleicht noch "nice to have". Das ist heute nicht mehr so. Denn die Anforderungen an Unternehmen sind gewachsen – sowohl mit Blick auf die Nachhaltigkeit als auch bei der sozialen Verantwortung. Potenzielle Mitarbeiter fordern das immer stärker ein. Zudem fragen auch Investoren gezielt danach, was Unternehmen in diesen Bereichen vorzuweisen haben.

Gabriele Hartmann ist bei SAP zuständig für „Corporate Social Responsibility“. Foto: SAP

Und was genau tun Sie und Ihr Team in diesem Bereich?

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Wir kümmern uns um gesellschaftliche Herausforderungen, die wir als relevant für das Unternehmen oder für unser Ökosystem identifiziert haben. Zum einen wollen wir dazu beitragen, dass alle Zugang zum wirtschaftlichen System haben, auch diejenigen, die mit schlechteren Karten auf die Welt gekommen sind. Dazu gehört natürlich das Thema Bildung und die Frage: Wie findet man einen Job, der es einem ermöglicht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen – ohne abhängig zu sein von der Wohltätigkeit anderer. Außerdem unterstützen wir gemeinnützige und Sozialunternehmen – also Menschen, die ein gesellschaftliches Problem wirtschaftlich lösen wollen, wie etwa die Vermittlung von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Und wir setzen uns für Nachhaltigkeit ein. Wir unterstützen unsere Kollegen, wenn sie sich als "Corporate Volunteers" engagieren möchten, und zum Beispiel als Team einen Spielplatz renovieren oder ein Waldstück reinigen.

Wie muss man sich die Unterstützung von Sozialunternehmen vorstellen?

Wir arbeiten mit den verschiedenen Organisationen wie zum Beispiel "Social Impact Award", das jungen Menschen eine Möglichkeit bietet, zusammen bei der Frage, ob in einem gesellschaftlichen Problem, das sie umtreibt, eine Geschäftsidee steckt. Das machen wir seit 2011. Gerade starten wir in die nächste Phase.

Im Oktober 2020 haben wir die Initiative "5 & 5 by ’25" gestartet: Bis 2025 wollen wir fünf Prozent der adressierbaren Ausgaben im Einkauf mit Sozialunternehmen machen sowie fünf Prozent mit Unternehmen, die Vielfalt fördern. Dafür brauchen wir natürlich auch andere Player im Wirtschaftssystem. Sozialunternehmen oder solche, die beispielsweise von Menschen gegründet wurden, die Minderheiten angehören, können da eine große Rolle spielen.

Solche Unternehmen sind sie häufig viel kleiner und wendiger. Allerdings stellt sich dann auch die Frage, wie ich ein solches Schnellboot in Kontakt bringe mit einem großen Schiff wie etwa der SAP. Das ist gerade ein ganz großes Thema.

Hintergrund
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Ein zweiter Schwerpunkt ist die Vermittlung der Fähigkeiten, die die Jugendlichen von heute für ihr künftiges Leben brauchen.

Ja, auch hier gibt es eine Weiterentwicklung in unserer Strategie. Wir haben uns in den letzten Jahren sehr erfolgreich und mit viel Leidenschaft für das Thema Programmieren eingesetzt, zum Beispiel mit unserer Coding Initiative "Meet and Code" – den Kindern und Jugendlichen also versucht zu vermitteln, dass sie vor IT keine Hemmungen zu haben brauchen und dass es spannender sein kann, einen Roboter zu programmieren als nur mit ihm zu spielen. Inzwischen haben wir unsere Coding-Initiative auf 35 Länder ausgeweitet – auch auf solche, in denen sich die Zivilgesellschaft gerade entwickelt und wo Kinder nicht so selbstverständlichen Zugang zu diesen Themen haben wie etwa hier in der Metropolregion. Eine Affinität zur IT ist sicherlich eine Fähigkeit, die Jugendliche in der Zukunft brauchen werden. Aber es ist sicherlich nicht die einzige, um selbstbestimmt seinen eigenen Weg zu finden.

Wie entscheiden Sie, was aus Ihrer Sicht wesentlich ist und was gefördert werden sollte?

Das ist immer ein gemeinsamer Weg mit Partnern. Keines unserer Projekte ist am Reißbrett entstanden. Wir haben ein großes Netzwerk aus gemeinnützigen Partnern zum Beispiel im Bildungsbereich, mit denen wir uns austauschen. Gemeinsam überlegen wir dann, was SAP am besten beitragen kann. An diesem Bedarf orientieren wir uns dann. Wobei Unternehmen natürlich nicht dazu da sind, die öffentliche Hand zu ersetzen. Dafür sind wir ja politisch überhaupt nicht legitimiert. Aber wir können ergänzen, zusammenarbeiten und unseren Beitrag leisten.

Und unsere Expertise ist nun mal, wie Wirtschaft funktioniert – weil unsere Software dazu beiträgt, dass Unternehmen ihre Produktion, ihre Geschäfte abwickeln können. Diese Expertise bringen wir in unsere Partnerschaften mit ein, zum Beispiel, indem Kollegen als Coaches und Mentoren mit Sozialunternehmen zusammenarbeiten.

Wenn wir uns für Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten einsetzen, machen wir das genauso. Auch dort fragen wir die Leute etwa in den Schulen, was die Jugendlichen brauchen, die mit schlechteren Startbedingungen aufwachsen. Deutschlandweit, und auch hier in der Metropolregion, unterstützen wir beispielsweise "Teach First", eine Organisation, die vor allem an Brennpunktschulen arbeitet, oder auch "climb", die Lernferien für sozial benachteiligte Kinder anbieten.

Wie sehr spielt dabei die Überlegung eine Rolle, von welchen Fähigkeiten der jungen Leute SAP profitieren könnte? Etwa der Gedanke, mehr Jugendliche an das Digitale heranzuführen?

Das ist sehr wichtig. Und es ist auch völlig legitim, dass Unternehmen überlegen, welche Talente sie in Zukunft brauchen. Im Gegensatz zu den ersten Jahren, in denen sich das soziale Engagement vor allem auf das Spenden konzentriert hat – was ohne Zweifel auch wichtig ist, etwa bei großen Katastrophen wie der Flut im Ahrtal im vergangenen Jahr oder aktuell für die Ukraine – ist gesellschaftliches Engagement von Unternehmen heute nicht mehr nur Philanthropie, sondern ein soziales Investment.

Fast alle unserer Programme, darunter auch die Cleverlinge, bei denen sich je ein Mentor von SAP intensiv um einen Schüler von der Emmertsgrund-Schule kümmert, werden auch wissenschaftlich begleitet, um herauszufinden, ob sich dadurch wirklich etwas positiv für die Schüler verändert. Da es ein soziales Investment ist, fragen wir uns immer wieder: Gibt es einen Impact, verändert sich etwas? Oder blasen wir da einfach Geld zum Fenster raus?

Können Sie beziffern, was solche Programme das Unternehmen kosten?

Da sind wir zurückhaltend.

Was ist denn das Ziel bei den Cleverlingen?

Cleverlinge ist eine Kooperation zwischen Schule, Eltern und Mentoren. Die Kinder, die die Emmertsgrund-Schule besuchen, haben zu 80 Prozent einen Migrationshintergrund. Das heißt, das Thema Sprache ist für sie eine ganz große Herausforderung. Also versuchen die Mentoren in den fast drei Stunden, die sie pro Woche mit dem Kind zusammen sind, dessen Sprachkompetenz zu fördern. Außerdem soll ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. Und viele lernen eine ganz neue Welt kennen, allein dadurch, dass sie zur SAP kommen. Viele entwickeln den Wunsch, später auch dort zu arbeiten. Das ist ein guter Anknüpfungspunkt für den Mentor zu sagen: Das kannst du machen, aber dann ist die Schule wichtig für dich, dann musst du lernen. In den Untersuchungen wurde festgestellt, dass sich die Lernbegeisterung tatsächlich erhöht hat und dass Kinder auf Schulen wechseln konnten, für die sie ursprünglich nicht vorgesehen gewesen waren.

Außerdem geht es darum, die Vision, die jedes Kind für sein Leben entwickelt, zu erweitern: Es geht darum herauszufinden, wo die eigentlichen Talente liegen und das zu fördern, was in den Kindern steckt. Gerade auch Mädchen sollen in diesen Programmen erfahren, dass es für sie viele Berufsperspektiven geben kann.

Sie hatten gesagt, Sie überlegen derzeit, welche Zukunftsfähigkeiten Jugendliche heute brauchen?

Hier gibt es viele unterschiedliche Ansätze: Von ganz praktischen Dingen wie E-Mails schreiben oder Bewerbertraining, aber auch komplexere Fähigkeiten wie kreatives und lösungsorientiertes Denken oder Teamfähigkeit. Aber das ist ein weites Feld. Und sicher ist auch: Dies schafft kein Unternehmen allein – egal, wie groß das Engagement ist. Dazu braucht es alle, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und öffentlichen Sektor.

Es geht also darum, dass sich die Jugendlichen in einer komplexer werdenden Welt, die immer mehr Anforderungen stellt, immer schneller Informationen bereitstellt und sich immer schneller verändert, zurechtfinden können?

Genau. Viele Eltern stellen für ihre Kinder eine "Rundumförderung" sicher. Als SAP möchten wir uns daher gerade für die Kinder einsetzen, bei denen dies nicht der Fall ist. Nicht, weil deren Eltern es nicht wollen – aber vielleicht, weil sie es allein nicht schaffen. Hier zu unterstützen und zu fördern – darum geht es uns vor allem.

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